Elmar Thaler

04.06.2022

Ein Botschafter Südtirols wird 90

16 gerettete Bergbauernhöfe, die Mitfinanzierung eines privaten deutschen Kindergartens im Unterland, die Unterstützung mehrerer Schützenkompanien: Südtirol hat dem Sudetendeutschen Horst Kunert vieles zu verdanken. Am heutigen Samstag feiert er seinen 90. Geburtstag. Nachfolgend ein Portrait des Jubilars.

Foto: Südtiroler Schützenbund

Der am 4.6.1932 geborene Horst Kunert stammt in dritter Generation aus einer Pädagogenfamilie im Sudetenland. Die grausame Vertreibung durch die Tschechen überlebte er nur mit sehr viel Glück. Wegen regimekritischer Äußerungen von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet, gelang ihm trotzdem die Flucht in den Westen. Obwohl er drei Jahre Latein nachholen musste, machte er als jüngster seiner Klasse das Abitur. Sein Studium der Geografie und Geschichte verdiente er sich in acht Berufen, u.a. als Berichterstatter für Tageblatt, RNZ und SDR sowie viele weitere Medien, aber auch als Fremdenführer in Venedig und Reiseleiter in ganz Europa. Kommunalpolitisch engagierte er sich schon früh in Bammental, gründete die Bürgeraktion Heldenberg, der es gelang, weitere schon genehmigte Hochhäuser in einem Normenkontrollverfahren zu verhindern. Für den Gemeinderat kandidierte er zweimal und wurde bei rund fünfzig Mitkandidaten jeweils Stimmenkönig und als jüngster Rat Sprecher der Mehrheitsfraktion CDU/Bürgervereinigung.

Weltkenntnis in Diavorträgen

Auf Studienfahrten lernte er 62 Länder kennen, oft abenteuerlich, wie 1957 im dreirädrigen Kabinenroller 7.000 Kilometer durch den Balkan in die Türkei oder per Rollstuhl drei Wochen durch China. Von seiner Weltkenntnis profitierte nicht nur eine Schülergeneration in Heidelberg, Wiesloch, Schwäbisch Hall und am Wilhelmi-Gymnasium in Sinsheim, wo Kunert dreißig Jahre als Studiendirektor unterrichtet hatte. Auch über hunderttausend Zuschauern in ganz Deutschland vermittelte er in Diavorträgen sein Bild der Welt. Die Nr.1 der mitteleuropäischen Diavortragsszene Michael Martin würdigte ihn als dienstältesten Diareferenten Deutschlands auf der Internationalen Diavortragsbörse, hat doch der Bammentaler seit 1950 über zweitausend Diavorträge gehalten.

„Südtirol - eine Liebeserklärung“

In mehr als tausend über „Südtirol – eine Liebeserklärung“ begeisterte er sein Publikum „mit brillanter Bild- und Erzählkunst“ (RNZ). „Durch Kunert kamen Millionen Deutsche Mark und Euro nach Südtirol“, so der ehemalige SSB-Landeskommandant Elmar Thaler bei der Verleihung des Ehrenkranzes, den er als einziger Bundesdeutscher trägt. Vor dreißig Jahren war er als Nachfolger von Landrat Steinbrenner zum Vorsitzenden des Arbeitskreises Heidelberg/Rhein-Neckar im Kulturwerk für Südtirol gewählt worden und entwickelte diesen zum erfolgreichsten in Deutschland mit einem Spendenaufkommen von über einer Million Euro, womit 16 Bergbauernhöfe gerettet und der erste private deutsche Kindergarten in Margreid entscheidend mitfinanziert werden konnte. Außerdem wurden die Kulturvereine in den deutschen Sprachinseln Palai und Lusern nachhaltig gefördert und nicht zuletzt mehrere Schützenkompanien maßgeblich unterstützt. Die SK Franz von Fenner Margreid ernannte Kunert vor 25 Jahren als Nachfolger von Karl Felderer zu ihrem Ehrenmitglied. Seit 1992 ist der Sudetendeutsche auch stellvertretender Bundesvorsitzender des Kulturwerks. Bei über hundert Studienfahrten konnte er Schülern, Studenten, Lehrern und Senioren Südtirol zeigen. Seit 17 Jahren gestaltet er als alleiniger Redakteur, natürlich ehrenamtlich, noch immer die SÃœDTIROLER RUNDSCHAU.

Kunerts Fotokunst

Aus seinen über 300 VHS-Fotokursen rekrutiert sich die Mehrzahl der Mitglieder des VHS-Fotoklubs Reflex 82, den er gründete, 33 Jahre leitete und der als drittbester deutscher und BW-Vizefotomeister zur Spitze im „Ländle“ zählt. Kunert gewann achtmal den 1.Preis beim Deutschen Zeitungsleserfotowettbewerb, zweimal bei LEICA FOTOGRAFIE INTERNATIONAL und neben anderen auch bei der in fünf Sprachen erschienenen Fachzeitschrift PHOTO. Diese und weitere Preise brachten ihm die Berufung in das zwölfköpfige deutsche „Fotonationalteam“ ein, das bei der inoffiziellen WM in Argentinien unter mehr als vierzig Nationen den fünften Platz erreichte.

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