von ih 27.06.2025 14:24 Uhr

Umbenennung der „Antonio-Locatelli-Hütte“ gefordert

Der Südtiroler Heimatbund (SHB) hat sich kritisch zu aktuellen Diskussionen über die Umbenennung Südtiroler Schutzhütten geäußert. Während Namen wie „Kasseler Hütte“ oder „Stettiner Hütte“ zur Debatte stehen, bleibe die „Antonio-Locatelli-Hütte“ bei den Drei Zinnen weiterhin unangetastet – sehr zum Unmut des SHB.

Eine Tafel, angebracht an der Dreizinnenhütte, lesbar noch heute der Name "Mussolini"! - Foto: Südtiroler Heimatbund

Locatelli war ein Kriegsverbrecher

SHB-Obmann Roland Lang bezeichnet diese Praxis als „grotesken Widerspruch“. Es sei nicht nachvollziehbar, dass man traditionsreiche Namen aus der Zeit der alpinen Erschließung infrage stelle, während gleichzeitig ein Name wie „Antonio Locatelli“ – benannt nach einem Fliegeroffizier, der am faschistischen Eroberungskrieg gegen Äthiopien beteiligt war – unangetastet bleibe.

Locatelli, der 1936 in Äthiopien getötet wurde, habe sich nicht nur aktiv am Kolonialkrieg beteiligt, sondern in Briefen sogar seine Begeisterung über die Angriffe auf Zivilisten geäußert. Laut SHB wurden diese Angriffe auch mit Giftgas geführt – ein Kriegsverbrechen, das nach heutigen Maßstäben klar zu verurteilen sei.

Viele Hütten vor faschistischer Enteignung errichtet

„Diese Hütte ist ein Denkmal für einen der aktivsten Propagandisten des faschistischen Imperialismus“, so Lang. „Das ist im Jahr 2025 völlig inakzeptabel.“ Der SHB fordert daher die sofortige Umbenennung der „Antonio-Locatelli-Hütte“ in einen historisch unbelasteten, ortsbezogenen Namen.

Gleichzeitig warnt der Heimatbund davor, historisch gewachsene Hüttennamen leichtfertig zu verändern. Namen wie „Regensburger Hütte“ oder „Düsseldorfer Hütte“ seien Ausdruck der alpinistischen Erschließung Südtirols und Teil der kulturellen Identität des Landes. Viele dieser Hütten seien noch vor der faschistischen Enteignung von deutschsprachigen Alpenvereinssektionen errichtet worden.

Eine gefährliche Schieflage

Dass ausgerechnet diese Namen nun als „nicht mehr zeitgemäß“ infrage gestellt würden, während Relikte wie „Locatelli“ weiterbestehen, zeige eine gefährliche Schieflage im Umgang mit Geschichte, so der SHB.

„Wir sind offen für ernsthafte Gespräche über Ortsnamen im öffentlichen Raum“, betont Lang abschließend. „Aber es darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Faschistische Namen gehören beseitigt – historisch gewachsene Bezeichnungen dagegen verdienen Respekt und Bewahrung.“

Ein Hinweis am Rande: An der „Dreizinnenhütte“ ist bis heute eine Tafel sichtbar, auf der noch der Name „Mussolini“ zu lesen ist – ein weiteres Relikt aus dunkler Vergangenheit, das nach Ansicht des SHB dringend entfernt werden sollte.

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