von Alexander Wurzer 31.05.2024 12:00 Uhr

Liktorenbündel und Dux-Inschrift: Zu faschistisch für Andria?

Der Eingang des Gemeindestadions von Andria in Apulien ziert ein Denkmal, das stark an das umstrittene Siegesdenkmal in Bozen erinnert. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass das Denkmal in Andria entschärft wurde. Offensichtlich faschistische Symbole wie die Liktorenbündel und die Inschrift „Dux“ (lat. für Duce) wurden entfernt, während die architektonische Form eines „M“ erhalten blieb, das auf Mussolini hinweist.

Das Denkmal damals und heute (Quelle: Facebook/Italian Art and Architecture of the Twenties from 1922 to 1944)

Liktorenbündel und ihre Bedeutung

Die Liktorenbündel (ital. fascio littorio) waren das offizielle Emblem des faschistischen Italiens und sind vergleichbar mit dem Hakenkreuz des Nationalsozialismus. Der Begriff „Faschismus“ selbst leitet sich vom „fascio littorio“ ab, was die Symbolik der Liktorenbündel noch bedeutsamer macht. Sie waren nicht nur ein Symbol der Macht, sondern auch der Unterdrückung und des Terrors.

Die Notwendigkeit der Entschärfung

Angesichts dieser Geschichte ist es verständlich, dass die Stadt Andria beschlossen hat, den Stadioneingang zu entschärfen. Niemand möchte täglich an das dunkelste Kapitel der eigenen Geschichte erinnert werden, insbesondere durch ein Denkmal, das offen faschistische Symbole trägt. Die Entfernung der Liktorenbündel und der „Dux“-Inschrift war daher ein notwendiger Schritt, um das historische Bewusstsein zu wahren und den öffentlichen Raum von faschistischer Propaganda zu befreien.

Das Siegesdenkmal in Bozen: Ein Schandfleck

Im krassen Gegensatz dazu steht das Siegesdenkmal in Bozen, das in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Dieses Denkmal präsentiert stolz seine überdimensionalen Liktorenbündel und weist darauf hin, dass die Faschisten „die Übrigen durch Sprache, Gesetze und Künste bildeten“. Auch der Vermerk auf den Auftraggeber Benito Mussolini fehlt nicht. Es ist unvorstellbar, dass in einem anderen westeuropäischen Land ein solches Denkmal bestehen könnte. Man stelle sich vor, im Zentrum Münchens stünde ein von Hakenkreuzen geschmücktes Denkmal, das Adolf Hitler als Auftraggeber ausweist – eine unvorstellbare Provokation.

  • Das Siegesdenkmal in Bozen. (Quelle: Südtiroler Schützenbund)

Politische Doktrin und Pilgerstätte für Faschisten

Die Beibehaltung des Bozner Siegesdenkmals in seiner ursprünglichen Form scheint eine unerschütterliche Doktrin aller italienischen Parteien in Bozen zu sein. Dies hat dazu geführt, dass das Denkmal zu einer Pilgerstätte für Neo-Faschisten geworden ist. Hier treffen sich Anhänger einer Ideologie, die für Unterdrückung, Gewalt und Terror steht, um ihre Überzeugungen zu feiern und zu verbreiten. Armes Bozen, das diese Schande inmitten seiner Stadt ertragen muss.

Andria als Beispiel nehmen

Es ist an der Zeit, dass Bozen sich der Verantwortung stellt und die Überbleibsel des Faschismus aus dem öffentlichen Raum entfernt. Denkmäler wie das in Bozen sind nicht nur Erinnerungen an eine düstere Vergangenheit, sondern auch eine Provokation und ein Sammelpunkt für gefährliche Ideologien. Die entschärfte Version in Andria zeigt, dass es möglich ist, historische Sensibilität mit einem respektvollen Gedenken zu verbinden. Bozen sollte diesem Beispiel folgen und sich von den Symbolen einer schrecklichen Vergangenheit befreien. Nur so kann die Stadt einen echten Schritt in Richtung einer aufgeklärten und gerechten Zukunft machen.

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