von Alexander Wurzer 28.08.2025 09:00 Uhr

Roland Stauder: „Inklusion ist zur Ausrede geworden, um Untätigkeit zu verschleiern“

Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres schlägt Roland Stauder, Obmann der Freiheitlichen, Alarm: Die Sprachpolitik der SVP gefährde die Zukunft der deutschen Schule als Minderheitenschule. Kinder ohne Deutschkenntnisse würden „hineingeworfen“, das Niveau sinke, Lehrer und Schüler seien überfordert.

Freiheitlichen-Obmann Roland Stauder: "Unsere Geduld mit der SVP-Sprachpolitik neigt sich dem Ende zu. "- Foto: Die Freiheitlichen

Scharfe Worte findet Stauder vor allem für Landesrat Philipp Achammer, dessen Ablehnung von Willkommensklassen er als „fahrlässig“ bezeichnet. Im Gespräch mit UT24 kündigt Stauder an: „Unsere Geduld neigt sich dem Ende zu.“

In Kürze beginnt das neue Schuljahr. Gerade an den deutschen Schulen wächst die Sorge, dass Kinder ohne ausreichende Sprachkenntnisse das Lernniveau belasten. Teilen Sie diese Bedenken?

Ja, absolut. Diese Sorgen sind berechtigt. Wenn Kinder ohne Sprachbasis sofort in Klassen mit deutschsprachigen Kindern gesetzt werden, leidet nicht nur deren eigenes Lernen, sondern auch das der anderen. Das „Recht auf Niveau“ deutscher Kinder wird systematisch untergraben – und das darf nicht länger ignoriert werden.

Landesrat Achammer lehnt Willkommensklassen kategorisch ab. Halten Sie es für verantwortungsvoll, Kinder ohne Sprachbasis sofort in den Regelunterricht zu schicken?

Nein, das ist nicht verantwortungsvoll, sondern fahrlässig. Wer Kinder ohne Deutschkenntnisse einfach „hineinwirft“, bremst alle anderen. Das ist keine Inklusion, sondern Gleichmacherei auf niedrigstem Niveau.

Viele Eltern fragen sich, ob die Unterrichtsqualität langfristig leidet. Welche konkreten Maßnahmen zur Sprachförderung halten Sie für notwendig – Willkommensklassen, verpflichtende Vorkurse oder andere Modelle?

Notwendig sind verpflichtende Vorkurse und intensive Sprachförderung vor dem Einstieg in den Regelunterricht. Wo nötig, braucht es Willkommensklassen. Wer behauptet, das sei „Absonderung“, hat nicht verstanden, dass echte Integration Sprachkompetenz voraussetzt. Ohne Sprachgrundlage ist alles andere bloß Schönfärberei. Während Alt-Landeshauptmann Durnwalder Sprachschulen, Sprachtests und Sprachquoten zur Debatte stellte, obwohl er diese letztlich nicht umsetzte, erleben wir inzwischen, dass die SVP-Linke einen ideologisch gänzlich anderen Weg fährt und zwar zu Lasten unseres Landes.

Die SVP spricht von „Inklusion statt Absonderung“. Kritiker sehen darin ein Absenken des Niveaus und eine Überforderung von Lehrkräften und Schülern. Stimmen Sie zu?

Ja. „Inklusion“ ist zur Ausrede geworden, um Untätigkeit zu verschleiern. In Wahrheit bedeutet das aktuelle Modell: Niveau runter, Druck rauf – bei Lehrern wie bei Schülern. Das Prinzip der Inklusion darf nicht missbraucht werden, um eine ganze Schule und Generationen deutscher Kinder auf geistige Sparflamme zu setzen.

Lehrkräfte berichten von starkem Druck. Wie wollen die Freiheitlichen sicherstellen, dass Schulen nicht überfordert werden und Kinder mit Sprachdefiziten wirksam gefördert werden?

Wir fordern eine klare rechtliche Grundlage, die Klasseneinteilungen nach Sprachstand ausdrücklich zulässt. Nur so werden Lehrkräfte entlastet – und Kinder gefördert, statt überfordert.

Als Koalitionspartner tragen auch die Freiheitlichen Verantwortung. Wie erklären Sie Ihren Wählern, dass die SVP bei der Sprachpolitik auf der Bremse steht?

Wir machen keinen Hehl daraus: Die SVP und die Verantwortlichen im Bildungsbereich sind seit Jahren der Bremsklotz. Wir haben unsere Vorschläge klar auf den Tisch gelegt – bestimmte SVP-Vertreter aber ziehen es vor, Probleme schönzureden. Ich vermisse hier jeden Druck des volkstumspolitischen Gewissens in der SVP.

Im aktuellen Regierungsprogramm steht auf Druck der Freiheitlichen: „Die muttersprachliche deutsche Schule ist die zentrale Säule zum Schutz und zur Förderung der deutschen Minderheit gemäß Artikel 19 des Autonomiestatuts. Das Erlernen weiterer Sprachen soll in diesem Rahmen erfolgen, die Errichtung von bilingualen Klassen wird nicht angestrebt.“ Daran haben sich ausnahmslos alle zu halten.

Lassen sie mich die derzeitige Sprachpolitik anhand eines exemplarischen Beispiels zusammenfassen: auf der einen Seite werden besorgte Direktoren mit Androhung eines Disziplinarverfahrens mundtot gemacht und auf der anderen Seite wird von oberster Schulamtsseite eine ideologische Kunstsprache, die der deutschen Rechtschreibung zuwiderläuft, gepflegt. Offensichtlich sind die vermeintlichen Problemlöser mittlerweile Teil des Problems!

Falls sich die Lage weiter zuspitzt – wären die Freiheitlichen bereit, in der Regierung einen Kurswechsel zu erzwingen, auch gegen Widerstände der SVP?

Wenn die SVP weiter an ihrem Kurs des Zögerns und Schönredens festhält, werden wir einen Kurswechsel einfordern – mit Nachdruck. Unsere Geduld neigt sich dem Ende zu. Wir haben bereits mehrmals im Koalitionsausschuss zeitnahe Lösungen gefordert, bisher ist nichts passiert. Die Zukunft der deutschen Schule ist zu wichtig, um sie parteitaktischem Stillstand zu opfern. Deshalb wird unser Druck in dieser zentralen volkstumspolitischen Frage erhöht.

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