Myriam Atz: die Neue im Landtag

Die aus Kaltern gebürtige zweifache Mutter führt gemeinsam mit ihrem Mann Bernhard Tammerle den renommierten Thurnerhof in Schenna, sie hat aber auch eine abgeschlossene Lehre als Friseurin und war für das Weiße Kreuz sowie zwei Jahre lang im Ausland für den ADAC tätig.
Politisch ist Myriam Atz Tammerle seit 2005 aktiv. 2010 schaffte sie den Sprung in den Gemeinderat von Schenna, wo sie bisher die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit als „Ein-Frau-Opposition“ vertrat. Außerdem ist sie Frauenreferentin der STF sowie Bezirkssprecherin im Burggrafenamt.
Unsertirol24 bringt ein Exklusivinterview mit der zukünftigen Abgeordneten:
In Kürze werden Sie angelobt werden, und sind dann als Landtagsabgeordnete die Nachfolgerin von Eva Klotz, eines politischen Mythos: Ein schweres Erbe – oder die Möglichkeit, neuen Wind in den Landtag zu bringen?
Myriam Atz Tammerle: Es ist schon etwas Besonderes, Nachfolgerin einer so großartigen Frau wie Eva Klotz zu sein. Zum Glück konnte ich in meinen bisherigen Jahren bei der Süd-Tiroler Freiheit vieles von Eva Klotz lernen. Dennoch werde ich mich im Südtiroler Landtag durch meine eigene Stärke und Art einbringen.
In welchen Punkten werden Sie sich in Ihrer Politik von Ihrer politischen Ziehmutter Eva Klotz unterscheiden?
Atz (lacht): Ich habe keinen Zopf, sondern einen Rossschwanz!
Spaß beiseite, ich bin noch jung und bin deshalb ganz anders geprägt als Eva Klotz. Deshalb möchte ich mich nicht mit Eva Klotz vergleichen. Das politische Feuer und die Liebe zu unserer Heimat haben wir beide, doch jeder hat seine eigene Art, dies zu vermitteln.
Im Wahlkampf haben Sie mit dem Slogan „Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit für Südtirol“ geworben – nicht gerade einfache Ziele. Was werden Sie als Landtagsabgeordnete als erstes angehen, und wie wollen Sie diesen Zielen näherkommen?
Atz: Bei meiner Aussage „Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit für Südtirol“ geht es mir sowohl um die Freiheit von Südtirol, als auch um die innere Freiheit unserer Leute in Südtirol. Täglich stehen wir unter Druck, wie Roboter unseren Pflichten bestmöglich nachzukommen. Man will uns einreden, wir hätten ein freies Leben, doch wir müssen nur noch „funktionieren“. In Bezug auf Sicherheit geht es um unsere zukünftige Existenz. Rechtsunsicherheit, finanzielle Unsicherheit, berufliche Unsicherheit, kulturelle Unsicherheit,… und das alles wegen Italien. Deshalb ist die Lösung dieser Probleme die Selbstbestimmung für Südtirol und die Loslösung von Italien. Das Ergebnis ist Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit für Südtirol.
Sie gelten als sehr korrekt, freundlich, harmoniebewusst, aber auch als eine, die, wenn es um die Sache geht, Krallen zeigen kann… Also weiche Schale und harter Kern?
Atz (lacht): Das kann schon sein. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, lasse ich mich nicht so leicht davon abbringen.
Sie sind selbst Mutter und haben sich im Wahlkampf auf die Fahne geschrieben, sich für die Anerkennung der Erziehungsjahre einzusetzen: Welche Chancen sehen Sie darin, dieses Anliegen durchzusetzen?
Atz: Mit dem derzeitigen System werden wir von anderen gezwungen, arbeiten zu gehen und unsere Kinder mit nicht einmal einem Jahr in andere Hände zu geben, sonst verlieren wir unseren Arbeitsplatz. Wir haben gar keine andere Wahl. Gibt man sein Kind in eine Kita, erhält man derzeit eine finanzielle Unterstützung vom Staat, wünsche ich mir aber als Mutter, noch einige Zeit bei meinem Kind bleiben zu wollen, werde ich bestraft, indem ich leer ausgehe. Hier sollte den Müttern, welche bei ihrem Kind bleiben wollen, dieselbe finanzielle Unterstützung zustehen.
Bezüglich der Anerkennung der Erziehungsjahre für die Rente wäre eine Lösung, dass ein Teil der Renteneinzahlung vom berufstätigen Partner für den Partner, der zu Hause bleibt, eingezahlt wird, jedoch ohne finanziellen Nachteile. Doch die Wurzel dieser Probleme ist der Staat, er regelt diese Gesetze. Auch hier würde die Selbstbestimmung die Lösung herbeiführen und wir könnten uns in Südtirol selbst die Mutterschaftszeiten und die finanziellen Absicherungen für Eltern regeln.
Mit welchen Partnern wollen Sie in dieser Sache die Zusammenarbeit suchen?
Atz: Ich werde im Landtag den Vorschlag machen, dass sich hier alle Frauen des Landtages gemeinsam an einen Tisch setzen, und versuchen, einen Weg zu finden, unseren Müttern bzw. Vätern unter die Arme zu greifen.
Sie sind auch Frauensprecherin der STF: Welche frauenspezifischen Themen werden Sie außerdem aufs Tapet bringen?
Atz: Im Moment ist die Frauengruppe der Süd-Tiroler Freiheit dabei, sich international zu vernetzen, um Südtirol bei verschiedenen Daten und Regelungen nicht mit Italien vergleichen zu müssen, sondern mit europaweiten, bzw. internationalen Daten und Regelungen, auch um sich ein genaueres Bild machen zu können.
Wie sehen Sie als Gastwirtin in der Tourismushochburg Schenna die Entscheidung der SMG, in der italienischen und englischen Werbung für unser Land die faschistischen Namen für Südtiroler Orte zu verwenden? Peinliche oder traurige Notwendigkeit – oder schlichtweg eine Fortsetzung der faschistischen Politik Ettore Tolomeis?
Atz: Wir sind keine italienische Provinz und haben es auch gar nicht notwendig, uns mit italienischen Federn zu schmücken. Schon gar nicht mit faschistischen Namen. Außerdem wirft es doch ein schlechtes Bild auf ganz Südtirol, an Namen oder Dingen aus dem Faschismus festzuhalten. Die Gäste kommen seit vielen Jahrzehnten nach Südtirol, weil es tirolerisch ist, nicht italienisch – dafür fahren sie hinunter nach Italien. Unser Land hat mit seinen Tiroler Traditionen,  seinen Tiroler Speisen und mitsamt seinen historisch gewachsenen Ortsnamen so viel zu bieten, dass es das immer stärker werdende Italo-Mischmasch nicht braucht.
Das Tirolerische ist einzigartig auf der ganzen Welt. Den „Italiener“ finde ich auf der ganzen Welt gleich ums Eck. Wie heißt es immer in der Marktwirtschaft: „Erfolgreich ist der, der anders ist als alle anderen.“ Also haben wir doch die besten Voraussetzungen. Südtirol ist unser Name, der seit Jahrzehnten Gäste nach Südtirol lockt und bei Produkten für Qualität steht, nicht die faschistisch belastete Bezeichnung „Alto Adige“.
Interview: Margareth Lun







