von gk 14.10.2024 17:34 Uhr

Italiens Neuanfang mit alten Bündnissen: Die Rückkehr der Altfaschisten in die Nachkriegsregierung

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Italien vor dem Spagat, sich als demokratisches Land zu positionieren und gleichzeitig Stabilität gegen den aufkommenden Kommunismus zu sichern, doch viele ehemalige Anhänger Mussolinis fanden erneut ihren Platz in der Politik. Unter Führung von Alcide De Gasperi wurde Italien zum antikommunistischen Vorposten der Westmächte. Die Einbindung früherer Faschisten und die strategische Allianz mit der neofaschistischen Partei MSI sicherten Italiens Stabilität im westlichen Block, werfen jedoch auch Fragen zur Aufarbeitung der Vergangenheit und moralischen Integrität auf.

Alcide De Gasperi (Bild: Wikimedia Commons)

Dieser Buchabschnitt beschreibt den politischen Wandel in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg und beleuchtet, wie frühere faschistische Eliten in das demokratische System integriert wurden. Berichte über die Vorgeschichte und die Brutalität kommunistischer Partisanen finden sich hier. Unter der Führung von Alcide De Gasperi, einem ehemaligen Mitbegründer der katholischen Volkspartei, konnte sich Italien in dieser Zeit als antikommunistischer Verbündeter der Westmächte etablieren.

Alcide De Gasperi, unterstützt vom Vatikan und den USA, führte die christlich-demokratische Partei „Democrazia Cristiana“ (DC) und wurde im Dezember 1945 Regierungschef. Obwohl er ursprünglich Mussolinis Machtübernahme unterstützte, profilierte sich De Gasperi nach dem Krieg als antikommunistischer Staatsmann, der Süditalien unter italienischer Herrschaft bewahren wollte. Unter ihm stiegen viele ehemalige Faschisten in hohe Regierungsämter auf.

Die Rückkehr der Altfaschisten und der Aufstieg des „Movimento Sociale Italiano“ (MSI)

Unter De Gasperi fanden viele frühere Faschisten und Kollaborateure ihren Weg zurück in das politische System. Einige prominente Politiker, die während des faschistischen Regimes Rassenideologien unterstützt oder nationalistische Propaganda verbreitet hatten, erhielten hohe Positionen in der neuen Regierung. Dies wurde als pragmatische Maßnahme gerechtfertigt, um die Stabilität im Land zu gewährleisten und einen antikommunistischen Konsens zu bilden.

1946 erfolgte die Gründung der Republik Italien, und mit einer umfassenden Amnestie erhielten viele ehemalige Faschisten Straffreiheit. Diese Gruppen organisierten sich bald in der Partei „Movimento Sociale Italiano“ (MSI), die an die kurzlebige italienische Sozialrepublik anknüpfte. Der MSI unterstützte die DC bei Wahlen und stellte sich als Verteidiger nationaler Werte gegen den Kommunismus dar.

Die Integration ehemaliger Faschisten und die Entstehung antikommunistischer Allianzen in der DC-Regierung spiegelten den pragmatischen Umgang Italiens mit seiner Vergangenheit wider. Durch die Kooperation mit dem MSI sicherte sich die DC Unterstützung in kritischen Abstimmungen und bewahrte das Land vor kommunistischem Einfluss. So wurde Italien mit Unterstützung der Westmächte zu einer „stabilen“ Demokratie – jedoch mit starken Verbindungen zur faschistischen Vergangenheit. Prominente MSI-Mitglieder wie Rodolfo Graziani, der für Verbrechen in Libyen und Äthiopien verantwortlich gemacht wurde, wurden öffentlich anerkannt.

 

  • Repression Band 1 (Bild: Effekt Verlag)

Der obige Auszug stammt aus dem Buch „Repression. Band 1. Wie Südtirol 1945/46 wieder unter das Joch gezwungen wurde“ von Dr. Helmut Golowitsch.

Golowitsch, Helmut: Repression. Band 1. Wie Südtirol 1945/46 wieder unter das Joch gezwungen wurde: Neumarkt a.d. Etsch: Effekt!. 2020. ISBN: 978-88-97053-68-2

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