110 Jahre Soldatenfriedhof in Brixen/Vahrn – ein Stück Tiroler Geschichte

Brixen als Lazarettstadt und die Entstehung des Friedhofs
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Brixen zu einer bedeutenden Lazarettstadt. Verwundete aus den Dolomiten- und Ortlerfronten wurden hier versorgt – viele von ihnen überlebten ihre schweren Verletzungen jedoch nicht. Um den Toten eine würdige letzte Ruhestätte zu geben, pachtete der Stadtrat von Brixen 1915 ein rund 3.000 Quadratmeter großes Grundstück in der Nachbargemeinde Vahrn. Die Bevölkerung unterstützte die Anlage durch Spenden.
Am 8. August 1915 wurde der Friedhof feierlich eingeweiht. Schon ein Jahr später erhielt er mit der Gedächtnis- und Messkapelle sein zentrales Bauwerk. Entworfen wurde sie vom Tiroler Architekten Ernst Pfretzschner, der auch in Innsbruck Spuren hinterließ.
Die Gefallenen
Auf dem Friedhof ruhen 1.454 Kriegstote:
– 1.229 österreichisch-ungarische Soldaten und 119 russische Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg,
– 106 deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die Gräber sind mit schlichten Natursteinkreuzen versehen, die jeweils die Namen zweier Gefallener tragen.
Gedenktafeln hinter der Kapelle
Besonders eindrucksvoll sind die Tafeln an und hinter der Kapelle:
– Drei Tafeln erinnern an die Gefallenen aus Brixen im Ersten Weltkrieg,
– eine weitere Tafel gedenkt den Gefallenen und Vermissten der Stadt im Zweiten Weltkrieg.
Diese Inschriften machen den Friedhof nicht nur zu einer militärischen Begräbnisstätte, sondern auch zu einem Ort persönlicher Erinnerung für viele Familien im Eisacktal.
Pflege und Renovierungen
Die Anlage wird seit jeher von einem Komitee betreut. Damit der Friedhof nicht verfiel, fanden größere Renovierungen in den Jahren 1958 und 1978 statt. Bis heute wird das Areal regelmäßig gepflegt, sodass es als würdiger Erinnerungsort erhalten bleibt.
Bis in die Gegenwart hinein ist der Soldatenfriedhof ein Ort der Begegnung und der Erinnerung. Jedes Jahr am Seelensonntag versammeln sich Schützenkompanien, Traditionsverbände und Abordnungen aus dem ganzen Eisacktal, um den Gefallenen die Ehre zu erweisen. Diese Feiern verdeutlichen den festen Platz des Friedhofs in der heimischen Erinnerungskultur.
Ein Mahnmal mit Botschaft
110 Jahre nach seiner Gründung ist der Soldatenfriedhof in Vahrn mehr als eine Kriegsgräberstätte. Er steht für Leid und Verlust, zugleich aber auch für den Zusammenhalt der Tiroler Bevölkerung in schweren Zeiten. Für viele Einheimische ist er ein Teil der eigenen Familiengeschichte.
Damit ist die Anlage nicht nur ein stiller Ort des Gedenkens, sondern auch ein Stück gelebte Heimatgeschichte – und eine Mahnung für kommende Generationen, dass Frieden niemals selbstverständlich ist.






