von hz 08.03.2021 09:24 Uhr

Die Stimmen zum Tag der Frau

Der Internationale Frauentag, Weltfrauentag oder kurz Frauentag wird jährlich am 8. März gefeiert. Erstmals fand er am 19. März 1911 statt. Das genaue Datum wählten später die Vereinten Nationen (UN) im Internationalen Jahr der Frau 1975 zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und richteten erstmals dazu am 8. März eine Feier aus. Nachfolgend lesen Sie dazu die Stimmen aus Tirol.

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Süd-Tiroler Freiheit: Grund zum Feiern?

Es gibt in unserem gesellschaftlichen Leben, das eigentlich modern und fortschrittlich zu sein scheint, grobe Lücken: Frauen sind öfter als Männer von der Altersarmut betroffen, Frauen verdienen bei gleicher Arbeit und gleicher Leistung wesentlich weniger als Männer, Erziehungs- und Pflegejahre werden noch immer nicht für die Rente anerkannt und jüngste Studien zeigen, dass sich vor allem Frauen neben ihrem Beruf um die Betreuung und den Fernunterricht der Kinder kümmern müssen, schreibt die Frauengruppe der Süd-Tiroler Freiheit.

Frauen leiden besonders unter der Corona-Krise. Laut dem staatlichen Statistikinstitut ISTAT betrafen allein im Dezember mehr als 98 Prozent der Arbeitsplatzverluste Frauen. Auch in Süd-Tirol sind die Arbeitsmarktbedingungen für Frauen seit der Krise schlechter geworden. „Es gilt, etwas dagegen zu unternehmen“, so die Frauensprecherin und Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz Tammerle.

SVP-Senatorin Julia Unterberger: Unbezahlte Arbeit tragen vorwiegend Frauen

„In der Pandemie wurde deutlich, wie mühsam und wie wichtig die Familienarbeit und die Pflegearbeit ist; eine Last, zu der auch noch die Aufgaben von verhinderten Betreuungs- und Bildungseinrichtungen hinzugekommen sind“, sagt die SVP-Senatorin Julia Unterberger.

„Es sind hauptsächlich Frauen, die sich durch Homeschooling und Smartworking kämpfen, die ihren Urlaub aufbrauchen, unbezahlten Wartestand beanspruchen, oder sogar ihren Job kündigen müssen. Das alles in einem Land, das mit einer Frauenerwerbstätigkeit von nur 48,6 Prozent an vorletzter Stelle in Europa liegt und die größte Lücke zwischen erwerbstätigen Männern und Frauen aufweist (- 18,9 Prozent). Dies alles betrifft auch Frauen mit höherem Bildungsstand, die sich zwischen Beruf und Familie entscheiden müssen.“

SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard: Ungleichheiten müssen aufgehoben werden

Anlässlich des diesjährigen Internationalen Tages der Frau am Montag, 8. März, macht Renate Gebhard darauf aufmerksam, dass die aktuelle Coronakrise als Chance für die Frauen genutzt werden muss. „In diesen Monaten tragen die Frauen die größte Last: in den Familien und in den sogenannten systemrelevanten Berufen“, sagt Gebhard. „Die wichtigen Entscheidungen treffen jedoch nach wie vor zu einem größten Teil die Männer“, kreidet die Landesfrauenreferentin an. „Gerade weil wir Frauen das Land sprichwörtlich durch die Krise tragen, haben wir jeglichen Anspruch, mit am Tisch zu sitzen“, fordert Gebhard.

„Zum diesjährigen Tag der Frau wünsche ich uns Frauen, dass wir gerade in dieser schweren Zeit trotz unserer vielfältigen Lebenssituationen gemeinsam für dasselbe Ziel kämpfen: Chancengleichheit“, erklärt die SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard. „Dann ist der Tag der Frau irgendwann Geschichte.“

Landesrätin Zoller-Frischauf: „Frauen spielen in Wirtschaft tragende Rolle“

„Am Weltfrauentag geht es mir darum, die Bedeutung der Frauen für die Tiroler Wirtschaft sichtbar zu machen. Diese wird zunehmend weiblicher und ist bereits jetzt stark durch Frauen geprägt. Sie gründen neue Unternehmen, schaffen Arbeitsplätze, sind als Fachkräfte für ihre Betriebe unverzichtbar oder sorgen im Zusammenspiel von Forschung und Wirtschaft für neue Entwicklungen. Das ist für einen dynamischen und innovativen Wirtschaftsstandort Tirol zentral“, betont Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf.

Grüne Frauen würdigen Schwesterlichkeit

Wie Brüder so raufen auch Schwestern, gehen andere Wege, haben unterschiedliche Charakter und Neigungen, ja, sogar unterschiedliche Meinungen. Deswegen müssen sie das Band der Solidarität und Schwesterlichkeit, das uns eint, nicht notwendigerweise zerschneiden. Wenn wir um unsere unterschiedlichen Bedürfnisse und Seinsweisen wissen und selbst in harter Diskussion respektvoll miteinander umgehen, kann das, was wir schaffen und sind, nur stärker werden, schreiben die Grünen Frauen.

„Und deshalb unsere Minikampagne in den sozialen Medien, mit der wir auf das Recht pochen, unterschiedlich zu sein und trotzdem schwesterlich. Wir sind groß und klein, blond und braun, lesbisch, bi, hetero, sympathisch und unsympathisch, kämpferisch und nachgiebig, haben unterschiedliche Herangehensweisen und feiern unsere Schwesterlichkeit!“

Südtiroler HochschülerInnenschaft: Ein Kampf, der uns alle betrifft

Ziel dieses Tages ist es, auf die weiterhin bestehende Ungleichbehandlung der Frauen hinzuweisen und auf die strukturellen Probleme in unserer Gesellschaft, auf die Frauen nach wie vor stoßen. Gerade in COVID-Zeiten wird die doppelte Belastung von Frauen in ihrer zweifachen Rolle als Mütter und Berufstätige sichtbar. Sie müssen jetzt, wo sich das Leben nur noch daheim abspielt, noch mehr Arbeit stemmen. Zugleich sind Frauen dem Virus tendenziell ausgesetzter als Männer, was damit zusammenhängt, dass sie vielfach im sanitären und Pflege-Sektor arbeiten. Trotz aller Balkonklatsch-Euphorie werden sie schlecht entlohnt für das, was sie tagtäglich leisten.

Unerwähnt dürfen aber auch nicht die Feminizide bleiben, die Frauenmorde, die unsere Region in den letzten Monaten erschüttert haben. Sie sind als das zu benennen, was sie sind – strukturell, gesellschaftlich bedingte Gewalt – und nicht als „Beziehungstragödien“ oder ähnliches abzutun. Die sozialen, patriarchalen Ursachen der Gewalt gegen Frauen, auch wenn sie versteckt in Ehe und Familie stattfindet, müssen von allen bekämpft werden, die langfristig eine bessere Gesellschaft wollen.

Familienberatung: Hauptlast in Coronazeit trägt die Frau

Es wäre wünschenswert, dass sich Frauen und auch Männer mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen. Die Aufgabenverteilung in der Familie sollte zum Thema gemacht und zufriedenstellende Lösungen für alle Familienmitglieder angestrebt werden, die Rücksicht auf Belastungen und Bedürfnisse des Einzelnen nehmen. Auch in der Gesellschaft und in Organisationen müsse es zukünftig viel breitere Diskussionen über diese Themen geben, schreibt die Psychologin/Psychotherapeutin Dr. Evi M. Pinggera.

Liste Fritz: Situation der Frauen am Arbeitsmarkt nachhaltig verbessern

„Noch immer kümmern sich mehrheitlich Frauen um die unbezahlte Arbeit im Haushalt und die Kinderbetreuung. Wir als Liste Fritz fordern seit Jahren eine flächendeckende, ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung für Tirol. Nur so werden Beruf und Familie vereinbar. Nur so können Frauen aus der Teilzeitfalle entkommen. Nur so können Frauen das Gender Pay Gap schließen. Es nützt den Frauen in Tirol wenig, wenn wir jedes Jahr einen Weltfrauentag feiern und am Equal Pay Day auf Ungerechtigkeiten hinweisen. Die Fakten liegen alle auf dem Tisch, es fehlen die Taten“, schreibt Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider.

„Es braucht endlich klare Akzente und klare Ideen, wie die Situation der Frauen am Arbeitsmarkt nachhaltig verbessert werden kann. Hören wir endlich auf mit den salbungsvollen Worten zum Weltfrauentag und fangen wir damit an, Tirol zum familienfreundlichsten Bundesland Österreichs zu machen. Dazu haben wir alle Trümpfe selbst in der Hand, niemand hindert uns daran. Allerdings braucht es dazu Mut und den politischen Willen, den vermissen wir vor allem bei der schwarz-grünen Landesregierung in Tirol. Die Coronakrise darf jedenfalls nicht als Ausrede dafür herhalten, dass wir an der Situation der Frauen in Tirol nichts ändern können“, erklärt Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider.

ASGB: Es muss sich was ändern!

„Am Tag der Frau stehen die Frauen im Mittelpunkt. Warum aber nur am Tag der Frau? Schließlich sind es die Frauen, die die Gesellschaft zusammenhalten. Großteils sind es nämlich Frauen, die in systemrelevanten Berufen an vorderster Front die Brände, die das Coronavirus gelegt hat, löschen. Der Beifall der Gesellschaft ist ihnen sicher. Eine angemessene Entlohnung vielfach nicht. Warum erhalten Frauen für dieselbe Tätigkeit nicht denselben Lohn, wie die Männer?“, fragt sich die Bundessekretärin Priska Auer.

„Auch die Familie halten die Frauen immer noch im besten Stile der 60er Jahre zusammen. Das vergangene Jahr haben sie vielfach im Homeoffice gearbeitet, um die Kinder, die im Fernunterricht waren, nebenbei betreuen zu können und auch der Haushalt hat sich nicht von alleine erledigt. Für diese Doppelbelastung werden sie kurz beklatscht – viele werden am Tag der Frau sogar einen Strauß Blumen bekommen, um morgen wieder ihrem gewohnten Alltag nachzugehen. Alte Klischees lassen grüßen. Und als wäre das alles nicht genug, sind die Frauen auch diejenigen, die aufgrund der Krisensituation vermehrt Gewalttaten ausgesetzt sind. Existenzielle Sorgen und die häusliche Isolation erhöhen das innerfamiliäre Gewaltpotential – fast immer zu Lasten der Frauen“, schreibt Auer.

FPÖ: Situation für Frauen hat sich drastisch verschärft

„Neben den seit Jahren ungelösten Problemen in der Frauenpolitik, hat sich nun die Situation für Frauen innerhalb eines Jahres drastisch verschärft. Zuhause müssen sie Kinder und Schule managen, Pflegetätigkeiten sind äußerst schwierig geworden und die Situation am Arbeitsplatz hat sich verschlechtert. Teilzeitjobs sind weggefallen, weil die Frauen oft nur Flexibilitätspuffer waren“, erläutert die FPÖ-Frauensprecherin im Tiroler Landtag, LAbg. DI Evelyn Achhorner, in einer Aussendung zum Weltfrauentrag in Zeichen der Corona-Pandemie.

Sie verweist darauf, dass nur die Jobs in systemrelevanten Berufe, ob in Pflege, Gesundheits- oder Handelsbereichen, den Frauen übriggeblieben sind. „Genau die, die oft schlecht bezahlt sind und zu atypischen Arbeitszeiten sind. Den Männern sind meist die gut bezahlten Jobs geblieben“, stellt DI Achhorner fest. Sie verweist darauf, dass es für Frauen eine rasche Rückkehr zur Normalität braucht. „Routine und Ruhe im Alltag, und nur eine funktionierende Wirtschaft schafft gute Arbeitsplätze für Frauen“, sagt Achhorner.

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  1. dege
    08.03.2021

    Amen

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