1. Mai: Zwischen Arbeitskampf und Zukunftsfragen

Seinen Ursprung hat der 1. Mai im späten 19. Jahrhundert, als Arbeiterinnen und Arbeiter in den USA für den Achtstundentag auf die Straße gingen. Die Proteste und Streiks, besonders jene in Chicago im Jahr 1886, bildeten den Ausgangspunkt für einen internationalen Gedenk- und Kampftag, der bis heute für viele eine starke symbolische Bedeutung hat.
Arbeit im Wandel
Während früher vor allem der Kampf um Grundrechte im Vordergrund stand – geregelte Arbeitszeiten, soziale Absicherung, faire Löhne – sind es heute neue Herausforderungen, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigen: Digitalisierung, Automatisierung, der Mangel an Fachkräften, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, und nicht zuletzt der Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft.
Der Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Viele junge Menschen streben nach Sinnhaftigkeit und Flexibilität, während Betriebe händeringend nach qualifiziertem Personal suchen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen in zahlreichen Berufsfeldern, und Themen wie Homeoffice, mentale Gesundheit oder Weiterbildung rücken immer stärker in den Fokus.
Sabine Mayr, Direktorin des Wirtschaftsverbandes hds, schildert gegenüber UT24 warum der Tag der Arbeit so wichtig ist und wo heute der Fokus bei den Arbeitnehmern liegt.
UnserTirol24: Frau Mayr, warum ist der Tag der Arbeit so wichtig?
Sabine Mayr, Direktorin des hds: Der 1. Mai erinnert nicht nur an den bedeutsamen historischen Kampf um gerechte und faire Arbeitsbedingungen, sondern macht auch heute deutlich, wie zentral Arbeit für unser gesellschaftliches Leben ist. Er unterstreicht auch die Bedeutung sicherer und qualitätsvoller Arbeitsplätze vor Ort. Es sind die Unternehmerinnen und Unternehmer, die diese Arbeitsplätze schaffen und sichern und dadurch Wertschöpfung für unser Land ermöglichen, zum Wohl der gesamten Gesellschaft. Das gelingt jedoch nur gemeinsam im partnerschaftlichen Miteinander von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
UT24: Haben sich allgemein die Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer in den letzten Jahren verändert?
Mayr: Heute stehen Flexibilität, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie individuelle Entwicklungsmöglichkeiten viel stärker im Fokus.
Viele Unternehmen, auch im Handel und in der Dienstleistung, bieten mittlerweile vielfältige Arbeitszeitmodelle, mobile Arbeitsmöglichkeiten und gezielte Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance an. Auch im Bereich der betrieblichen Zusatzleistungen (Benefits) wurde einiges erreicht.
Direktorin Sabine Mayr – Foto: hds
UT24: Welche Rolle spielen Gewerkschaften heute noch in der Arbeitswelt?
Mayr: Zu einer gelebten Sozialpartnerschaft gehören gleichermaßen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen dazu. Wir als Wirtschaftsverband legen sehr großen Wert darauf, denn gemeinsam können wir Lösungen entwickeln, die den Bedürfnissen von Betrieben und Beschäftigten gerecht werden. Nicht zuletzt das neue territoriale Abkommen für die Sektoren Handel und Dienstleistungen, das wir in Kürze gemeinsam mit den lokalen Gewerkschaften abschließen werden, ist ein aktuelles Beispiel dafür.
UT24: Was würden Sie jungen Menschen mit auf dem Weg geben, die neu ins Berufsleben starten?
Mayr: Offen sein für Neues, mutig und stets neugierig bleiben, regelmäßig in Aus- und Weiterbildung investieren und gleichzeitig auch auf die Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen als wichtige Ressource zählen. Die Arbeitswelt ist heute dynamischer denn je, und wer bereit ist, sich weiterzuentwickeln, wird auch langfristig erfolgreich sein. Und eins noch: Egal wie digital oder globalisiert die Arbeitswelt wird, menschliche Werte wie Teamgeist und Vertrauen trotzdem nie aus den Augen zu verlieren.
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