von su 24.11.2019 06:21 Uhr

Sonntagsgespräch: „Frau Abgeordnete Mair, glauben Sie an Gott?“

Das UT24 Sonntagsgespräch hätte sich angesichts der berühmt berüchtigten Entschlossenheit der Gesprächspartnerin durchaus auf wenige Minuten reduzieren können. Ulli Mair, Abgeordnete zum Südtiroler Landtag, ist bekannt dafür, dass sie klar und unmissverständlich zu ihrer Meinung steht, diese auch nicht dem Zeitgeist entlehnt – sie kurz und bündig zu artikulieren imstande ist.

Ulli Mair, Bildmontage UT24

Das Gespräch mit der streitbaren Steineggerin entwickelt sich schon bald in eine unerwartete Richtung: Die Politikerin öffnet ihr Herz und spricht unverblümt über Werte des Lebens und dem Reichtum, der im Herzen wohnt.

„Ja, ich glaube an Gott und Gott glaubt an mich“, sagt Mair zur Sonntagsfrage von UT24. Der Glaube an Gott bedeutet für mich, so Mair, an die Kraft der Liebe zu glauben und so wie es in der zwischenmenschlichen Liebe auch vorkommt, gibt es gute und schlechte Tage.

Der Glaube gibt mir Hoffnung

Aber wenn man liebt, kämpft man und bleibt zusammen, gibt sich die Abgeordnete überzeugt.

„Der Glaube gibt mir Hoffnung, fühlt sich meistens gut an und ich schöpfe Kraft und Zuversicht daraus, gerade in weniger schönen Zeiten“. Mair hadere aber auch oft mit ihr und ihrer Beziehung zu Gott.

„Es geschehen so viele ungerechte Dinge, Schicksalsschläge, wo ich mich oft frage, warum Gott das zulässt“.

Ich rede oft mit Gott, wenn ich abends ins Bett gehe

Und gerade in solchen Momenten ist es in Mairs Augen wichtig, sich nicht abzuwenden. „Ich rede oft mit Gott, wenn ich abends ins Bett gehe“. Für mich ist das auch eine Form des Betens, so Mair.

„Ich muss nicht diese Standard-Sätzchen aufsagen, um mich Gott näher zu fühlen. Im Gegenteil“. Ich bin mehr bei der Sache, wenn ich in ein Zwiegespräch mit ihm trete, weiß die Politikerin.

Ich sage ihm auch, dass ich „sie voll“ habe

„Da kann es dann auch schon mal zur Sache gehen“, sagt Mair. Sie stelle ihm Fragen, manchmal bekomme sie auch eine Antwort. Sie schimpfe auch mit ihm, sage ihm auch, dass sie „sie voll habe“, auch mit ihm.

„Ich bin da ganz gelassen und zuversichtlich, dass er das aushält und ich bin überzeugt davon, dass ihm dieser normale, ungezwungene Umgang auch gefällt“, gibt sich Mair überzeugt. Mair glaube, dass sie Gott des Öfteren schon ein Lächeln ins Gesicht gezaubert habe – und bestimmt auch verärgert habe. „Aber da bleiben wir uns beide nichts schuldig“.

Danke sagen, gehört zum Glauben dazu

Für Ulli Mair gehört zum Glauben auch dazu, dass sie sich bei ihm bedanke, für die vielen schönen Momente in ihrem Leben, für ganz besondere Menschen, die ihr Leben reich machen, für die wunderbaren Dinge in der Natur. Gott, so Mair, ist überall und daher ziehe sie es vor, ihn in vielen Dingen des Alltags zu sehen und nicht so sehr in der Kirche.

Mair hadert mit der Kirche bzw. mit dem geistlichen „Bodenpersonal“. „Wenn ich mir manche Aussagen sämtlicher europäischer Bischöfe zu den verschiedensten gesellschaftlichen und politischen Themen vor Augen führe, dann kommt es mir so vor, als würden diese in einer Parallelgesellschaft leben, realitätsfremd, starr in ihren veralteten Positionen und unfähig, auf den gesellschaftlichen Wandel einzugehen“.

Als Kind betete ich „Schutzengele mein“.

Mair liebte es als kleines Kind, jeden Abend entweder mit Mama oder Papi zu beten (Schutzengele mein, lass mich dir empfohlen sein, in allen Nöten steh mir bei und halte mich von Sünden frei. Bei Tag und Nacht ich bitte dich, beschütze und bewahre mich). „Wenn ich zurückdenke, dann kann ich gar nicht anders, als zu glauben. Ich war in meinem Leben öfters in Situationen, wo ich einen Schutzengel an meiner Seite hatte“, sagt Mair.

Zudem war Mair als Kind über viele Jahre bei den Ministranten. Das war eine schöne, aber auch sehr anstrengende Zeit, sagt Mair. „In meinen Volksschul- und Mittelschuljahren gab es kaum einen Tag, an dem man nicht in irgendeiner Weise in der Kirche eingebunden war. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“.

Ulli Mairs privater Sonntag

„Es gibt für mich nicht DEN privaten Sonntag, da jeder Sonntag anders gestaltet wird. Wichtig ist mir inzwischen nach all den Jahren in der Politik, dass ich mir den Sonntag so gut als möglich freihalte: für mich, für meine Familie und für meine Freunde. Ich liebe es, in die Berge zu gehen, Wanderungen zu unternehmen, egal ob im Sommer oder im Winter. Fast mehr noch im Winter.

Ich tanke dabei Kraft und Energie, kann abschalten, den Kopf frei bekommen, zur Ruhe kommen. Ich liebe unsere wunderschöne Heimat, die herrliche Natur, die gepflegte Landschaft, die Gastfreundlichkeit unserer fleißigen Menschen“.

Mair verbringe aber genauso gerne den Sonntag mit ihrer Familie in Steinegg, wo dann am Mittagstisch – so wie früher – über Gott und die Welt diskutiert wird. Oder mit Freunden. Wenn das Wetter nicht so besonders ist, habe die Abgeordnete auch keine Schwierigkeiten, mal faul auf der Couch zu liegen.

„Dann lese ich ein Buch, schaue Fernsehen, höre Musik oder ich steige aufs Laufband. Ich kann mich inzwischen eigentlich überall entspannen – egal, ob bei Aktivitäten in der Natur oder beim Nichtstun zu Hause.

Das Wichtigste ist mir in meinem Privatleben – gerade am Sonntag – keinen Ärger oder keine unnötigen Diskussionen zu haben. Ich bin da sehr harmoniebedürftig und habe keinen Nerv für Stress, Hektik oder Reibereien“.

Mairs beruflicher Sonntag

Natürlich gäbe es gerade im Job einer Politikerin immer wieder die beruflichen Termine, die am Sonntag stattfinden. Früher habe Mair diese viel intensiver wahrgenommen, da kam es auch vor, dass man kaum einen Sonntag für sich persönlich hatte.

„Heute sehe ich das entspannter, habe nicht mehr das Gefühl, dass ich etwas versäumen würde und ich habe auch gelernt, Nein zu sagen“. Mair nimmt sonntags nur noch jene Termine wahr, bei denen ihr persönlich vorkommt, sie müssen unbedingt sein. Der Sonntag gehöre inzwischen einfach ihr. „Ich bin auch keine 20 mehr und Ruhepausen sind wichtig“, sagt Mair (lacht).

Brauche nicht das Sehen und Gesehen werden

Es komme eher selten vor, dass die Abgeordnete sonntags auch in die Kirche zur Hl. Messe gehe. Sie wäre lieber in der Kirche, wenn es still ist. „Wenn ich mit IHM alleine bin und meine Sachen mit ihm in Ruhe ausmachen kann. Dafür brauche ich nicht das „Sehen und Gesehen werden“, das Schaulaufen oder einen Pfarrer, der mich eh nur aufregt mit dem, was er predigt. Was ich schon mache ist auf meinen Wanderungen die Kapellen zu betreten, wenn eine gerade auf dem Weg liegt“.

Beim Essen bin ich pflegeleicht

Ich esse alles gerne und bin diesbezüglich sehr pflegeleicht, so Mair. Seit sie ihren 40er hinter ihr habe ist sie ganz scharf auf Süßes. Keine Ahnung, woher dieses Verlangen plötzlich kommt, fragt sich Mair.
„Früher, auch als Kind, habe ich nie etwas davon angerührt, obwohl wir wirklich vieles bekamen. Ich liebe die Tiroler Küche genauso wie die italienische, aber auch die asiatische. Ich habe Phasen, in denen ich dann auch gerne herumexperimentiere und verschiedene Gerichte kreiere.

Zum stundenlangen Kochen fehlt mir der Nerv

Stundenlanges Kochen gibt es bei Mair aber nicht. „Da fehlt mir der Nerv dazu“, gibt sich Mair selbstkritisch. Mair lebe aufgrund ihrer Fernbeziehung die meiste Zeit alleine und das wird schon auch davon kommen, meint sie. „Ich ‚muss‘ nichts auf den Tisch stellen, so wie andere Frauen, die Kinder und den Mann zu Hause haben“. Ab und zu bäckt die Politikerin auch gerne: „Ich liebe meinen Schokokuchen“.

Mair ist, sagt sie, eher praktisch veranlagt, es muss schnell gehen und „glücklicherweise bietet unsere Küche schnelle, gesunde Gerichte. Ich achte schon auf gesunde Ernährung, frische, saisonale, regionale Produkte und kaufe bewusst ein. Fisch liebe ich – vor allem – wenn ich bekocht werde“.

Sonntagsküche aus der Kindheit

Mair denkt noch heute viel und oft an die Sonntage, die sie bei ihren Großeltern in Partschins verbracht hat. „Ich habe das Wienerschnitzel mit Reis meiner Oma heiß geliebt“. Es war sensationell und der Gedanke daran lässt Mair noch heute das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auch die Buchteln mit heißer Vanillesoße, die Oma gemacht hat. Oder den Guglhupf. „Auch wenn ich als Kind Süßes nicht unbedingt mochte, meiner Oma zu widersprechen war ein Ding der Unmöglichkeit“.

Bilder: Ulli Mair Privat

Aus der Reihe: Sonntagsgespräch

Sonntagsgespräch mit Frau Landesrat Maria Hochgruber Kuenzer: „Frau Landesrat, gehen Sie in die Kirche?“ (17.11.2019)

  • Maria Hochgruber-Kuenzer, Bildmontags UT24

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