Corona: Die Meinung der Südtiroler

Im Mai 2021 führte das Landesinstitut für Statistik ASTAT in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Psychologischen Dienst des Krankenhauses Brixen, dem Institut für Allgemeinmedizin der Claudiana und der Operativen Einheit für klinische Führung der Landesverwaltung eine Stichprobenerhebung über die Meinungen und Verhaltensweisen der Bürger in Hinblick auf die Covid-19-Pandemie durch. Eine ähnliche Umfrage war bereits im Januar gestartet worden.
Der Fragebogen wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt und erscheint nun in der dritten Ausgabe nach jenen von Januar und März/April. Das Landesinstitut für Statistik ASTAT teilt nachfolgend die Ergebnisse mit:
Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus fallen recht leicht und werden zum Teil eingehalten
Im Mai fiel es den Bürgern eher leicht als schwer, die Corona-Vorschriften und Schutzmaßnahmen zu befolgen. Nur bei zwei Maßnahmen sind die Meinungen zweigeteilt: beim Verzicht auf Feiern mit mehr als einer Person außerhalb des Familienkreises und bei der Schließung der Landesgrenzen.
Bild: Landesstatistikamt ASTAT
Das ist vermutlich auch der Grund, warum sich die Antworten auf die Frage nach der Befolgung der Vorschriften meist im hohen Skalenbereich ansiedeln, obwohl das Gesamtergebnis nicht optimal ist (auf einer Skala von 1 bis 5 liegt der Durchschnitt meistens bei 4). Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass die einzelnen Verhaltensweisen unterschiedlich oft anzuwenden waren. Was sicherlich nicht vollkommen befolgt worden ist, ist die Vorsicht bei Treffen im privaten Freundeskreis.
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Noch befolgen die Bürger die Vorschriften, sind das Thema aber leid
Die Südtiroler erklären nicht nur, sich ziemlich an die Regeln gehalten zu haben, sondern fühlen sich in über 50 Prozent der Fälle auch nicht davon überwältigt. Drei von vier Befragten haben jedoch die Diskussion über Covid-19 in Fernseh- und Radiosendungen oder in den Zeitungen satt.
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Krank werden ist die letzte aller Sorgen
Analog zur „Lust, endlich über etwas anderes zu reden“, ist für die Südtiroler der Gedanke, selbst an Covid-19 zu erkranken, die kleinste Sorge. Vielmehr befürchten sie, jemanden zu verlieren, den sie lieben. Im Allgemeinen sorgen sie sich nicht so sehr um sich selbst, sondern um die Gesellschaft insgesamt.
Insbesondere wird befürchtet, dass vor allem die schwächsten Schichten der Bevölkerung von den Folgen des Lockdowns hart getroffen sind und sich die Kluft zwischen Armen und Reichen vergrößert, kleine Unternehmen Konkurs anmelden und viele die Arbeit verlieren. Ein weiterer Grund zur Sorge sind die jungen Generationen: Der Ausfall des Unterrichts und der sozialen Kontakte könnte psychische Schäden verursacht haben.
Unabhängig von der persönlichen Lage ist vor allem die Sorge um die Phase nach der Pandemie sehr groß.
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Green-Pass stößt auf Zustimmung
Vier von fünf Südtirolern bekunden zumindest ein gewisses Interesse am Grünen Pass.
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Angst vor Ansteckung geht stark zurück
Im Einklang mit den oben beschriebenen Ergebnissen wird die Möglichkeit der Ansteckung geringer eingestuft als im Januar. Die Änderungen in Bezug auf die Frage „Wie einfach ist es, sich an die Empfehlungen zu halten?“ und „Wie schwer würden Sie Ihrer Meinung nach erkranken, wenn Sie mit Covid-19 infiziert wären?“ sind hingegen nicht signifikant. Offensichtlich wird hier nicht mehr irrtümlicherweise geglaubt, dass das Virus „schwächer“ geworden ist; vielmehr wird die Ansteckungsgefahr als kleiner eingestuft, wahrscheinlich auch infolge der Impfkampagne, die im Januar erst in den Startlöchern stand.
Alle Bilder: Landesstatistikamt ASTAT
Vertrauen in die Institutionen und Akzeptanz bleiben unverändert
Keinen Rückgang verzeichnet das Vertrauen in die Landesregierung und in den Sanitätsbetrieb, mit der epidemiologischen Notlage umgehen zu können. Die positiven Urteile übersteigen immer noch, auch wenn nur knapp, die negativen Bewertungen. Auch die Zustimmung zu den getroffenen Entscheidungen (compliance) bleibt stabil und verzeichnet sogar einen kleinen Zuwachs, der aber kaum signifikant ist.
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Erfahrungen und Meinungen unterscheiden sich nach Sprachgruppen
Die Sprache, in der der Fragebogen ausgefüllt wird, ist ein guter Anhaltspunkt für die Einschätzung der Muttersprache der antwortenden Person, wenn auch auf Deutsch und Italienisch beschränkt.
Was die Einhaltung der Regeln betrifft, sticht bei den Italienischsprachigen eine geringere Akzeptanz der Schließung der Landesgrenzen hervor, während den deutschsprachigen Befragten vor allem der Verzicht auf Privatfeiern bzw. deren Einschränkung schwer fällt.
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Zudem scheinen die „Italiener“ mehr Angst vor Covid19 zu haben und die „Deutschen“ mehr verärgert/gestresst zu sein.
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Eindeutig unterschiedlich ist auch das Vertrauen in die Informationsquellen über Covid-19, das bei der deutschen Sprachgruppe weniger ausgeprägt ist als bei der italienischen.
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„Italiener“ und „Deutsche“ hatten zudem in dieser Phase der Pandemie unterschiedliche Ängste. Insbesondere war die Angst vor einer Erkrankung an Covid19 in der deutschen Sprachgruppe sehr gering (17%).
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