Die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Luxushotels Salern

Der Erbauer
Auf den Gedanken unterhalb der Schlossruine Salern ein Hotel zu bauen, war der Wiener Bankier Robert Schattera gekommen. Da die Behörden die Baugenehmigung verweigerten, kaufte Schattera 1909 auf der gegenüberliegenden Talseite den „Oberbruggerhof“, den späteren Salerner Bauernhof und das umliegende Areal mitsamt den Wiesen, Äcker und Wälder. Im Jahr 1910 begannen schließlich die Bauarbeiten zum Höhenhotel Salern, bereits ein Jahr später war es fertiggestellt und wurde feierlich eröffnet.
Das Höhenhotel Salern in hochalpiner Stilisierung (Bildquelle: „Dorfbuch Vahrn – Heimat zwischen den Welten“).
Der Erbauer hatte aber leider nicht bedacht, dass eine freie und bequeme Zufahrt zum Haus für die Gäste wesentlich sei. Schon während der Bauarbeiten und besonders nach Inbetriebnahme des Hotels, erwies sich dies als großer Nachteil, da als Zufahrt nur ein Feldweg zu Verfügung stand. Alle Bemühungen Schattereas, die sturen Vahrner Bauern zur Abtrennung von Grund und Boden für den Bau einer Straße zu bewegen, schlugen fehl.
Durch den Bau des Nobelhotels hatte sich Schattera stark verschuldet und geriet in eine ausweglose Situation. Seine Bankschulden wuchsen ins Unermessliche. In seiner Verzweiflung beging er schließlich im Brixner Hotel Jarolim Selbstmord.
Großzügiger Bau
Die verbaute Fläche in Salern betrug 2.530 Quadratmeter, der umbaute Raum 1.750 Kubikmeter. Die Hotelanlage umfasste das große Hauptgebäude mit nördlichen Saal- und Terrassenvorbau. Das Haus wurde in drei Stöcken großzügig ausgebaut: Parterre, erster und zweiter Stock und in den zwei Seitenflügeln den ausgebauten Dachstock, darüber Dachräume. Große Holzbalkone säumten die Süd-, Ost- und Nordseite. Zum Komplex gehörten zudem ein großes Ökonomiegebäude mit angebautem Wohnhaus und Schuppen und eine große Holzhütte am Waldrand.
Das Hotel war für damalige Verhältnisse und Standards sehr modern und komfortabel angelegt. Es hatte 50 Zimmer mit je einem Balkon, eine große Aufenthaltshalle, Bäder, Terrasse, Liegehalle, Lesezimmer, eine Bibliothek, Damen und Herrenfriseur, elektrische Beleuchtung und eine eigene Hochquellenleitung. Im Restaurant konnte man sogar – damals noch total unüblich – à la carte speisen.
Postkarte des ehemaligen Hotels und Pension Salern
Luxus pur
Die Zimmer hatten Parkettböden in massiver Eiche, manche Räume weiche Riemenböden. Korridore, Klosetts, Bäder, Küche, Speiseraum und Vestibül (so bezeichnet man in der Architektur der Neuzeit eine repräsentative Eingangshalle) waren mit roten Klinkerböden ausgelegt. Untergeordnete Lokale hatten Betonböden. Verschiedene Räume hatten weiße Wandfliesenverkleidungen, teils waren die Zimmer mit Warmwasser- und Zentral-, teils mit Kachelofenheizung ausgestattet. Die Stiegen waren aus Kunststeinstufen mit Klinkersockel und Eisengeländer. Alle Bäder waren mit Waschbecken versehen. Das noble Haus hatte sogar Staatstelefonanschluss, Kanalisationsanlage und Wasserleitungsanschlüsse für die Bewässerung des Gemüsegartens. Im Waldpark mit Fichten und Föhren gab es Promenadenwege, einen gemauerten Weiher mit Springbrunnen und ein Gartenhaus.
Prominente Gäste
Vor dem Ersten Weltkrieg erreichte der Fremdenverkehr im Süden Tirols seinen Höhepunkt. Besonders aus Wien kamen viele vornehme, illustre Gäste nach Vahrn. Mehrere Österreichische Regierungsmitglieder und Spitzenpolitiker wie der letzte Reichsfinanzminister Österreich-Ungarns Benjámin von Kállay und der Wiener Bürgermeister Karl Lueger genossen im kleinen Eisacktaler Dörfchen ihre Urlaubstage. Aber auch bekannte Schriftsteller wie Arthur Schnitzler und Guido Kolbenheyer, der Meteorologe und Klimatologe Julius von Hann, der Polarforscher Julius von Payer und der berühmte Maler Franz von Defregger, sowie mehrere Wiener Universitätsprofessoren mit ihrem Rektor Hofrat Dr. Karl Toldt, gaben sich in Vahrn ein Stelldichein. Von 1911 bis 1914 war das Hotel Salern im Sommer praktisch ausgebucht.
Ein Hotelprospekt des Hotels und Pension Salern aus dem Jahre 1911.
Das Ende des Luxushotels
Im Ersten Weltkrieg blieb der Fremdenverkehr in Tirol aus und die Räumlichkeiten in Salern wurden unter anderem auch als Lazarett benutzt. Das Ende des Hotels zeichnete sich ab.
Im Jahre 1918 erwarb das Seraphische Liebeswerk in Tirol mit Unterstützung großzügiger Wohltäter die gesamte Liegenschaft Salern und bestimmte es als „Seminarium Seraphicum Puerorum“ der Tiroler Kapuzinerprovinz. Salern war von nun an kein Hotel mehr, sondern wurde zum „Seminar der Tiroler Kapuziner“. Nach Durchführung verschiedener Adaptierungsmaßnahmen wurde es im Herbst 1919 von den Kapuzinern bezogen. In diesem Privatgymnasium lehrten die Patres bis 1963 viele Kinder und Jugendliche aus dem In- und Ausland. Eine Unterbrechung des Gymnasiums gab es in der Zeit der 20-monatigen Besetzung Südtirols durch die Nationalsozialisten, als aus dem Seminar eine NS-Hauptschule wurde.
Vom Priesterseminar zur Mittel- und Landwirtschaftsschule
Aufgrund Ordensnachwuchsproblemen wurde aus dem Priesterseminar im Jahre 1963 schließlich eine staatliche Einrichtung, eine Mittelschule. Die Führung behielten bis 1987 die Kapuziner.
1987 übersiedelte die Landwirtschaftsschule von Haslach nach Salern. Im Jahre 1999 folgte ihr die Hauswirtschaftsschule „Bühlerhof“, welche es seit dem Schuljahr 2002/03 als Vollzeitschule in Salern nicht mehr gibt. Im Jahr 2007 ging der angrenzende „Bruggerhof“ in den Verwaltungsbereich der Schule über und wurde nach und nach zu einem Bio- und Lernbauernhof umgestaltet.






