von Alexander Wurzer 26.10.2024 09:30 Uhr

Galateos Mission: Die Schaffung der zweisprachigen Schule

Die Ankündigung von Landesrat Marco Galateo hat in Südtirol hohe Wellen geschlagen: Er plant, bis Ende des Jahres die Machbarkeit und die notwendigen Ressourcen für die Einführung eines zweisprachigen Unterrichts an den italienischen Schulen zu prüfen.

Marco Galateo (Bildschirmfoto: Facebook/Marco Galateo)

Obwohl die Forderung nach einer bilingualen Schule nicht neu ist, sorgt diese Initiative für große Diskussionen, gerade weil sie von einem Regierungsmitglied kommt. Experten warnen, dass diese Maßnahme – auch wenn sie vorerst nur für italienische Schulen gilt – potenziell weitreichende Folgen haben könnte. Es sei, so die Befürchtung, wie das Öffnen der sprichwörtlichen Büchse der Pandora.

Durnwalders Warnung: „Schule darf kein Experimentgebiet sein“

Altlandeshauptmann Luis Durnwalder äußerte sich gegenüber UT24 kritisch zu Galateos Vorhaben. Er betont die Risiken einer zweisprachigen Ausrichtung der italienischen Schulen und sieht Gefahren für die gesamte Südtiroler Bildungslandschaft. „Die Schule und die Sprache darf kein Experimentgebiet sein. Wie können wir, sollte sich das Modell von Galateo durchsetzen, und ein Teil der deutschsprachigen Bevölkerung fordert dies für die deutsche Schule, verbieten, dass dieses auch in der deutschen Schule implementiert wird? Deshalb sage ich, man muss hier sehr, sehr vorsichtig sein.“

Durnwalders Sorge ist, dass durch die Einführung bilingualer Klassen an den italienischen Schulen auch Begehrlichkeiten in der deutschsprachigen Bevölkerung geweckt werden könnten. Das könnte zu einem Druck führen, ähnliche Modelle auch an deutschen Schulen einzuführen – eine Entwicklung, die Durnwalder strikt ablehnt. Er warnt deshalb eindringlich davor, vorschnelle Entscheidungen zu treffen, die später nur schwer rückgängig zu machen wären.

Standpunkt der Freiheitlichen: „Die muttersprachliche Schule bleibt unantastbar“

Auch die Freiheitlichen, die Teil der Regierungsmehrheit sind, haben eine klare Position zur Thematik. Der freiheitliche Vize-Obmann Otto Mahlknecht erklärt im Gespräch mit UT24: „Der freiheitliche Standpunkt ist ganz klar: Es gilt, was im Koalitionsprogramm der Landesregierung festgelegt wurde. Die bi- und plurilingualen Klassen in den italienischen Schulen, die es dort bekanntlich schon seit mehr als 20 Jahren gibt, sind erlaubt, solange Artikel 19 des Autonomiestatuts (Recht auf Unterricht in der Muttersprache, A.d.R.) nicht verletzt wird. Für die deutschen Schulen lehnen wir das hingegen strikt ab.“

Mahlknecht unterstreicht, dass jede Sprachgruppe gemäß den Grundsätzen des Autonomiestatuts ihre eigene Ausrichtung für die Schulen festlegen könne. Dabei sei der muttersprachliche Unterricht ein zentrales Element, das den Schutz und die Förderung der deutschen Minderheit garantiere. „Ich erlaube mir, die zentrale Passage aus dem Koalitionsvertrag zu zitieren, weil es so wichtig ist: Jede Sprachgruppe legt im Rahmen der im Autonomiestatut festgelegten Grundsätze die Ausrichtung für die eigenen Schulen fest, den Notwendigkeiten und Prioritäten zur Erreichung der Bildungsziele entsprechend.“

Für die deutschen Schulen sei es entscheidend, dass das muttersprachliche Modell erhalten bleibe und dass das Erlernen weiterer Sprachen in diesem Rahmen erfolgt. „Die muttersprachliche deutsche Schule ist die zentrale Säule zum Schutz und zur Förderung der deutschen Minderheit gemäß Artikel 19 des Autonomiestatuts. Das Erlernen weiterer Sprachen soll in diesem Rahmen erfolgen, die Errichtung von bilingualen Klassen wird nicht angestrebt. Für die italienische Schule gilt, dass das bi- und plurilinguale Modell unter Wahrung des Rechtes auf muttersprachlichen Unterricht angeboten werden kann. Für diese Sätze haben wir Freiheitlichen bei den Verhandlungen lange und hart gekämpft, und ich glaube, dass das eine gute Lösung ist.“

Galateos Herausforderung: Ein Angriff auf den Schutz der Minderheit?

Die Diskussion um die Einführung von zweisprachigen Klassen an italienischen Schulen verdeutlicht, wie sensibel das Thema Sprache in Südtirol ist. Die Einführung eines zweisprachigen Unterrichts, selbst wenn er zunächst auf italienische Schulen beschränkt ist, könnte ein gefährlicher Präzedenzfall sein. Kritiker fürchten, dass damit die Basis für ähnliche Forderungen an den deutschsprachigen Schulen geschaffen wird und der Schutz der muttersprachlichen Bildung in Gefahr gerät.

Der Minderheitenschutz darf nicht aufs Spiel gesetzt werden

Galateos Vorstoß ist eine potenzielle Bedrohung für das bewährte Modell des muttersprachlichen Unterrichts, das in Südtirol einen zentralen Pfeiler des Minderheitenschutzes darstellt. Mehrsprachigkeit mag in einer globalisierten Welt wünschenswert sein, doch nicht um den Preis einer Aushöhlung der Rechte der deutschen Sprachgruppe. Südtirol hat sich seine Autonomie hart erkämpft, und der Schutz der sprachlichen und kulturellen Identität muss weiterhin oberste Priorität haben. Die Einführung bilingualer Klassen könnte langfristig zu einem Abbau dieser Errungenschaften führen – eine Entwicklung, die mit Entschlossenheit verhindert werden muss. Denn in Südtirol ist Sprache nicht nur ein Mittel der Verständigung, sondern der Grundstein der Identität und des friedlichen Zusammenlebens.

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