Papst Leo XIV. spricht „Cyberapostel“ heilig

Mehr als 100.000 Pilger aus aller Welt nahmen auf dem Petersplatz an der Feier teil. Neben Acutis wurde auch Pier Giorgio Frassati (1901–1925), bekannt für sein soziales Engagement und seinen Einsatz für Benachteiligte, zur Ehre der Altäre erhoben. Für Leo XIV., seit Mai Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken, waren es die ersten Heiligsprechungen seiner Amtszeit. In seiner Predigt forderte er die Jugend auf, ihr Leben nicht zu vergeuden, sondern es – wie die beiden neuen Heiligen – Gott zuzuwenden.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan
Mehr als 300 Bischöfe, 1.700 Priester sowie zahlreiche Kardinäle begleiteten die Zeremonie. Aufgrund der riesigen Pilgerschar galten strenge Sicherheitskontrollen mit Metalldetektoren. Viele Gläubige reisten in Sonderzügen oder Reisebussen an, teils warteten sie seit den frühen Morgenstunden auf Einlass.
Ursprünglich hätte Acutis bereits am 27. April, am Sonntag nach Ostern, heiliggesprochen werden sollen. Doch die Feier wurde nach dem Tod von Papst Franziskus verschoben. Nun setzte Leo XIV. das Zeichen: Der „erste Heilige der Generation Y“ gehört endgültig zur langen Reihe von mehr als 10.000 katholischen Heiligen.
Vom Teenager zum Kult-Heiligen
Um Carlo Acutis ist seit Jahren ein regelrechter Hype entstanden. Schon zu seiner Seligsprechung 2020 in Assisi pilgerten Massen zu seinem gläsernen Sarg, in dem er in Jeans, Turnschuhen und Trainingsjacke liegt. Eine Million Menschen besuchten 2024 den Sarg, der sogar per Livestream betrachtet werden kann. Sein Herz reiste im vergangenen Jahr in einem Reliquienschrein quer durch Europa – auch im deutschsprachigen Raum drängten sich junge Gläubige in die Kirchen.
Souvenirshops in Assisi verkaufen heute Andenken an den „Cyberapostel“, Biografien und Filme beleuchten sein Leben. Kritiker warnen zwar vor einem regelrechten Reliquienkult, doch für viele Jugendliche bleibt er ein Idol.
Zwei Wunder anerkannt
Die Heiligsprechung wurde möglich, nachdem der Vatikan zwei Wunder anerkannte: medizinisch unerklärliche Heilungen, die auf Acutis’ Fürsprache zurückgeführt werden. Seine Mutter Antonia Salzano erzählt oft von seiner besonderen Spiritualität: Schon als Kind wollte Carlo täglich die Messe besuchen, nannte die Eucharistie seine „Autobahn zu Gott“ und setzte sich mit seinem Taschengeld für Bedürftige ein.
Neben Sportarten wie Tennis, Karate und Skifahren begeisterte ihn auch das Internet: Er gestaltete Webseiten für seine Gemeinde und dokumentierte über 100 eucharistische Wunder auf einer eigenen Website – ein digitales Werk, das ihm den Titel „Influencer Gottes“ einbrachte.






