von hz 26.05.2023 07:32 Uhr

Das Wohn-Dilemma – Alternativen für Junges Wohnen?

Leistbares Wohnen ist aktuell DAS zentrale Thema bei jungen Erwachsenen. Denn immer mehr tun sich schwer, eine Wohnung zu finden bzw. sie zu bezahlen. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Leerstände. Bei einer Tagung in Völs hat die Plattform LAND mögliche Alternativen erörtert und Beispiele aus Deutschland und Österreich präsentiert.

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Das Thema der Jahrestagung der Plattform Land lautete am gestrigen Donnerstag „Leerstand im neuen Gewand – Junges Wohnen und nachhaltig sanieren“. Es ging um die Frage, wie leistbares und nachhaltiges Wohnen ermöglicht und Leerstände besser genutzt werden können. Der Präsident Andreas Schatzer sprach eingangs von den hohen Grundstückspreisen in Südtirol und aktuell auch von den hohen Baukosten. Es werde versucht, in den Gemeinden Wohnungen anzubieten, welche es zum Landesmietzins zu mieten und später zu kaufen gibt. Eine weitere Säule für das leistbare Wohnen stellt der Leerstand dar, den es zu sanieren gelte und genutzt werden sollte. Junge Erwachsene würden laut den Ausführungen von Schatzer wieder vermehrt das Wohnen im ländlichen Raum schätzen und dafür müssten Anreize geschaffen werden, damit junge Leute im Dorf bleiben. Auch die Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort trage dazu bei.

Peter Hauk, der Minister für den ländlichen Raum in Baden-Württemberg referierte zum Thema „Nachhaltig Wohnen im Ländlichen Raum“ und berichtete vom Trend, dass nach der Corona-Zeit wieder mehr Menschen in die ländlichen Räume ziehen. Momentan sei es in seinem Bundesland so, dass ein Drittel der Bevölkerung am Land, zwei Drittel hingegen in den Städten leben. Die Fläche bestehe allerdings aus zwei Dritteln ländlichen und zu einem Drittel aus urbanem Raum. Das Homeoffice gewinne an Relevanz nicht zuletzt deshalb würden es viele bevorzugen, nicht mehr kilometerlange Fahrten zur Arbeit hinlegen zu müssen. Die Städte würden hingegen an Einwohnern aktuell verlieren, so Hauk.

Peter Hauk, Minister für den ländlichen Raum in Baden-Württemberg – Foto: UT24/hz

Keine Landflucht mehr

Vor zehn Jahren gab es in Baden-Württemberg noch eine ernst zu nehmende Landflucht, doch aktuell ist von dieser keine Rede mehr. Dadurch, dass die digitale Entwicklung weitergehen werde, ist das Wohnen am Land attraktiver. Auch gesellschaftliche Veränderungen tragen zu dieser Entwicklung bei, denn heutzutage sei es so, dass sich junge Leute zuerst eine Wohnung suchen, am Arbeitsmarkt flexibel agieren und so nicht sofort ein Eigenheim erwerben möchten. Im ländlichen Raum werden vermehrt Mietwohnungen (Familienhäuser) angeboten.

Aus Vorarlberg referierte anschließend Peter Steurer zum Thema „Gemeinschaftliches Bauen & Wohnen“, welcher für die Regionalentwicklung des westlichsten Bundeslandes Österreichs arbeitet. Er stellte eingangs klar, dass es sich dabei nicht um den sozialen Wohnbau handelt, sondern um gemeinschaftliches Wohnen. Solch gemeinschaftliche Wohnbauprojekte würden neben dem sozialen und wirtschaftlichen Mehrwert auch einen ökologischen Mehrwert erzeugen.

Viele Interessierte bei der Tagung der Plattform LAND in Völs – Foto: UT24/hz

Südtiroler Herausforderungen und Lösungsansätze

Der Trudner Bürgermeister Michael Epp stellte anschließend ein Mehrgenerationenhaus aus seiner Gemeinde vor. Die Gemeinde hat zunächst einen Hof gekauft und ein Konzept für alle Bürger erstellt. Wichtig war es der Unterlandler Gemeindeverwaltung, dass bei dem Projekt des Mehrgenerationenhauses die älteren Menschen weiterhin am sozialen und kulturellen Leben teilnehmen können. Beim Mehrgenerationenhaus soll Platz für Seniorentreffs, Ausstellungsräume, Gärten, Wohnungen für betreutes Wohnen, Single-Wohnungen, eine Hausmeisterwohnung, eine Tagesstätte und eventuell auch eine Bar sein.

Am Tagungsort in Völs ist in der Gemeinde die Alternative des Tinyhouse angesprochen und analysiert worden. Der Bürgermeister Othmar Stampfer sprach davon, dass die Gemeinde im Schlerngebiet in den nächsten Jahren einen starken Anstieg an Einwohner zu erwarten habe. Daria Habicher von LIA-Collective, erläuterte die kleinen Forschungs- und Praxismobile – kurz FOP MOB. Sie sprach weiters von neun planetaren Grenzen, von denen jetzt bereits einige überschritten sein sollen. Ein Tinyhouse stehe für Freiheit und Individualisierung sowie einen nachhaltigen Lebensstil. In Zukunft soll die bestehende Substanz erhalten und aufgewertet werden, so Habicher.

Rege Diskussionsrunde

Ulrich Höllrigl, der Geschäftsführer von Plattform LAND, moderierte anschließend eine rein weibliche Diskussionsrunde zum Thema „Wie erreichen wir leistbares Wohnen – auch dank Nutzung der Leerstände?“. Die Wohnbau-Landesrätin Waltraud Deeg berichtete eingangs, dass der öffentliche Wohnbau neu aufgestellt wurde. Nun gehe es vom ursprünglich sozialen Wohnbau mehr in Richtung des leistbaren Wohnens. Die Landesrätin ist überzeugt, dass es mehr Wohnraum brauche, vor allem für jene Menschen, welche in Südtirol leben und arbeiten, betonte sie.
Für Architektin Sylvia Dell’Agnolo brauche es zuallererst eine Rechtssicherheit. Die Menschen müssten den Mut haben, umzudenken. Überlegungen bezüglich des Baumaterials sollten gemacht werden.
Daria Habicher von LIA-Collective sieht in Südtirol ein verhärtetes Denkmuster und aktuell überwiege die Meinung, dass es keinen Bedarf an neuen Wohnformen gebe. Es wären allerdings die jungen Leute, die versuchen würden, neue Kulturen in Südtirol zu verankern.
Für Gerlinde Haller von Cohousing Südtirol brauche es in Südtirol mehr Bewusstseinsbildung für das sensible Thema sowie ausführlichere Informationen.
Christine Pfeifer, die Präsidentin von Vivius, sprach vom nachhaltigen Bauen. Es darf nicht vergessen werden, dass Gebäude auch Nutzungs- sowie Instandhaltungskosten verursachen würden.

Am Nachmittag lud Bürgermeister Stampfer die Anwesenden zu einem Dorfrundgang in Völs ein, bei welcher er sanierte Leerstände, aber auch aktuelle Problemfälle aufzeigte.

Diskussionsrunde bei der Tagung der Plattform LAND in Völs – Foto: UT24/hz

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