von gk 26.07.2024 18:00 Uhr

Geheimer Nachrichtendienst in Südtirol: „Aktion Südtirol 45“

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs organisierte der spätere Staatssekretär Dr. Ludwig Steiner (ÖVP) einen geheimen Nachrichtendienst, um über die Geschehnisse in Südtirol zu informieren und Berichte nach Innsbruck zu senden. Unter dem Decknamen „Aktion Südtirol 45“ wurden geheime Telefonverbindungen und Kurierlinien eingerichtet. Trotz italienischer Gegenmaßnahmen gelang es den Südtirol-Patrioten wertvolle Informationen über italienische Übergriffe und faschistische Strukturen zu sammeln.

Die Denkschrift "South Tyrol" enthielt auch eine Landkarte Gesamttirols mit Angabe der Siedlungsgebiete der Deutschen, Ladiner und Italiener (Bild: Effekt Verlag).

Da es wichtig war, im Rahmen der „Landesstelle für Südtirol“ (zum UT24-Bericht darüber hier klicken) über alle Geschehnisse in Südtirol auf dem Laufenden zu sein, hielt man engen Kontakt mit den dortigen Politikern und Vertrauensleuten zu halten. An der Schaffung und Organisation einer geheimen Nachrichtenübermittlung war der damalige Sekretär des Landeshauptmannes von Tirol und spätere Staatssekretär Dr. Ludwig Steiner (ÖVP) federführend beteiligt. 1945 installierte er unter dem Decknamen „Aktion Südtirol 45“ einen gut durchorganisierten, geheimen Nachrichtendienst anstelle des bislang improvisierten Nachrichtenverkehrs.

Es wurde eine geheime Telefonverbindung für Südtirol geschaffen, mehrere Kurierlinien erstellt und es erfolgte eine Zusammenarbeit mit jenen Trentinern, die sich als österreichische Patrioten betrachten. Die Kurierpost sollte auf der Südtiroler Seite jeweils mit dem Auto zur Grenznähe und dann in Fußmärschen auf die Nordtiroler Seite gebracht und sodann nach Innsbruck weitertransportiert werden.

Ludwig Steiner darüber:

Es ist insbesondere dringend, dass diese Organisation so bald als möglich in der Lage ist, regelmäßige Berichte über die Gesamtsituation in Südtirol zu sammeln und nach Innsbruck zu senden. Es wären hier insbesondere alle Nachrichten über italienische Übergriffe, Anschläge, usw., in der italienischen Verwaltung oder Armee noch vorhandene Faschisten, über alle Infiltrierungen italienischer Staatsbürger nach Südtirol zu sammeln und zu ihrer Auswertung nach Innsbruck zu senden.

Steiner verfügte laut seinen Berichten gemeinsam mit seinen Mitgeschworenen über ausgesprochen gute Informationen über die italienischen Nachrichtendienste und hatten sogar geheime Vertrauensleute in deren Dienststellen sitzen. Außerdem gab es auch Verbindungen zu alliierten Stellen und zur Schweizer Armee.

  • Staatssekretär Dr. Ludwig Steiner, hier auf dem Bild als en 1960er-Jahren, half federführend die geheime Nachrichtenschaffung aus Südtirol zu organisieren (Bild: Effekt Verlag).

Italienische Gegenmaßnahmen

Natürlich war den Italienern die geheime nachrichtendienstliche Verbindung zwischen den getrennten Landesteilen Tirols nicht verborgen geblieben. Sie hatten bereits in der Faschistenzeit das Land mit einem Netz aus Spitzeln und Zuträgern überzogen, das teilweise nach wie vor aktiv war. Offenbar war es aber nicht gelungen, in den inneren Kern der SVP vorzudringen, denen die Methoden staatlicher italienischer Spitzeltätigkeit nur zu gut bekannt waren. Im Dezember 1945 wurde von den Carabinieri eine Reihe von Südtirolern verhaftet und es wurden zahlreiche Hausdurchsuchungen vorgenommen. Unter den Verhafteten befanden sich Hans Egarter, ehemaliger Widerstandskämpfer und Obmann des Andreas-Hofer-Bundes, der Rechtsanwalt und ehemalige österreichische Handelsminister Dr. Guido Jakoncig, Baron Paul Kripp und Baron Cles. Alle Verhafteten mussten nach kurzer Zeit wieder freigelassen werden. Die Hausdurchsuchungen hatten kein Propagandamaterial zutage gefördert und auch die Verhöre waren unergiebig gewesen.

  • Links: Hans Egarter Rechts: Der SVP-Generalsekretär Dr. Josef Raffeiner (Bild: Effekt Verlag)

Berichte-Sammlungen auf örtlicher Ebene

Die oberste Parteispitze mit dem SVP-Parteiobmann Erich Amonn und seinem Generalsekretär Dr. Josef Raffeiner wurde aus der von der „Landesstelle für Südtirol“ und ihren Helfern in den einzelnen Bezirken der Südtiroler Volkspartei gesteuerten geheimen Tätigkeit weitgehend herausgehalten, um sie nicht zu kompromittieren. In Bezug auf die Terrorakte der italienischen Nachkriegs-„Partisanen“ und des italienischen Militärs wissen wir jedoch aus den Herkunftsangaben der einzelnen Berichte, dass diese zumeist in den Bezirksstellen und örtlichen Parteistellen der SVP verfasst worden waren. Davon hat notwendigerweise Dr. Friedl Volgger gewusst, der erste Organisationsleiter der SVP, welcher auch aktiv an dieser Nachrichtensammlung beteiligt war, wie aus einzelnen Dokumenten ersichtlich ist. Dr. Volgger wirkte auch federführend an Sammlungen von Unterschriften für die Wiedervereinigung Tirols mit.

Fortsetzung folgt…

Der obige Auszug stammt aus dem Buch „Repression. Band 1. Wie Südtirol 1945/46 wieder unter das Joch gezwungen wurde“ von Dr. Helmut Golowitsch.

Golowitsch, Helmut: Repression. Band 1. Wie Südtirol 1945/46 wieder unter das Joch gezwungen wurde: Neumarkt a.d. Etsch: Effekt!. 2020. ISBN: 978-88-97053-68-2

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