von fe 18.02.2020 06:40 Uhr

Freiheitskämpfer Ernst Villgrattner verstorben

Der ehemalige Freiheitskämpfer und politische Häftling Ernst Villgrattner aus Tiers ist tot. Villgrattner erlag im Alter von 84 Jahren einem langen und schweren Leiden.

Ankunft in Mailand

Bereits als junger Mann hatte Villgrattner sich dem Gemeinwohl verpflichtet gefühlt und mit Hilfe von Bozner Kameraden die Bergrettungs-Ortsstelle Tiers gegründet.

Im Jahre 1960, als es um die Bewahrung der Heimat Südtirol ging, gehörte Ernst Villgrattner zusammen mit anderen Freiheitskämpfern wie Luis Amplatz, Luis Gutmann, Karl Tietscher und Jörg Pircher dem engeren Kreis um Sepp Kerschbaumer an, der den „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) ins Leben gerufen hatte.

  • In Mailand vor Gericht

Nach der „Feuernacht“ im Jahre 1961 wurde auch Villgrattner verhaftet. Der Staatsanwalt Mario Martin beschuldigte Ernst Villgrattner laut Haftbefehl des Verbrechens nach Artikel 241 des faschistischen Strafgesetzbuches, welches immer noch in Kraft war. Dieser Artikel drohte denjenigen mit lebenslanger Haft, die „Attentate gegen die Unversehrtheit, Unabhängigkeit oder Einheit des Staates“ begingen.

In der Anklageschrift warf Staatsanwalt Mario Martin dem Angeklagten Villgrattner vor, in einer „politischen Verschwörung … Taten begangen zu haben, dahin zielend, einen Teil des Staatsgebietes und zwar den der Provinz Bozen unter die Souveränität des österreichischen Staates zu bringen.“

„In dem Ersten Mailänder Sprengstoffprozess vor dem Schwurgericht konnte die Anklagebehörde ihm allerdings kaum etwas Konkretes nachweisen, außer dass er persönlichen Kontakt zu Sepp Kerschbaumer gehabt hatte. Trotzdem wurde er am 17. Juli 1964 wegen ‘politischer Verschwörung’ nach Artikel 305 des ‘Codice Penale’ zu einem Jahr und Monaten Gefängnis verurteilt. Die von Staatsanwalt Mario Martin behaupteten und mit lebenslanger Strafe bedrohten ‘Taten’ hatte man ihm nicht nachweisen können, so blieb nur die ‘politische Verschwörung’ übrig. Er konnte nach dem Prozess nach Hause zurückkehren, da die Strafe durch die Untersuchungshaft verbüßt war“, sagt Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbunds. „Wir trauern um einen aufrechten Landsmann und sprechen seiner Familie unser tief empfundenes Beileid aus“, sagt Lang.

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