von su 18.09.2019 09:20 Uhr

Pflegeheim: „Selbstverständlich Italienisch“

Der Fall eines Pflegeheimes in Südtirol lässt aufhorchen. Heimbewohner und Mitarbeiter werden mit einer obligaten Selbstverständlichkeit dazu gebracht, ihren Alltag italienischsprechend und -schreibend zu gestalten. UT24 hat mit einer Betroffenen gesprochen.

APA (dpa/Symbolbild)

Das ganze Dilemma beginnt bereits zum Dienstbeginn, sagt die Frau, die in diesem Pflegeheim arbeitet, zu UT24.

Nach Abschaffung der mündlichen Übergabe und der Einführung der sogenannten „Dokumentation“, muss sich das Pflegepersonal zunächst durch einen rein in italienischer Sprache abgefassten Bericht über die aktuelle Situation in der Abteilung durcharbeiten – „um überhaupt zu wissen, ob es Besonderheiten hinsichtlich der Heiminsassen zu beachten gibt“, sagt die Pflegerin zu UT24.

Sie selbst komme aus dem deutschsprachigen Ausland – es habe sie niemand gefragt, ob sie der italienischen Sprache mächtig ist: „das ist vorausgesetzt worden“, erklärt die Frau.

Alles in Italienisch

Umgekehrt gilt diese Selbstverständlichkeit aber nicht, so die Pflegerin.

„Wenn wir eine Mitarbeitersitzung durchführen, an welcher über zehn Personen teilnehmen und zwei sind der deutschen Sprache nicht mächtig, dann wird die ganze Sitzung eben in italienischer Sprache gehalten und auch in dieser Sprache protokolliert“, so die Beschreibung gegenüber UT24.

Ein Mitdiskutieren ist gerade bei den sehr oft notwendigen komplizierten Fachthemen für jene ein Tabu, welche ihre Italienischkenntnisse auf normal umgangssprachlichem Niveau halten.

Heiminsassen bedanken sich für ein deutsches Wort

Auch die übermäßig der deutschen Sprachgruppe zugehörigen Heimbewohner kriegen diesen Umstand unmittelbar zu spüren: „Sie sind geradezu überrascht und froh, wenn sie deutsch angesprochen werden und bedanken sich dafür“, so die Mitarbeiterin.

Diese Selbstverständlichkeit im Umgang mit den Sprachen, so die Mitarbeiterin, habe sich mittlerweile mit einer nie infrage gestellten Selbstverständlichkeit eingebürgert.

„Der überwiegende Teil des Pflegepersonals kann kein Deutsch, weil er aus Polen und Rumänien stammt“, so die Frau. Für diese scheint festzustehen: In Italien spricht man Italienisch und niemals Deutsch, so die Einschätzung gegenüber UT24.

Selbstverständliche Ausartung

Sie verstehe, dass es in einem privatgeführten Heim nicht unmittelbar zur Umsetzung von gesetzlichen Auflagen kommen wird: „Aber die Ausartung in diese Selbstverständlichkeit, die italienische Sprache der deutschen mit einer rücksichtlosen Willkür vorzuziehen, sollte es auch nicht geben“, so die Einschätzung der Pflegerin.

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  1. Siegfried
    18.09.2019

    Wir danken herzlich für den Hinweis und nehmen die entsprechende Änderung im Text gerne vor. Die Redaktion

  2. Petra71
    18.09.2019

    Insassen? Das sind Menschen die im Gefängnis sitzen oder in einer Raumkapsel zum Mond fliegen…die alten Menschrn im Pflege-oder Seniorenheim heissen bei uns Bewohner

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