Ein Blog von

Georg Dekas

04.12.2021

Österreich kurz groß

Jetzt ist er weg, der Kurz. Von Giftzwergen vergrault.

Watt-Kini (c) dege 2012

Mit Sebastian Kurz war (die Republik) Österreich kurz wieder groß. Der junge Mann ist ein politisches Ausnahmetalent, wie es seit Fürst Metternich keines mehr an der Donau gegeben hat (Kreisky ausgenommen). Leider wurde Österreich seit Metternich zweimal geschrumpft – 1920 in Größe, 1938 in Geist. Schitt häppenz. Scheint’s sind die Gemüter und Verstandesgefäße vieler Austrianer dauerhaft geschrumpft. Anders ist die Häufung von wienernden Pharisäern, Spießern und Intriganten  in den höchsten Rängen des Staates, der Behörden und der Medien nicht zu erklären. Im Unterschied zu diesem wuchernden Herrschaftsfilz jeder Couleur hat das österreichische Volk von Anfang an gewusst, was es an Sebastian Kurz geschenkt bekommen hat. Das belegen zwei Kanzlerwahlen und zweimal ein überwältigender Vertrauensbeweis trotz widrigster Umstände.

Jetzt ist er weg, der Kurz. Von Giftzwergen vergrault.

Was hat den Faktor Kurz ausgemacht? Lassen wir alle Wunderwuzzi-G’schichtn beiseite. Kurz wandelte sich vom aufstrebenden Politiker der kleinen Alpenrepublik zum Staatsmann europäischen Formats just damals vor dem Bayerischen Hof in München, als er mit festem, aber unaufgeregten Ton in die Kamera der großen “Anstalten” hineinsprach: Dass Europa seine Grenzen schützen müsse. Dass die Ausbeutung der Flüchtlinge durch Schlepper nur so beende werden könne. Diese kaum eine Minute lange Rede hat Kurz vom geschniegelten Saulus zum aufrechten Paulus gemacht.

Die nächsten Marksteine seiner staatsmännischen Laufbahn waren die Ankündigung, Österreich werde nicht für die Schulden Italiens aufkommen, und die sehr bestimmte Annäherung an die sogenannten Visegrad-Staaten. Es ging um die Flüchtlingspolitik, aber nicht nur. Bei einem Staatsbesuch in Deutschland gab er Frau Merkel vor allen Kameras ungerührt zu verstehen, dass er keinen Katzbuckel vor der Kaiserin Europas zu machen gedenke. Alles das hat das Sprachrohr Deutschlands, die BILD-Zeitung, zum Ausruf veranlasst: So einen bräuchten wir! Sebastian Kurz, der neue Metternich Europas.

Und dann Ibiza. Ein Attentat auf Kurz. Nur ein erster Sturzversuch (mit Stinkbombe), wie jetzt herauskommt. Gelingt nicht ganz. Aber das blaue Stehbein ist weg. Muss durch jungscharweiches Grün ersetzt werden. Prinzip Hoffnung: “Das Beste aus zwei Welten”. Doch der außenpolitische Schmiß ist weg. Innenpolitisch die bürgerlich-liberale Steuerpolitik kaum mehr durchsetzbar. Da setzt der Feind zum zweiten Anschlag an.

Der Casus Belli (Kriegsgrund) ward gefunden. Die türkisen Jungs hatten sich auf dem Weg in die Hofburg ihre Truppenstärke mit genau den halbseidenen Mitteln aufgebaut, mit denen alle politischen Parteifeldherren in der Wiener Melange operieren müssen, wollen sie Erfolg haben. Schön war’s nicht, aber käufliche Medien erfordern käufliche Methoden.

Bald reichen die roten Ankläger kleine blaue Pillen an die zu kurz (per modo di dire) gekommenen Zeitungen durch. Längst bevor ein ordentliches Gericht irgend etwas festgestellt hat, steht Sebastian Kurz vor dem Medien-Schafott.

Diesmal sind die Bauern im bösen Schachspiel nicht mehr blaue Schwadroneure und Wiener Halbwelt, sondern die Spitzen der Wiener Gesellschaft. Wie schon bei Ibiza sind auch in diesem zweiten Attentat auf Sebastian Kurz die neuen Technologien entscheidend. Ibiza wäre ohne die digitalen Minikameras nicht möglich gewesen, das Chat-Attentat nicht ohne Smartphones. Beide technischen Werkzeuge kehren das Private, Banale, Menschliche, Lächerliche, Sündige, Böse 1:1 nach außen, dort, wo es nicht hingehört. Unermesslich g’schmackig für Aasfresser aller Art.

Von Sebastian Kurz wird noch zu hören sein, und zwar auf der lichten und großen Seite des Lebens, das ist gewiss. Österreich sollte in sich gehen und überlegen, was es bedeutet, wenn ein System einmal so denkfaul und filzig ist, dass gute Leute weder an die Spitze kommen noch sich dort lange halten können. Sebastian Kurz, einer der Besten, ist ab jetzt das Lehrbeispiel. Österreich wird früher oder später erkennen müssen, was es bedeutet, wenn ein Land von linken Staatsanwälten, moralsauren Weibern und einer geifernden Pressemeute regiert wird. Vom Coronapanikorchester gar nicht zu reden.

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  1. dege
    09.12.2021

    Frau Elsa, Sie gestatten: „Schreiberling“ kann Ihren Bosheiten rein gar nichts abgewinnen.

  2. Elsa
    07.12.2021

    Man sieht anhand dieses Artikel wie abseits das von UT24 geförderte bzw. geduldete Gedankengut zu positionieren ist.
    Auch wenn vom Schreiberling und den Kommentatoren die Fakten bewusst verdrängt werden, bleiben sie bestehen und festigen sich durch die unausgeglichene Darstellung umso mehr.
    Wir sprechen hier von einem Bubi und dessen Gesellen (Blau miteingeschlossen), die sich aufmachten – durch rein populistisches Geprotze – einen Staat zu führen. Dass dieses Manöver, sei es an dem eigenen Hochmut, der eigenen mangelhaften Qualifikation (Studienabbrecher) als auch an den kriminellen Machenschaften der boygroup nach wenigen Jahren gescheitert ist, hätte eigentlich niemand verwundert. Denn die Regierungsgeschäfte zu führen erfordert weit mehr als Schreihals einigen Dummköpfen das zu sagen was sie so gerne hören wollen.
    Die Realititätsverweigerer und Schönredner des Bubis aus Wien können ihn noch so sehr herbeisehnen. Es ist für alle besser, dass er weg ist und es wäre wünschenswert wenn er auch dauerhaft fern bliebe.
    Das Image, das sich die Alpenrepublik (und ihre Rückwärtsdenker aus dem Süden) angehaftet haben, wird für Jahrzehnte bestehen bleiben. Und der versprochene Pass für die Südtiroler, die mit ihrem ohnehin beschränktem Horizont noch in einer Welt wie vor 150 Jahren leben, ist mit oder ohne Basti Fantasti reine Illusion.

  3. Thaler
    06.12.2021

    Sehr gut geschrieben! Wenn ich persönlich auch vermute, dass die türkisen Buabn schon von Anfang an richtige Schlingel warn. Und ihnen der Erfolg sehr bald zu Kopf gestiegen ist. Viel mehr, als eben in so einem Amt sein darf. Auch wenn dies regelmäßig allen passiert.
    Auch bin ich der Meinung, dass dies erst das Präludium zum Finale furioso ist. Und die Rücktrittsgründe von Basti und Gernot sehr wacklig sind. Man wirft doch nicht mitten in der Amtszeit ein Amt weg, nur weil man zum ersten oder zweiten Mal Vater wird. Das passiert doch dauernd und kommt sozusagen “in den besten Familien” vor. Ich kann verstehen, wenn dies ein Grund ist, nicht mehr anzurtreten. Aber Rücktritt? Man lässt doch nicht seine Partei so im Stich-eine Partei die jetzt bald wieder am 3. Platz zu finden sein wird (wären die Kogler und Koglerinnen nicht so grottenschlecht vielleicht sogar am 4.) Das hat eher nach Flucht ausgesehen. Vor was ganz Bedrohlichem.

  4. dege
    05.12.2021

    Erlaube mir, einen Leserkommentar aus welt.de zu zitieren: „Schade. Kurz war der Lichtblick für ganz Europa. Wie er 2015 Merkel in die Schranken gewiesen und Europa vor noch mehr Schaden bewahrt hat (“die Getriebenen”) ist bewundernswert. Das ist um Größenordnungen mehr wert als eine beliebige Kungelei im kleinen Österreich.” (Martin T.) Mit Dank an die Quelle welt.de

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