von mmh 19.12.2025 11:25 Uhr

Cannabis Social Club Bozen kritisiert neue Regeln für medizinisches Cannabis

Italien hat mit dem im April 2025 verabschiedeten Sicherheitsdekret den Zugang zu Cannabis und insbesondere zu nicht-psychoaktiven Cannabidiol-(CBD)-Produkten deutlich erschwert. Diese Produkte waren bisher frei erhältlich und werden von vielen Patientinnen und Patienten als ergänzende Therapie genutzt.

(Foto: Cannabis Social Club APS)

Fachkreise kritisieren, dass die neuen Regelungen europarechtswidrig sein könnten. Bereits 2020 stellte der Europäische Gerichtshof (Urteil C-663/18) fest, dass CBD ohne psychoaktive Wirkung kein Betäubungsmittel ist und grundsätzlich frei gehandelt werden darf. Das aktuelle Dekret Italiens stehe im Widerspruch zum freien Warenverkehr innerhalb der EU.

Auswirkungen auf Patienten und Ärzte

Obwohl medizinisches Cannabis formal weiterhin verschreibbar bleibt, führt die pauschale Regulierung der gesamten Cannabis sativa L. zu einer weiteren Stigmatisierung der Pflanze. Patientinnen und Patienten, die CBD-Produkte ergänzend zu ärztlich verordneten Cannabisarzneimitteln nutzen, verlieren damit eine niedrigschwellige Behandlungsoption. Gleichzeitig wächst die Zurückhaltung bei Ärzten, die aufgrund von Informationsmangel oder rechtlicher Unsicherheit oft zögerlich mit Cannabistherapien umgehen.

Fortbildungsreihe des Cannabis Social Club Bozen

Vor diesem Hintergrund organisierte der Cannabis Social Club Bozen im Herbst 2025 eine zehnteilige Online-Fortbildungsreihe zu den medizinischen Anwendungsgebieten von Cannabis. Nationale und internationale Experten präsentierten aktuelle Studien, klinische Erfahrungen und bewährte Therapieansätze. Die Veranstaltungsreihe wurde von der Gesundheitsabteilung des Landes unterstützt und stand unter der Schirmherrschaft des Landeshauptmanns.

Cannabis als Therapieoption

Dr. Roberto Pittini, wissenschaftlicher Leiter der Reihe, betont: „Medizinisches Cannabis ist kein Allheilmittel, aber für viele schwerkranke Menschen eine wirksame und gut verträgliche Therapieoption. Gerade bei austherapierten Patientinnen und Patienten kann Cannabis die Lebensqualität deutlich verbessern.“

Der Cannabis Social Club Bozen fordert daher einen evidenzbasierten, differenzierten Umgang mit Cannabis, rechtliche Rahmenbedingungen, die Patientenschutz, ärztliche Therapiefreiheit und europäisches Recht in Einklang bringen, sowie eine Entstigmatisierung der Pflanze.

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