von ag 13.04.2024 13:03 Uhr

Deutschsprachige Musiklehrer – Ein steiniger Weg

Wer im eigenen Heimatland Südtirol studiert, der wird abgestraft. Nach fünf Jahren Studium in Südtirol stehen künftige Musiklehrer noch immer ohne Lehrbefähigung da. Diese zu erlangen ist eine regelrechte Odyssee. Autonomiepolitische Chancen werden abermals verspielt. Studenten tappen im Dunkeln. Ob eine baldige und vor allem gute Lösung ansteht, bleibt ungewiss.

Symbolbbild von Steve Buissinne auf Pixabay

Um im autonomen Südtirol eine Fixanstellung an einer Schule zu bekommen, bedarf es einer Lehrbefähigung. Andernfalls muss man auf eine Supplenzstelle der Schulranglisten hoffen. Ohne Lehrbefähigung also keine Aussicht auf eine unbefristete Stelle an einer Schule.

Genau dieses Schicksal teilen Absolventen des Musikkonservatoriums Claudio Monteverdi in Bozen. Nach einem fünfjährigen Studium (Bachelor + Master) steht dort ein künftiger Musiklehrer in Südtirol noch immer ohne Lehrbefähigung da. Im Umkehrschluss ist also auch keine Fixanstellung an einer Mittel- und Oberschule bzw. Musikschule möglich.

Ständig ändernde Regelungen

Um dem ganzen entgegenzuwirken, hatte die Landesregierung zusammen mit der Bildungsdirektion für die deutsche und ladinische Sprachgruppe einen zweijährigen Lehrgang zur Erlangung der Lehrbefähigung an der Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen ins Leben gerufen. Der Lehrgang startete im Schuljahr 2022/23. Durch staatliche Bestimmungen musste der Kurs jedoch abgeändert werden. Wann und in welcher Form der lehrbefähigende Lehrgang fortgeführt wird, bleibt ungewiss. Auf der offiziellen Seite des Landes erfährt man wenig bis gar nichts. Grund dafür sind sicherlich auch die sich ständig ändernden Regelungen im staatlichen Bildungssystem. Die Autonomie und die dazugehörigen Kompetenzen scheinen doch nicht so rosig zu sein.

Erfahrungsberichte

Wie UT24 von mehreren Musikstudenten erfuhr, wird seit Jahren eine einheitliche Lösung gefordert. „Nach einem Studium, welches fünf Jahre dauert, erwarte ich mir, dass ich die erforderlichen Voraussetzungen erfülle und nicht noch diesen und jenen Kurs absolvieren muss. Und dabei weiß ich im Moment nicht einmal, wie ich die Lehrbefähigung erlangen soll, wenn die Uni in Brixen diesen Lehrgang nicht mehr anbieten sollte“, schildert ein Student des Bozner Konservatoriums, welcher in diesem Jahr seinen Abschluss macht.

Auch einen Studienanwärter konnte UT24 befragen: „Ich war sogar beim Berufsberater, weil mir keiner so genau sagen konnte, ob ich nach einem fünfjährigen Studium in Bozen dann auch unterrichten kann. Nicht einmal der Berufsberater, bei dem ich war, konnte mir die genauen Regeln und gesetzlichen Bestimmungen aufzeigen. Ich wäre gerne nach Bozen gegangen, auch wegen dem Professor im Hauptfach, aber diese Ungewissheit macht mir zu schaffen. Wahrscheinlich werde ich auch nach Innsbruck gehen, um zu studieren.“

Österreich als Vorbild

Ganz anders schaut es hierbei in Österreich aus. Nach einem nur vierjährigen Studium in Instrumental- bzw. Gesangspädagogik erlangt man die Lehrbefähigung für das jeweilige Fach und kann in Südtirol auf eine Fixanstellung hoffen. Dies sei laut vielen Studenten auch ein Grund, warum sich viele erst gar nicht überlegen am Bozner Konservatorium zu studieren und stattdessen sofort nach Österreich gehen.

Dieses Phänomen beobachtet auch ein Dozent und Professor des Konservatoriums in Bozen. Er empfinde es als sehr schade, dass die meisten Musikstudenten nach Österreich gehen, um zu studieren, gleichzeitig sei es für ihn jedoch absolut verständlich, da die Gesetzgebung in Italien und auch in Südtirol für künftige Musiklehrer, welche in Bozen studieren, einfach absurd ist.

Italienischsprachige Volksgruppe erhält Lehrgang

Aufatmen können derzeit jedoch Musikstudenten der italienischen Sprachgruppe, für welche ein Lehrgang zur Erlangung der Lehrbefähigung am Konservatorium eingerichtet wurde. Diese gilt für die italienischen Mittel- und Oberschulen sowie für die italienische Musikschule „Antonio Vivaldi“. Ob ein solcher Lehrgang nun auch für die deutsche Sprachgruppe ausgeschrieben wird, bleibt abzuwarten. Es wäre jedoch höchste Zeit, dass Verantwortungsträger in Politik und Bildung eine effiziente und baldige Lösung für diese Problematik finden, denn für viele könnte genau dies ein Grund dafür sein ihr angestrebtes Musikstudium erst gar nicht anzufangen bzw. es frühzeitig abzubrechen.

Immerhin wird die Autonomie Südtirols als die „Weltbeste“ angesehen. Warum also nicht ein Problem lösen, welches Musikstudenten seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet? Zudem geht es gleichzeitig um den Erhalt der deutschsprachigen Musikstudenten am Konservatorium in Bozen, welche es in den vergangenen Jahren vermehrt nach Österreich zog.

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