von lif 30.05.2025 09:02 Uhr

Heimatbund erkundet „unbekanntes Ladinien“

Am Sonntag, den 25. Mai haben zahlreiche Mitglieder des Südtiroler Heimatbundes eine Kulturfahrt in die nach dem ersten Weltkrieg von Südtirol abgetrennten ladinischen Tälern unternommen. Unter der fachkundigen Reiseleitung von Thomas Winnischhofer ging die Fahrt durch das Grödental über das Pordoijoch zur Burg Andraz, auch Schloss Buchenstein genannt.

Bild: SHB/Roland Lang

Die teilweise verfallene Burg zeichnet sich durch ihre eigenartige Lage aus, berichtet der Heimatbund in einer Aussendung. Sie steht derart auf einem großen Dolomitenblock am Fuß des im ersten Weltkrieg heiß umkämpften Col di Lana, so dass man den Übergang vom Naturfelsen zur verputzten Mauer kaum erkennen kann. Wahrscheinlich wurde sie in vorgeschichtlicher Zeit als Fluchtburg errichtet und später durch die Bischöfe von Brixen erweitert. Im ersten Weltkrieg wurde es von Granaten beschädigt. Nach der Burgbesichtigung ging es weiter nach Buchenstein zum Mittagessen. Selbstverständlich besuchte die Gruppe auch das Denkmal für Katharina Lanz, die vielen als das Mädchen von Spinges bekannt ist. Katharina Lanz, die als Magd in Spinges arbeitete, nahm beim Dorfgefecht teil, das am 2. April 1797 zwischen den Tirolern und den aus dem Pustertal heranrückenden Franzosen tobte. Den Tirolern gelang es dabei die Franzosen auf die umliegenden Felder zurückzudrängen. Katharina Lanz zeichnete sich dabei durch ihre Tapferkeit aus. Sie stieß im Nahkampf mit der Heugabel bewaffnet die französischen Soldaten von der Friedhofsmauer. Sie verstarb 1854 in Andraz/ Buchenstein. 1912 wurde ihr zu Ehren in Buchenstein eine Bronzestatue eingeweiht. Vor der Statue schiderte Thomas Winnischhofer das Leben dieser Heldin des Tiroler Freiheitskampfes, worauf der SHB ein Blumengebinde mit der Kranzschleife „Einer tapferen Frau“ niederlegte.

Reiseleiter Thomas Winnischhofer schilderte den Einsatz von Katharina Lanz (Bild: SHB/Roland Lang)

„Herzlich war dann der Empfang beim Museum „la gran vera“ in Moena. Einer der beiden Gründer des Museums, Michele Simonetti Federspiel begrüßte uns persönlich und überreichte uns im Zeichen der Freundschaft eine österreichische Fahne. Er führte uns dann sachkundig zusammen mit Thomas durch die riesige Ausstellung“, berichtet der SHB-Obmann, Roland Lang. Lang konnte auch die Welschtiroler Patriotin Sara Tovazzi, Marketenderin der Schützenkompanie Destra Aedes, SHB-Mitglied und Aktivistin sowie ihre Schwiegermutter begrüßen, die sich an der Besichtigung beteiligten.

Besonders beeindruckend sei das Ende der Ausstellung auf dem großen Balkon, die sich „Krieg dem Krieg“ nennt. Dort sind zusammengetragene Bilder des Buchautors und Pazifisten Ernst Friedrich zu sehen. Dieser wurde durch sein Buch Krieg dem Kriege (Im Original: Krieg dem Kriege! Guerre à la Guerre! War against War! Oorlog aan den Oorlog!) erschienen erstmals 1924, weltbekannt. Es beleuchtet die Folgen des ersten Weltkrieges und sollte das wahre Antlitz des Krieges (Verwundete, Verstümmelte, Hinrichtungen, Leiden, Elend und Sterben) zeigen. Zahlreiche Abbildungen von furchtbar verstümmelten Soldaten, so sieht man einen Offizier auf einem Lazarettbett, dem Mund und Unterkiefer weggerissen wurde. Eine einzige Fleischwunde ist an deren Stelle getreten, zeigte bildhaft den Schrecken von Kriegen. 

Beeindruckt von einem Tag voller Geschichte über die gegen ihren Willen abgetrennten ladinischen Gebiete ging die Fahrt für den Südtiroler Heimatbund dann über das Eggental heimwärts Richtung Bozen.

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