von ih 15.07.2025 13:20 Uhr

Agri-Photovoltaik: Neue Chancen für Landwirtschaft und Energie in Südtirol

Die Südtiroler Landesregierung hat den Weg frei gemacht für ein innovatives Modell der Energiegewinnung: Künftig ist unter bestimmten Bedingungen die Installation von Photovoltaikanlagen über Obstanlagen im Tal erlaubt. Der Südtiroler Bauernbund (SBB) begrüßt diesen Schritt – mahnt aber zur Vorsicht.

Bild: APA/THEMENBILD

Mit dem Prinzip der Agri-Photovoltaik, das in anderen Ländern bereits erfolgreich erprobt wurde, sollen künftig auch in Südtirol zwei Ziele gleichzeitig erreicht werden: die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zur Stromerzeugung und gleichzeitig deren Erhalt für den Obstanbau.

Daniel Gasser, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, sieht darin ein vielversprechendes Modell: „Die Entscheidung ist ein wichtiger Schritt für Gesellschaft, Klima und Umwelt. Landwirte könnten damit ein zusätzliches Einkommen erzielen – sofern die Bedingungen stimmen.“

Landwirtschaft hat Vorrang

Ein zentrales Anliegen des SBB: Die landwirtschaftliche Nutzung muss weiterhin Vorrang haben. Die Photovoltaik darf die Bewirtschaftung nicht behindern oder verdrängen. „Wir wollen keine Großinvestoren, die sich landwirtschaftliche Flächen sichern, um lediglich Strom zu produzieren. Die Betriebe vor Ort sollen profitieren, und die Wertschöpfung muss im Land bleiben“, betont Gasser.

Deshalb sei es auch wichtig, dass klare Kriterien für die Umsetzung gelten. So ist Agri-Photovoltaik nur über bestehenden Obstanlagen in der Talsohle erlaubt. Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild hält der Bauernbund für gering, da viele Anlagen bereits mit Hagelnetzen überspannt sind. Ein zusätzlicher Nutzen: Die PV-Module könnten Bäume besser vor Sonne, Hagel und Regen schützen – und damit auch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Wasser reduzieren.

Chancen ja, aber keine Schnellschüsse

Trotz aller Vorteile warnt der SBB vor vorschnellen Entscheidungen. Technische Fragen – etwa zur Montage oder zur Lichtverteilung – sowie wirtschaftliche Aspekte sind noch nicht abschließend geklärt. Zudem gibt es bislang keine vergleichbaren Anlagen unter Südtiroler Bedingungen. Auch mögliche Auswirkungen auf den Ertrag im Obstbau sind offen.

Gasser setzt deshalb auf Pioniere, die mit Bedacht vorangehen: „Südtirol betritt hier Neuland. Investitionen müssen gut geplant und durchdacht sein.“ Rund fünf Prozent der Obstanbaufläche könnten künftig für Agri-Photovoltaik genutzt werden – ein Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, aber kein Allheilmittel.

Langfristig hofft der Südtiroler Bauernbund, dass die Anlagen in lokale Energiegemeinschaften eingebunden werden. Denn profitieren sollen am Ende alle: die bäuerlichen Betriebe, das Klima – und die Gesellschaft insgesamt.

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