von mag 16.05.2025 06:00 Uhr

Zöliakie – Eine unterschätzte Herausforderung

Die Zöliakie, auch als Glutenunverträglichkeit bekannt, ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die oft im Verborgenen bleibt. Schätzungsweise ein Prozent der Bevölkerung in Südtirol leidet unter dieser Erkrankung – das sind rund 5.300 Menschen. Trotz der vergleichsweisen hohen Zahl an Betroffenen wird Zöliakie nach wie vor unterschätzt und bleibt oft unerkannt.

Bild: UT24/mag, KI-generiert

Eine Krankheit mit Geschichte

Zöliakie ist keine moderne Erscheinung. Bereits im antiken Griechenland wurden Symptome beschrieben, die auf eine Glutenunverträglichkeit hindeuteten. Der britische Kinderarzt Dr. Samuel Gee erkannte 1888 als Erster den Zusammenhang zwischen Getreidekonsum und den typischen Beschwerden. Doch erst in den 1950er Jahren wurde entdeckt, dass es sich bei der Zöliakie um eine Autoimmunreaktion auf Gluten handelt – ein Protein, das in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt.

Unspezifisch und oft unentdeckt: Die Symptome

Die Symptome der Zöliakie sind vielfältig und oft unspezifisch, was die Diagnose erschwert. Typische Anzeichen sind:
– Magen-Darm-Beschwerden: Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
– Gewichtsverlust und Unterernährung: Die Entzündung der Dünndarmschleimhaut stört die Nährstoffaufnahme
– Müdigkeit und Erschöpfung: Eine allgemeine Schwäche kann die Folge sein
– Hautausschläge und Dermatitis herpetiformis: Juckende Bläschen, die oft falsch diagnostiziert werden
– Depressionen und Stimmungsschwankungen: Auch die Psyche kann betroffen sein
Gerade in Südtirol, wo Traditionen und regionale Spezialitäten wie Knödel, Schlutzkrapfen oder Tirtlen glutenhaltig sind, stellt die Diagnose für viele Betroffene eine große Umstellung dar. „Plötzlich konnte ich nicht mehr unbeschwert genießen, was ich mein Leben lang gewohnt war. Das war eine bittere Erkenntnis“, sagt eine betroffene Südtirolerin, die seit fünf Jahren mit der Diagnose lebt, gegenüber UT24.

Die einzige Therapie: Glutenfrei leben

Bis heute gibt es keine Heilung für Zöliakie – die einzige Therapie besteht in einer lebenslangen glutenfreien Ernährung. Bereits kleinste Mengen an Gluten können Schäden an der Dünndarmschleimhaut verursachen.
Umso erfreulicher ist es, dass das Angebot an glutenfreien Produkten auch in Südtirol stetig wächst. In vielen Supermärkten finden sich inzwischen glutenfreie Alternativen – ein klarer Fortschritt für die Lebensqualität der Betroffenen. „Es ist beruhigend, dass ich mittlerweile fast alles in glutenfreier Variante finden kann – vor einigen Jahren war das noch undenkbar“, erzählt die Betroffene.

Problemzone Restaurant

Zuhause lässt sich eine glutenfreie Ernährung meist gut umsetzen, da Betroffene selbst entscheiden können, welche Lebensmittel auf den Tisch kommen. Schwierigkeiten entstehen jedoch häufig beim Essen in Restaurants oder Gasthäusern – auch in Südtirol.
Viele Lokale bieten nur eine sehr eingeschränkte Auswahl an glutenfreien Gerichten an oder verzichten gänzlich darauf. Besonders für zöliakiekranke Kinder, die nicht auf Salate oder einfache Beilagen reduziert werden möchten, ist dies eine Herausforderung. „Es ist frustrierend, wenn mein Kind im Restaurant nur zwischen einem Gemüsegericht oder einem Salat wählen kann, während andere Pasta oder Pizza genießen“, berichtet eine Mutter aus dem Eisacktal gegenüber UT24. Hier besteht deutlicher Verbesserungsbedarf, um Menschen mit Zöliakie den unbeschwerten Genuss eines Restaurantbesuchs zu ermöglichen.

Internationaler Tag der Zöliakie am 16. Mai

Jedes Jahr am 16. Mai wird weltweit der Internationale Tag der Zöliakie begangen, um auf die Herausforderungen der Betroffenen aufmerksam zu machen. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Krankheit zu schärfen und den Austausch zu fördern.
Zöliakie mag oft unsichtbar sein, doch für Betroffene ist sie eine tägliche Herausforderung. Ein stärkeres Bewusstsein und mehr Aufklärung können dazu beitragen, den Alltag der rund 5.300 Südtirolerinnen und Südtiroler mit Zöliakie spürbar zu erleichtern.

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