von ak 07.06.2023 12:53 Uhr

Südtirol: Freiwillige Schwangerschaftsabbrüche und Fehlgeburten 2022

Das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) erhob ihre jährliche Auswertung zu freiwilligen Schwangerschaftsabbrüchen und Fehlgeburten. Dabei konnte bei den Abbrüchen eine Steigung wahrgenommen werden, hingegen bei den Fehlgeburten sank der Prozentwert.

Symbolbild von Marjon Besteman auf Pixabay

Quelle: ASTAT

In den Gesundheitseinrichtungen Südtirols wurden 521 freiwillige Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Das entspricht einer Zunahme von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (UT24 berichtete). Mehr als neun von zehn der betroffenen Frauen sind im Land ansässig. Die Abbruchziffer, ein verlässlicher Indikator, um die Entwicklung des Phänomens korrekt zu bewerten, beträgt im Bezugsjahr 4,7 je 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter (15-49 Jahre). Diese ist im Vergleich zum Jahr 1980, als dieser Wert noch bei 7,1 lag, deutlich zurückgegangen. Auf gesamtstaatlicher Ebene beträgt die Abbruchsziffer 5,4 (Quelle: Gesundheitsministerium 2020, letzte verfügbare Daten).

Die Abbruchziffer zeigt an, dass Ausländerinnen ungefähr viermal so häufig wie Inländerinnen eine Schwangerschaft freiwillig beenden (12,0 gegenüber 3,5 Abbrüche je 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter). Nach einem starken Anstieg in vergangener Zeit haben sich die Abbrüche bei den ausländischen Frauen stabilisiert und sind in den letzten Jahren tendenziell rückläufig. Im Jahr 2022 lag ihr Anteil an der Gesamtzahl der Schwangerschaftsabbrüche bei 35,7 Prozent, 2001 waren es 17,4 Prozent.

Die Frauen, die in Südtirol eine gesetzlich erlaubte Abtreibung vornehmen lassen, sind größtenteils ledig (64,1 Prozent), 31,1 Prozent sind verheiratet und 4,8 Prozent getrennt oder geschieden. Im Jahr 2022 sind 42,8 Prozent der Frauen zum Zeitpunkt des freiwilligen Schwangerschaftsabbruchs kinderlos, 16,7 Prozent haben bereits ein Kind und 40,5 Prozent mehr als eines. 22,5 Prozent geben an, vorher bereits mindestens einmal eine Schwangerschaft abgebrochen zu haben, und 15,0 Prozent hatten zuvor mindestens eine Fehlgeburt. Der Anteil der Schwangerschaftsabbrüche bei Ausländerinnen, die schon einmal abgetrieben haben, liegt bei 33,3 Prozent gegenüber 16,4 Prozent der Inländerinnen.

Mehr als eine von zehn Frauen über 40 Jahre alt

Die Datenauswertung nach Alter ergibt, dass die höchste Quote von Frauen, die einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, in die Altersklasse der 30- bis 39-Jährigen fällt (43,6 Prozent), dicht gefolgt vom Anteil der Frauen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren (43,0 Prozent). 10,4 Prozent der betroffenen Frauen sind mindestens 40 Jahre alt, während der Anteil der unter 18-Jährigen 3,1 Prozent ausmacht. Im Jahr 2022 beträgt das Durchschnittsalter der Frauen mit italienischer Staatsbürgerschaft zum Zeitpunkt des Abbruchs 29,3 Jahre und jenes der Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft 31,4 Jahre.

45,3 Prozent der freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche werden bis zur achten Schwangerschaftswoche vorgenommen, 33,8 Prozent zwischen der neunten und zehnten Woche und 15,4 Prozent zwischen der elften und zwölften Schwangerschaftswoche. 5,6 Prozent der Fälle betreffen Abbrüche nach der zwölften Schwangerschaftswoche infolge eines pathologischen Befundes bei den Vorsorgeuntersuchungen von Mutter bzw. Kind.

Pharmakologische Eingriffe nehmen zu

Aus einer Betrachtung der Wartezeiten geht hervor, dass 76,6 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche innerhalb von 14 Tagen nach Ausstellung der ärztlichen Bewilligung durchgeführt werden. In 94,6 Prozent der Fälle verstreichen nicht mehr als drei Wochen. Meistens wird die ärztliche Bewilligung für den Schwangerschaftsabbruch vom gynäkologischen Dienst, der den Eingriff durchführt, erteilt (94,0 Prozent). Es folgen mit großem Abstand die Familienberatungsstelle (3,1 Prozent) und der Vertrauensarzt oder -ärztin (2,9 Prozent).

Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes beträgt bei 94,8 Prozent der freiwilligen Schwangerschaftsabbrüche weniger als 24 Stunden. Die Absaugung ist nach wie vor die am häufigsten angewandte Methode (43,2 Prozent). Der Eingriff wird nun seltener unter Vollnarkose durchgeführt (61,4 Prozent). Aus der Grafik 6 ist ersichtlich, wie sich die Abbruchziffer Italiens im internationalen Vergleich präsentiert. Da die Kennzahl auf internationaler Ebene pro Frau im Alter von 15-44 Jahren berechnet wird, wurde die Datenbasis für Italien entsprechend angepasst.

Im August 2020 beschloss das Gesundheitsministerium eine Aktualisierung der Leitlinien zum freiwilligen Schwangerschaftsabbruch im Hinblick auf die pharmakologische Interventionsmodalität durch die zweifache Verabreichung von Mifepriston (RU486) und Prostaglandin. Damit entfällt die Verpflichtung zum Krankenhausaufenthalt ab dem Zeitpunkt der Einnahme des Medikaments bis zum Ende der Behandlung. Außerdem wird die Anwendung des Medikaments von der siebten bis zur neunten Schwangerschaftswoche verlängert. Der Einsatz erfolgte 2022 in 36,5 Prozent der Fälle gegenüber 23,9 Prozent im Jahr 2021 und 6,6 Prozent im Jahr 2020, um das Ansteckungsrisiko mit Covid in den Operationssälen der Krankenhäuser zu minimieren.

Aus dem Monitoring des Jahres 2022 über das Personal, das Schwangerschaftsabbrüche aus Gewissensgründen verweigert, geht hervor, dass 83,7 Prozent der Gynäkologen und Gynäkologinnen, die in Südtirols öffentlichen Krankenhäusern und Privatkliniken arbeiten, keine Abtreibungen vornehmen. Italienweit liegt der Anteil der Verweigerer bei insgesamt 64,6 Prozent (2020, letzte verfügbare Daten).

Fehlgeburten nehmen leicht ab

Im Jahr 2022 werden in Südtirol 503 Fehlgeburten, welche eine Einlieferung in eine öffentliche oder private Krankenanstalt erforderlich machten, verzeichnet. Das sind 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr, als die Zahl bei 525 lag. Die Abbruchziffer beträgt 4,6 Fehlgeburten je 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter (15-49 Jahre), wobei der Gesundheitsbezirk Brixen (7,2) landesweit die höchste Abbruchziffer verzeichnet. 28,8 Prozent der betroffenen Frauen sind Ausländerinnen.

Das zunehmende Alter der Frauen zum Zeitpunkt der Empfängnis stellt den höchsten Risikofaktor für eine Fehlgeburt dar: So ist die Abbruchquote bei den Frauen ab einem Alter von 40 Jahren deutlich höher als in der Altersklasse der 35- bis 39-Jährigen (260,6 gegenüber 142,6 Fehlgeburten je 1.000 Lebendgeborene). Bei den jüngsten Frauen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren beträgt die Fehlgeburtenrate 101,6 Promille, bei den 25- bis 29-Jährigen 67,6 Promille und bei den 30- bis 34-Jährigen 79,3 Promille. Im Jahr 2022 beträgt das Durchschnittsalter der Frauen bei einer Fehlgeburt 33,3 Jahre. Die Abbruchziffer bei Fehlgeburten von ausländischen Frauen ist weit mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen mit italienischer Staatsbürgerschaft (9,3 Promille gegenüber 3,8 Promille).

Auch im Jahr 2022 bestätigt sich, dass Fehlgeburten meist in den ersten Schwangerschaftswochen auftreten: Tatsächlich konzentrierten sich 68,6 Prozent der Schwangerschaftsverluste auf die ersten zehn Schwangerschaftswochen. Die durchschnittliche Schwangerschaftszeit vor einer Fehlgeburt hält sich damit konstant bei 10,0 Wochen.

Der auf die Fehlgeburt folgende Eingriff machte in 83,7 Prozent der Fälle einen eintägigen Krankenhausaufenthalt erforderlich. Bei 65,2 Prozent der Fälle wird eine Auskratzung durchgeführt. Hoch bleibt auch der Anteil der Frauen, bei denen der Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt wird (81,3 Prozent).

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