von Alexander Wurzer 11.09.2024 08:08 Uhr

Luis Amplatz – Im Labyrinth von Leben und Tod: Filmpremiere begeistert Publikum

Am 7. September 2024 fand im Kulturheim Gries die lang erwartete Premiere der Dokumentation „Luis Amplatz – Im Labyrinth von Leben und Tod“ statt. Über 300 interessierte Besucher kamen zusammen, um das Leben des bedeutenden Südtiroler Freiheitskämpfers zu ehren. Die Veranstaltung wurde zu einem würdigen Fest, das durch Emotionen, Dankbarkeit und den gemeinsamen Akt des Gedenkens an eine prägende Persönlichkeit der Südtiroler Geschichte gekennzeichnet war.

Zahlreiche Interessierte folgten der Einladung zur Filmpremiere (Quelle: UT24)

Feierliche Grußworte und Auftakt

Der Abend begann mit einer Begrüßung von Alexander Corradini, Hauptmann der Schützenkompanie Gries. Anschließend folgten Grußworte von Christoph Schmid, Landeskommandantenstellvertreter, und Stephan Konder, Vizebürgermeister von Bozen. Alle Redner hoben die Bedeutung des Freiheitskampfes von Luis Amplatz hervor, der eine zentrale Rolle für die Autonomie Südtirols spielte. Sie betonten, dass das Erbe von Amplatz nicht in Vergessenheit geraten dürfe und dass diese Dokumentation ein wichtiger Beitrag sei, seine Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Im Anschluss trat Werner Neubauer, der Regisseur und Drehbuchautor, vor das Publikum. Er erläuterte, wie intensiv die Arbeit an der Dokumentation war und dass das Ziel darin bestand, alle Facetten des Lebens von Luis Amplatz zu beleuchten – nicht nur als politischen Kämpfer, sondern auch als Mensch mit Humor, Freude und einer tiefen Liebe zu seiner Heimat.

Ein filmisches Denkmal für Luis Amplatz

Die Dokumentation wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Besonders bislang unveröffentlichte Filmaufnahmen, die erstmals gezeigt wurden, boten einen seltenen Einblick in die private Seite von Luis Amplatz. Aber genauso spannend waren die vielen Zeitzeugenberichte, die den Menschen Luis Amplatz nachzeichneten. Alexander Corradini, Hauptmann der Schützenkompanie Gries, äußerte sich im Gespräch mit UT24 tief bewegt über die starke Resonanz und das große Interesse am Leben von Luis Amplatz.

  • Hauptmann Alexander Corradini bei der Begrüßung der Gäste

Herr Corradini, haben Sie mit diesem großen Erfolg der Premiere gerechnet? Über 300 Interessierte besuchten die Vorstellung – wie haben Sie das persönlich erlebt?

Wir haben uns zwischen 100 und 150 Personen erwartet, aber mit so einer überwältigenden Resonanz haben wir nicht gerechnet. Als kurz vor 20 Uhr, dem Beginn der Veranstaltung, der Besucheransturm nicht abbrach und die vorbereiteten Plätze zur Gänze besetzt waren, wurde mir klar, wie groß das Interesse tatsächlich ist. Fast 300 Menschen hier zu sehen, die sich für das Leben von Luis Amplatz und seine Geschichte interessieren, hat mich persönlich tief berührt. Es zeigt, dass sein Vermächtnis auch heute noch Bedeutung hat. Der Applaus und die Aufmerksamkeit des Publikums haben uns gezeigt, dass wir mit diesem Projekt den richtigen Weg eingeschlagen haben. Es war ein unglaublich bewegender Moment, zu sehen, wie stark dieses Thema die Menschen immer noch beschäftigt.

Was bedeutete es Ihnen und der Schützenkompanie Gries, ein solches Projekt zum Leben von Luis Amplatz auf die Beine zu stellen?

Für uns als Schützenkompanie Gries war dieses Projekt eine Herzensangelegenheit. Luis Amplatz, einer unserer Gründungsmitglieder, hat sich unermüdlich für die Freiheit und Identität Südtirols eingesetzt. Es war unsere Art, ihm die Ehre zu erweisen und sein Leben und sein Wirken einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Einige der Anwesenden haben Luis persönlich gekannt; ich selbst gehöre leider nicht dazu, aber durch diese Dokumentation kommt es mir vor, als hätte ich ihn ein Stück weit näher kennengelernt.

Es war uns besonders wichtig, das Projekt so objektiv wie möglich zu halten, um den Menschen einen unverfälschten Einblick in sein Leben und seine Beweggründe zu geben. Gleichzeitig wollten wir die bislang unbekannten Aspekte seines Lebens und die großen Opfer, die er und seine Familie bringen mussten, beleuchten. Dieses Projekt hat uns als Gemeinschaft näher zusammengebracht und uns nochmals gezeigt, wie wichtig es ist, unser Erbe und unsere Geschichte zu bewahren.

Was hoffen Sie, dass die Menschen nach diesem Film über Luis Amplatz mitnehmen, und wie sollten wir uns seiner in Zukunft erinnern?

Ich hoffe, dass die Menschen nach diesem Film erkennen, was für ein mutiger und entschlossener Mensch Luis Amplatz war. Er hat sein Leben für die Freiheit und die Zukunft Südtirols gegeben, und das sollten wir niemals vergessen. Besonders zeigt die Dokumentation, wie schwer es für ihn war, fern von seiner Familie leben zu müssen – ein großes Opfer, das er für unsere Sache gebracht hat. Es verdeutlicht, wie tief seine Hingabe war und wie viel er bereit war zu geben, um für die Freiheit unseres Landes zu kämpfen.

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern und uns immer wieder vor Augen zu halten, welche Opfer Luis Amplatz gebracht hat – bis hin zum größten Opfer, nämlich seinem Leben. In Zukunft sollten wir uns seiner mit Stolz und Dankbarkeit erinnern und uns fragen, wie wir heute für die Werte eintreten können, für die er gekämpft hat. Besonders in Zeiten, in denen nationale Identität und Kultur wieder stärker zur Debatte stehen, ist seine Geschichte aktueller denn je.

Lob von Luis Durnwalder

Nach der Vorführung trat der ehemalige Landeshauptmann von Südtirol, Luis Durnwalder, vor das Publikum. In seiner Rede lobte er die Dokumentation und betonte die große Bedeutung des Freiheitskampfes für den Erhalt der Südtiroler Autonomie. Er unterstrich, dass Luis Amplatz und seine Mitstreiter maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Südtirol heute eine solche Selbstverwaltung genießen kann.

Ein gelungener Abend und eine bewegende Erinnerung

Die Veranstaltung wurde von den Besuchern als ein großer Erfolg gewertet und bot die Möglichkeit, sich mit der Geschichte von Luis Amplatz und dem Freiheitskampf Südtirols auseinanderzusetzen. Besonders die tiefgreifende emotionale Resonanz, die der Film bei vielen Zuschauern hervorrief, war spürbar.

Interview mit Werner Neubauer

Nach der gelungenen Premiere gab Werner Neubauer UT24 die Gelegenheit, einen tieferen Einblick in die Hintergründe des Films zu geben. Im Interview reflektierte Neubauer über die Herausforderungen und besonderen Entdeckungen, die während der Arbeit an „Luis Amplatz – Im Labyrinth von Leben und Tod“ gemacht wurden. Dabei gewährte er interessante Einblicke in seine Motivation und Herangehensweise bei der filmischen Darstellung von Luis Amplatz’ Leben.

  • Werner Neubauer während seiner Einführung

Herr Neubauer, der Film „Luis Amplatz – Im Labyrinth von Leben und Tod“ beleuchtet neue, bisher wenig bekannte Aspekte im Leben von Luis Amplatz. Welche der neu entdeckten Informationen oder Filmaufnahmen hat Sie persönlich am meisten überrascht oder bewegt, und warum haben Sie sich entschieden, diese in die Erzählung zu integrieren?

Aus dem Leben des Luis waren bis dato lediglich zwei bis drei Details wirklich bekannt. Es ist gelungen, beinahe das gesamte Leben von 1926 bis zu seinem tragischen Tod im Jahr 1964 aufzuarbeiten. Nicht einzelne Details, sondern dieser Umstand war die eigentliche Leistung.

Sie vertreten die Ansicht, dass der Film vielleicht Diskussionen auslösen wird. Wie gehen Sie mit dem nicht immer einfach handzuhabenden Spannungsfeld zwischen historischer Genauigkeit und emotionaler Wirkung um, die ein solches, wenngleich filmisches Denkmal für einen Freiheitskämpfer erzeugen kann?

Ich habe hier keinerlei Berührungspunkte, da alle in der Film-Dokumentation gezeigten Szenen auch der historischen Wahrheit entsprechen und jeweils auch durch zahlreiche Dokumente belegbar sind. Darüber hinaus hatten wir das Glück, emotionale Zeitzeugen zu finden, die sicherlich durch ihre leidenschaftlichen und ehrlichen Aussagen das Spannungsmoment und die Emotionen zum Thema erhöht haben?

Der Titel Ihres Films „Im Labyrinth von Leben und Tod“ suggeriert nach außen hin eine tiefe innere Zerrissenheit. Wie spiegelt sich dies Ihrer Meinung nach im filmischen Erzählstrang wider, und welche filmischen Mittel haben Sie verwendet, um die inneren Konflikte von Luis Amplatz zu verdeutlichen?

Der Filmtitel spiegelt für das tatkräftige Filmteam aus Kaltern, wie für mich einerseits die Problematik jener Menschen wider, die sich im guten Glauben – wie es auch Landeshauptmann a. D. Dr. Luis Durnwalder in seiner Ansprache in Gries angesprochen hat – für die Interessen ihrer Tiroler Heimat eingesetzt haben und fest überzeugt waren, mit ihrem Handeln etwas für sie bewegen zu können.

Letztlich mussten sie aber die leidvolle Erfahrung machen, dass sie im „Labyrinth der Machenschaften politischer Interessen“ dazu nicht jene Unterstützung erhielten, die sich erhofft hatten. Zumindest konnte man die Einsetzung der 19er-Kommission erreichen!

Die Zerrissenheit des Luis Amplatz andererseits war wohl darin zu sehen, dass er – wie der Filmausschnitt aus dem Jahr 1950 in beeindruckender Weise zeigt – ein lebensfroher Mensch, ein waschechter Tiroler Patriot, der – je länger sein Kampf zur Erlangung des Selbstbestimmungsrechtes – später um die Autonomie – ging, an diesem Kampf, an den Mitstreitern, an den intriganten Verrätern, Agenten und an dem fürchterlichen Schmerz des Heimwehs zerbrach.

Als Regisseur und Drehbuch-Autor standen Sie immer vor der Herausforderung, das Leben des Freiheitskämpfers in nur 45 Minuten zu erzählen, quasi in ein Korsett zu zwängen. Welche Teile von Amplatz' Leben oder welche seiner Motive mussten Sie denkbar verkürzen oder auslassen, und wie sind Sie mit diesen Problemen umgegangen?

Diese Aufgabe hat die gesamte Mannschaft enorm gefordert. Eine Film-Dokumentation hat inhaltliche Vorgaben, wonach eine Dauer von 45 bis 60 Minuten nicht überschritten werden soll, weil die Aufmerksamkeit der Zuseher dann merklich abnimmt. Wir haben uns deshalb dazu durchgerungen, Szenen, die dem Zuschauer in der gebotenen Kürze nicht ausführlich erklärt werden konnten, zu streichen und uns auf wesentliche Ereignisse in seinem kurzen, aber aufregenden Leben zu konzentrieren.

Der Film von Luis Amplatz ist in Südtirol historisch bedeutend. Wie sind Sie als Regisseur mit der schmalen Gratwanderung umgegangen, eine ausgewogene Darstellung zu schaffen, ohne den Freiheitskämpfer zu idealisieren oder zu dämonisieren?

Wir haben uns bei der Verfassung des Drehbuches darauf geeinigt, den Menschen Luis Amplatz in den Mittelpunkt der Film-Dokumentation zu stellen. Diese Zeit war dramatisch für die deutsche und ladinische Südtiroler Minderheit, die auf Zugeständnisse und Verbesserung ihrer Lebensumstände vergeblich hofften.

Wir wollten ihn darstellen, wodurch er gesellschaftspolitisch geprägt bzw. sozialisiert wurde, warum er gehandelt hat, wie er es tat.

Das Interview mit Werner Neubauer führte Andreas Raffeiner .

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