Umwelt: Bozen selbst im italienischen Vergleich nicht immer Spitze

Es war freilich nicht schwer für Bozen, bei solchen Konkurrenten als Umweltvorzeigestadt zu glänzen.
In der 22. Ausgabe der Studie „Ecosistema Urbano“ (Ökosystem Stadt) verglich die italienische Umweltorganisation Legambiente („Umweltliga“) 104 italienische Provinzhauptstädte in Bezug auf relevante Ökoparameter wie z.B. Luftverschmutzung, Müll, Wasserverbrauch oder Mobilität.
Platz 4
Bozen liegt in der Gesamtwertung auf Platz 4, hinter Verbania, Trient und Belluno. Von den insgesamt erreichbaren 100 Prozentpunkten kam die am Lago Maggiore gelegene Stadt Verbania auf 82,75%, Trient auf 76,39%, Belluno auf 73,89% und Bozen knapp dahinter auf 73,21%
Im Süden nichts Neues
Weit abgeschlagen im hinteren Drittel rangieren vor allem Städte aus dem Süden des Apennin und auf den Inseln. Schlusslicht Messina erreichte nur 16,82%. Die ersten vier Plätze werden von Städten in den Alpen oder am Alpenrand eingenommen.
Die Wertung setzt sich aus zahlreichen Fragestellungen zusammen: Verschiedene Schadstoffe in der Luft (Stickstoffdioxid, Feinstaub, Ozon), Wasserverbrauch, Wassernetzverluste, Abwasser, Müll und Mülltrennung, öffentlicher und privater Verkehr, Unfallrate, Stromverbrauch, erneuerbare Energien, Grünflächen,…
Öffentlicher Verkehr und Luftgüte
Die Süd-Tiroler Landeshauptstadt glänzt in erster Linie beim Individualverkehr. Dieses Themenfeld dürfte zum Großteil für die Spitzenposition in der Gesamtwertung verantwortlich sein.
Laut der Erhebung sollen die Bozner im Jahr 2014 nur 30% ihrer Bewegungen mit einem privaten Kraftfahrzeug zurückgelegt haben.
Dieser gute Wert wirkt sich aber leider nur bedingt auf die Luftgüte aus: Während man beim Feinstaub gemeinsam mit Belluno auf dem drittbesten Platz liegt (Trient ist 24.), kommt man bei der Belastung mit Stickstoffdioxid nur auf Rang 67 (Trient ist 76., Belluno 13.).
Auch bei der Ozonbelastung ist man nur auf dem 70. Platz. (Trient ist 52., Belluno 37.)
Diese Daten sollten bei der Diskussion um den Flughafen berücksichtigt werden.
Wasser
Der durchschnittliche Bozner verbraucht 150,6 Liter Wasser am Tag. Das ist der 46. Rang. Ein Trientner verbraucht knapp einen Liter mehr, während ein Einwohner Bellunos mit rund 10 Liter weniger pro Tag auskommt.
Die größten Sparer leben im mittelitalienischen Ascoli Piceno: Hier kommt man mit 99,6 Litern pro Tag aus. Die größten Verbraucher sitzen in Mailand (295,6 Liter) und Reggio Calabria mit unglaublichen 351,3 Litern pro Tag und Person.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass in Bozen immerhin 20% des Wassers durch undichte Stellen im Leitungsnetz verloren gehen. Im latinischen Frosinone kommt gar nur ein Viertel des eingespeisten Wassers beim Verbraucher an, 73,8% geht verloren.
Immerhin klärt die Landeshauptstadt 100% ihrer Abwässer. Selbst eine Großstadt wie Florenz schafft nur 75%, Palermo sogar nur 49%.
Strom
Gerne fühlt man sich hierzulande als Vorreiter im Sektor der erneuerbaren Energie und des sparsamen Umganges mit Strom.
Tatsächlich ist jedoch die Welschtiroler Landeshauptstadt Trient Spitzenreiter beim Sparen: Nur 896 KWh pro Jahr und Person werden verbraucht. Belluno ist mit 1054 KWh auf dem 26. Rang, Bozen mit 1291 KWh und dem 95. von 104 Plätzen weit abgeschlagen.
Auch bei der Sonnenenergie auf öffentlichen Gebäuden schaut es in Bozen nicht so gut aus: Pro 1000 Einwohner sind 3,45KW Thermosolar oder Photovoltaik installiert. Das ist der 37. Rang.
Trient ist mit 12,82KW und Rang 10 weit voraus, Belluno mit 1,8KW und Rang 60 klar dahinter.
Spitzenreiter ist Salerno mit ganzen 183,13 KW.
Müll
Bei der Müllproduktion pro Einwohner sind unsere Nachbarn in Belluno am diszipliniertesten: Mit „nur“ 396,2 kg pro Kopf und Jahr erreicht man Platz 2.
Trient landet mit 456,6 kg auf Platz 19. Bozen mit 502 kg nur auf Platz 39.
Schlusslicht zum Vergleich ist Rimini mit fast 800kg.
Zum Vergleich aber der Müllberg unserer Schweizer Nachbarn: 690kg pro Kopf im Durchschnitt! Das ist ein europäischer Spitzenwert.
Wieviel Müll wird getrennt? Spitzenreiter ist die friulanische Stadt Pordenone: Hier sind es 85,4%. Zweiter ist Trient mit 79,3%, dritter Belluno mit 78,8%.
Auch Bozen ist mit Platz 8 im Spitzenfeld. Allerdings läßt eine Quote von nur 67,4% noch einiges zu wünschen übrig.
Sämtliche Daten der Erhebung von Legambiente finden Sie hier.






