von ih 15.09.2018 16:54 Uhr

Johanniter Tirol feiern 40-jähriges Bestehen

Den Auftakt für die 40-Jahr-Feiern der Johanniter Tirol bildete bereits im April ein hochkarätig besetztes Symposium für Fachkräfte aus dem Rettungs-, Pflege- und Sozialbereich.

Foto: Johanniter Tirol

Am 14. September 2018 der feierliche Höhepunkt im Novum Innsbruck: Ein Festakt für geladene Gäste, aus Geistlichkeit, Politik, Wirtschaft, mit Vertretern des Bundesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe Österreich sowie aller Tiroler Rettungsorganisationen und allen voran den Mitgliedern der Österreichischen Kommende des Johanniter-Ordens.

Unvermeidbar bei solchen Festakten: Zahlreiche Ansprachen, Reden und viele Leute, die etwas zur Geschichte beizutragen haben. Und trotzdem alldem Unvermeidbaren war die Abendveranstaltung der Johanniter „einfach anders“. Kein großes Brimborium, sondern die Konzentration auf das Wesentliche bestimmten den Abend.

Die Johanniter Tirol haben auch bei der Organisation dieses Festakts eine „Nische gefunden“, wie sie das bei der Erfüllung ihrer christlich-sozialen Aufgaben seit 40 Jahren praktiziert und zu einem erfolgreichen Wirken für die Tiroler Bevölkerung umgesetzt haben.

Mit Nischen fing so einiges an

Keine „steifen Ansprachen“ sondern locker, aber ernsthaft formulierte Rückblicke, Ehrungen und Zukunftsvisionen dominierten den Abend. Eine freundschaftliche Atmosphäre unter allen Anwesenden, prägten die Reise von der Vergangenheit bis in die Zukunft.

Gründungsvater Univ. Prof. Dr. Michael Baubin erinnerte an eine dieser „Nischen“, die man 1978, im Gründungsjahr, bald erkannt hatte: Die städtische Hauskrankenpflege hatte gerade ihren Dienst aufgenommen. An fünf Tagen in der Woche. Betreuung am Wochenende gab es nicht. Hier erkannten die Johanniter Handlungsbedarf. Ein weiteres Nischenangebot wurde der Behindertenfahrdienst zur Schule, zur Arbeit oder zu privaten Terminen, die eine Teilhabe am sozialen Leben ermöglichten.

„Nischen“ erkannte auch Dr. Volker Schäfer, ehrenamtlicher Ausbildungsarzt der Johanniter Tirol. Mit hochwertigen Ausbildungsangeboten lassen sich neue Mitarbeiter, sowohl ehrenamtlich als auch hauptberuflich gewinnen und vor allem langfristig in die Organisation einbinden, und das gelinge auch sehr häufig, so seine Diagnose.

Neue Angebot in der ambulanten Pflege zu entwickeln und Menschen bis zum letzten Atemzug zu Hause zu betreuen, nannte Pflegedienstleiterin Carina Floiss, als eine der „Nischen“, in denen die Johanniter Tirol, bei Bedarf auch in der Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen, ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen dürfen.

Eine „Nische“ entdeckt hat auch der Leiter des Johanniter-Fuhrparks, Christoph Parigger. Rund 900.000 Kilometer legen die Fahrzeuge der Johanniter pro Jahr zurück. Der Kostenaufwand für fossile Brennstoffe ist enorm. Deshalb setzen die Johanniter seit etwa drei Jahren zunehmend auf Elektromobilität. Zwei E-Autos in der Hauskrankenpflege gibt es bereits, die vier E-Bikes werden ebenfalls mit Begeisterung genützt. Weitere Investitionen im Bereich „ökologisch, aber auch ökonomisch sinnvoll“ sind geplant.

Der Festvortrag von o. Univ.Prof. Dr. Dr. hc. Ulrich Körtner, Theologe und Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin an der Universität Wien, widmete sich dem Thema „Verantwortung aus christlich-ethnischer Sicht“.

Verantwortung übernehmen - mehr als ein Schlagwort

So sperrig wie der Titel des Vortrags auch lautet, Prof. Körtner faszinierte die Zuhörer mit seiner exzellenten Redetechnik und den fachlich äußerst spannenden Thesen zu Eigenverantwortung, Verantwortung, Finanzierungsfragen im Sozial- und Gesundheitswesen und noch vielem mehr.

Die enge Verbundenheit des Johanniter-Ordens und der Diakonie mit der evangelischen Kirche erläuterte der Superintendent für Salzburg und Tirol, Mag. Olivier Dantine, zu Beginn seiner Grußworte „evangelische Kirche und Diakonie brauchen einander“, so eine der Kernaussagen.

DI Johannes Bucher, Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe Österreich, gratulierte zum 40-Jahr-Jubiläum und erinnerte in seinen Grußworten auch an die über die Jahre ständig „mitgewachsene“ gebäudetechnische Infrastruktur, die am derzeitigen Standort den Prozess des „Mitwachsens“ nicht fortsetzten konnte. Ein Appell an die Vertreter der Politik von Land Tirol und Stadt Innsbruck diesen notwendigen weiteren Entwicklungs- bzw. Erweiterungsprozess zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen, fand breite Zustimmung im Publikum.

Johanniter-Geschäftsführer Bittersam ausgezeichnet

Landtagsvizepräsidentin Stephanie Jicha würdigte die vielseitigen Leistungen der Johanniter Tirol und die Bereitschaft „Nischen“ im Bereich des Gesundheits- und Sozialsystems zu finden, vom ehrenamtlichen Besuchsdienst bis hin zu neuen Angeboten im Bereich der Pflege und Betreuung.

Der Vizebürgermeister der Stadt Innsbruck, Franz Xaver Gruber, ressortverantwortlich u.a. für Soziales und Gesundheit, äußerte sich dankbar dafür, dass die Grußworte der Vertreter der Öffentlichkeit an den Schluss der Veranstaltung gestellt wurden, entgegen der sonst üblichen Gepflogenheiten. Gruber lobte den Festakt und alle Beiträge als „höchst interessant, empathisch und sehr lehrreich“ und sprach angesichts der Leistungen der Johanniter von einem „Kraftwerk der Menschlichkeit“.

Die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen und Mitarbeitern von Johannitern Tirol und Maltesern, die nicht nur aus der gemeinsamen Vergangenheit des christlichen Gedankenguts sondern auch aus der über 900-jährigen Ursprungsgeschichte der beiden Ordensgemeinschaften besteht, würdigte der Generalsekretär des Malteser Hospitaldienstes Tirol in seinen Grußworten und als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung wurde Johanniter-Geschäftsführer mit der Verdienstmedaille der Malteser „in Gold“ ausgezeichnet.

Gemütlicher Ausklang mit viel Harmonie

Ein reger Informationsaustausch sowie gesellige Gespräche beendeten den Festabend, begleitet von kulinarischen Köstlichkeiten.

Für die musikalische Begleitung durch den Abend zeichnete Pianist Thomas Daubek verantwortlich. Einst Zivildiener bei den Johannitern Tirol, ist er heute sowohl als Solo-Interpret als auch mit anderen Künstlern auf den internationalen Bühnen der Welt zuhause, aber den Johannitern Tirol trotzdem immer noch eng verbunden.

Zum Auftakt des 32. Rittertages des Johanniter-Ordens wurde in der Christuskirche in Innsbruck ein gemeinsamer Gottesdienst gefeiert. Die Predigt wurde von OKR Prof. Dr. Christoph Schneider-Harpprecht gehalten, der im Anschluss an den Gottesdienst noch mit einem Vortrag zum Thema „Spiritual Care – eine Form des Umgangs mit religiöser Vielfalt in der Seelsorge“ große Aufmerksamkeit unter den anwesenden Johanniter-Rittern fand.

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