Chronisches Erschöpfung: Anlaufstellen in Südtirol gefordert

Dringender Handlungsbedarf
„Die Weltgesundheitsorganisation hat ME/CFS bereits 1969 als neurologische Erkrankung anerkannt. Dennoch gibt es bis heute keine spezifische Therapie, und viele Mediziner:innen sind mit der Diagnose und Behandlung überfordert“, erklärt Ploner. Die Krankheit führe zu massiven Einschränkungen: Mehr als 60 Prozent der Betroffenen seien arbeitsunfähig, rund ein Viertel sei ans Haus oder gar ans Bett gebunden. Besonders dramatisch sei die Situation für Kinder und Jugendliche, die in vielen Fällen nicht mehr am Schulunterricht teilnehmen können und dadurch sozial isoliert werden.
Die Notwendigkeit einer spezialisierten Versorgung wird auch von Fachleuten betont. So spricht sich Kathyrn Hoffmann, Leiterin des nationalen Referenzzentrums für postinfektiöse Symptome an der MedUni Wien, für ein umfassendes Behandlungsangebot aus. Dieses sollte neben interdisziplinären Therapien auch mobile Teams, Televisiten und Telemonitoring für schwer Betroffene umfassen.
Betroffene fordern Hilfe
Patienten in Südtirol beklagen, dass sie im Gesundheitssystem oft allein gelassen werden. Sie stoßen auf Hürden bei der Beantragung von Hilfsmitteln, der Befreiung von Medikamentenkosten oder der Überweisung an Spezialzentren im Ausland. Zudem fehle eine zentrale Anlaufstelle, die sowohl Betroffene als auch pflegende Angehörige unterstützt.
Im Rahmen einer Fortbildung der ME/CFS-Selbsthilfegruppe forderten sowohl Patienten als auch Mediziner die Einrichtung einer speziellen Fachambulanz innerhalb des Südtiroler Sanitatsbetriebs. Fehlende Anlaufstellen, Stigmatisierung, falsche Diagnosen und ungeeignete Behandlungen könnten den Krankheitsverlauf weiter verschlimmern und führten zu enormen psychischen Belastungen. Hinzu komme die schwierige sozialrechtliche Anerkennung der Erkrankung, was die Situation vieler Betroffener weiter verschärft.
„Der Südtiroler Landtag muss Sprachrohr dieser Menschen sein und sich für eine bessere Versorgung einsetzen“, appelliert Franz Ploner. Nun liege es an der Politik, auf die Forderungen einzugehen und dringend benötigte Strukturen zu schaffen.






