Ski Alpin: Paris rast in Wengen-Abfahrt aufs Podest

„Es war heute eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität dabei“, sagte Kriechmayr nach Rang zwölf am Vortag im ORF. „Ich habe versucht, das Herz in die Hand zu nehmen.“
Ausnahmegenehmigung für späteren Sieger
Dass er im Klassiker überhaupt seinen zehnten Weltcupsieg ins Visier nehmen konnte, war im Vorfeld emotional diskutiert worden. Aus der Corona-Quarantäne kommend, war der Oberösterreicher verspätet und nach den Abfahrtstrainings im Berner Oberland eingetroffen. Einen Lauf – präziser: einen Trainingsstart – schreibt das Regelwerk für den Rennstart verpflichtend vor. Eine Juryentscheidung machte es aber möglich, dass Kriechmayr am Freitagmorgen vor der ersten Abfahrt aus dem Starthaus ging, nach wenigen Metern abschwang und zur normalen Streckenbesichtigung überging.
Tags darauf gelang Kriechmayr auf wesentlich längerer Strecke und Top-Geschwindigkeiten bis zu 150 km/h in 2:26,09 Minuten sein erster Saisonsieg und sein zweiter Wengen-Erfolg nach 2019. Auch damals hatte er vor Feuz triumphiert. Österreichs Skiverband hält nach 20 Männer-Saisonrennen bei vier Erfolgen, und baute mit dem 18. Erfolg in einer Wengen-Abfahrt seine statistische Vormachtstellung aus – „Verfolger“ Schweiz hält bei zwölf.
Kein Rekord-Sieg für Feuz
Kriechmayr stahl Feuz dessen vierten Wengen-Sieg, der Solo-Rekord-Erfolg des Schweizers auf der Traditionsstrecke ist aufgeschoben. Leichte Fehler, etwa beim Silberhornsprung, waren ausschlagend. Auch Vortagessieger Aleksander Aamodt Kilde (7.) (UT24 berichtete) war früh geschlagen, der Norweger verpatzte die Einfahrt ins Kernen-S, in dem auch Odermatt neuerlich ans Limit ging, jedoch ebenso nicht gänzlich fehlerfrei herauskam.
Kriechmayr bewältigte das Kriterium besser als am Freitag, legte auch diesmal eine abgespeckte Schneepflug-Version ein – die sich als schnell erwies. Mit der wohl besten Linie aller Topleute machte der Oberösterreicher auch einigen Rückstand wett, den er auf dem von ihm unerprobten oberen Streckenteil aufgerissen hatte.
Trainingsverzicht als zukunftsträchtiges Konzept?
Auf die Frage, ob Trainingsverzicht ein zukunftsträchtiges Konzept werden könne, antwortete Kriechmayr trocken: „Wenn man meine Trainingsläufe in der Saison verfolgt hat, waren die eh ‚für die Fisch‘, so weit wie ich im Training hinten war.“ Er habe hier das Beste aus einer schwierigen Situation gemacht. „Ein Training nehme ich grundsätzlich trotzdem gerne.“
Erst seit wenigen Tagen von Corona genesen
Kriechmayr hatte am Samstag in Österreich einen positiven Coronatest abgegeben, war kurz darauf aber wieder negativ. Dafür, dass er auch als Spitzensportler der fünftägigen Quarantäne nicht entkam, zeigte er größtes Verständnis. „Ich verstehe durchaus, dass die Behörde für mich keine Ausnahme gemacht hat. Viele Landsleute verpassen wegen Corona wichtige Ereignisse in ihrem Leben, wahrscheinlich wichtigere als meine mit dem bisschen Rennfahren.“
Starke Fahrt vom Ultner Dominik Paris - Abschied von Janka
Das Ultner „Kraftpaket“ Dominik Paris zeigte eine beherzte Fahrt, auch wenn ihm bereits im oberen Teil einige Fehler unterliefen. In der Folge wurde er allerdings immer schneller und belegt am Ende des Tages in der Lauberhorn-Abfahrt Rand drei.
Der Schweizer Carlo Janka, Gesamtsieger und Riesentorlauf-Olympiasieger von 2010, verabschiedete sich mit einem Ausfall in die Ski-Pension.
APA/UT24






