Tiefster Wert bei Geburten seit 1951

Die jüngsten Daten der Statistik Austria zeichnen ein beunruhigendes Bild: Im ersten Quartal 2025 wurden so wenige Kinder geboren wie seit über siebzig Jahren nicht mehr. Besonders der Februar fiel als niedrigster Geburtenmonat seit 1951 auf. Mit prognostizierten 74.000 Geburten droht 2025 das geburtenschwächste Jahr der Zweiten Republik zu werden.
Die Daten verheißen nichts Gutes: Laut Integral-Institut wünschen sich 40 % der Österreicherinnen ein Kind oder ein weiteres (bei den 18‑ bis 29‑Jährigen sogar 65 %). Doch die durchschnittliche Kinderzahl sank von 1,41 (2022) auf 1,31 (2024) und erreicht damit einen historischen Tiefstand. Was verhindert, dass so viele Familien ihre Wünsche verwirklichen können?
Intensive Ursachenforschung notwendig
Dr. Christian Fiala, Abtreibungsarzt und Gynmed-Leiter, warnt eindringlich, dass es bislang an einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Gründen fehlt. „Weder Wunsch noch Demografie erklären den Absturz“, zeigt er auf. Es sei dringend notwendig, gesellschaftliche, wirtschaftliche, gesundheitliche und strukturelle Faktoren unvoreingenommen zu untersuchen – nur so ließen sich wirksame Lösungen entwickeln.
Er fordert eine offene, umfassende Ursachenforschung, die auch selten genannte Faktoren wie Impfungseinflüsse (Hinweise aus Studien aus dem Frühjahr 2021), Umweltbelastung, Mental Health, veränderte Partnerschaftsmodelle oder finanzielle Zukunftsängste einbezieht. Nur auf Basis dieser Erkenntnisse lassen sich wirksame Maßnahmen erarbeiten.
Doch es geht längst nicht mehr nur um individuelle Schicksale. Ein Rückgang von 14 % bei den Geburten – trotz Bevölkerungswachstum – bringt das gesamte System ins Wanken. Besonders dramatisch: weniger Kinder bedeuten langfristig weniger Beitragszahler im Pensionssystem. In einer alternden Gesellschaft wird das zu einer existenziellen Herausforderung – mit möglichen Folgen für den Lebensstandard zukünftiger Generationen.
Entschlossenes Handeln gefordert
Fiala bringt es auf den Punkt: „Wir müssen handeln. Jetzt.“ Oberste Priorität müsse eine ernsthafte Ursachenforschung bekommen – und auf dieser Basis müssen konkrete Maßnahmen folgen. Damit soll nicht nur der Kinderwunsch Einzelner erfüllt, sondern das Fundament des Sozialstaats gesichert werden.
Österreich steht an einem Scheidepunkt. Der Kinderwunsch ist offenbar vorhanden – die Geburten bleiben aus. Diese Diskrepanz ist kein Randphänomen, sondern ein landesweites Problem mit weitreichenden Folgen für die Zukunft aller. Eine offene, wissenschaftlich fundierte Ursachenforschung und rasches politisches Handeln sind unverzichtbar, wenn wir nicht nur Geburtenraten, sondern auch unser gemeinsames Vertrauen in die Zukunft bewahren wollen.






