von ih 10.05.2025 07:29 Uhr

Silvius Magnago zwischen Realpolitik und Widerstand

Zum 15. Todestag des ehemaligen Landeshauptmanns Silvius Magnago am 25. Mai erinnert der Südtiroler Heimatbund (SHB) an eine weniger bekannte Seite des Südtiroler Politikers: seine verdeckte Unterstützung des Widerstandes in den 1970er Jahren und seine taktisch kluge Doppelstrategie im Kampf um die Autonomie.

Dr. Silvius Magnago - Foto: Südtiroler Heimatbund

Ein bislang kaum beachtetes Dokument aus dem Jahr 1979 soll laut SHB belegen, dass Magnago den Heimatbund mit 400.000 Lire unterstützte – nicht direkt, sondern über ein Familienmitglied des damaligen SHB-Obmanns Hans Stieler. SHB-Obmann Roland Lang spricht von einem „strategischen Mittel“, um Druck auf Rom aufzubauen: „Ohne den politischen und zivilen Widerstand hätte es keine ernsthafte Behandlung der Südtirolfrage gegeben“, so Lang.

Bereits 1976 habe Magnago in einer Rede eingeräumt, dass die Anschläge der 1960er Jahre sowie die anschließenden Prozesse ein Katalysator für die Autonomieverhandlungen gewesen seien. Für den SHB ein klares Zeichen dafür, dass der Politiker weit pragmatischer dachte und agierte, als sein öffentliches Bild vermuten lässt.

Magnago, der beim 175. Jubiläum der Tiroler Freiheitskämpfe sagte: „Jeder an seinem Platz ein Stück Tirol bauen“, habe sich zudem stets gegen eine zu rasche wirtschaftliche Entwicklung ausgesprochen. Diese könne zu „moralischer Verfettung“ führen und die Identität der Südtiroler gefährden. Auch der Kampf gegen faschistische Relikte lag ihm am Herzen: Schon 1961 forderte er die Entfernung von Symbolen wie dem Mussolini-Relief und dem Siegesdenkmal in Bozen.

Einen Schatten wirft jedoch eine persönliche Episode: Nach Angaben des SHB sei Rosa Klotz, ehemalige politische Gefangene und sechsfache Mutter, bei Magnagos Ehefrau Sophia um Hilfe bei der Arbeitssuche vorstellig geworden – und sei stattdessen mit sechs Zuckerstückchen für ihre Kinder abgespeist worden. Ein Vorfall, der laut SHB das Spannungsverhältnis zwischen politischer Strategie und menschlichem Handeln verdeutliche.

  • Foto: Südtiroler Heimatbund

Der Südtiroler Heimatbund (SHB) begrüßt die derzeitigen Gedenkveranstaltungen zu Ehren Magnagos, warnt jedoch vor einer allzu einseitigen Heldenverehrung. „Magnago war weder ein Heiliger noch ein Verräter“, betont Roland Lang. „Er war ein Stratege, der mit Kalkül handelte. Heute hingegen verzichtet die Südtiroler Volkspartei freiwillig auf das Selbstbestimmungsrecht – das ist keine Realpolitik, das ist Selbstaufgabe.“

Der SHB appelliert an die Öffentlichkeit, sich nicht nur an die bequemen Seiten der Geschichte zu erinnern. Nur wer auch unbequeme Wahrheiten zulasse, könne politische Entwicklungen richtig einordnen.

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