von lif 18.12.2025 15:55 Uhr

Leben in Südtirol: Wie viel bleibt vom Einkommen wirklich übrig?

Südtirol zählt zu den wohlhabendsten Regionen Italiens. Die Einkommen sind hoch, die Arbeitslosigkeit niedrig, aber trotzdem bleibt bei vielen Menschen am Monatsende kaum etwas übrig. UT24 hat recherchiert, wie Einkommen und Lebenshaltungskosten zusammenwirken und warum der finanzielle Spielraum für viele Haushalte immer kleiner wird.

Bild: APA

Nach Angaben von ASTAT liegt das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in Südtirol bei rund 28.500 Euro im Jahr und die durchschnittlichen Haushaltseinkommen sind vergleichsweise zu Italien recht hoch. Ein Südtiroler Haushalt verfügt im Schnitt über rund 45.000 Euro netto pro Jahr. Vom Bruttoeinkommen bleibt allerdings deutlich weniger übrig. Steuern und Sozialabgaben machen laut Statistik inzwischen rund 30 Prozent des Einkommens aus. Für viele Vollzeitbeschäftigte bedeutet das: Von 100 Euro Bruttolohn kommen am Ende nur 70 Euro netto an.

Der größte Kostenfaktor bleibt das Wohnen. Besonders in Bozen sind die Preise hoch. Laut ASTAT und Immobilienanalysen liegen die Mieten in der Landeshauptstadt bei elf bis 15 Euro pro Quadratmeter, in beliebten Lagen auch deutlich darüber. Für eine kleine Wohnung zahlen viele Haushalte schnell 700 bis 1.000 Euro im Monat, und das, ohne Nebenkosten. Außerhalb der Städte ist Wohnen günstiger, doch auch dort sind die Preise in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Energie- und Heizkosten haben sich seit 2022 spürbar verteuert. Laut Verbraucherstatistik mussten viele Haushalte allein dafür 30 Prozent mehr bezahlen als noch vor wenigen Jahren.

Auch der tägliche Einkauf belastet das Budget. Lebensmittelpreise sind seit 2022 um rund 20 Prozent gestiegen. Bozen zählt laut nationalen Preisvergleichen regelmäßig zu den teuersten Städten Italiens. Für einen durchschnittlichen Haushalt gehen monatlich mehrere Hundert Euro allein für Essen und Getränke drauf. Dazu kommen Ausgaben für Mobilität, Versicherungen, Kleidung und Freizeit. Wer am Land lebt, ist meist auf ein Auto angewiesen und Treibstoff, Versicherung und Wartung summieren sich schnell. Zwar ist der öffentliche Verkehr in Südtirol vergleichsweise günstig, doch nicht für alle eine echte Alternative.

Kaum Spielraum zum Sparen

Laut ISTAT geben Südtiroler Haushalte im Schnitt rund 3.700 Euro pro Monat für Konsum aus. Hochgerechnet entspricht das fast dem gesamten verfügbaren Haushaltseinkommen. Für viele Familien bleibt damit nur ein kleiner Rest oder gar nichts zum Sparen. Besonders schwierig ist die Situation für Alleinlebende, junge Menschen und Familien mit mittlerem Einkommen. Während Südtirol statistisch reich wirkt, zeigt sich im Alltag ein anderes Bild: Viele leben von Gehalt zu Gehalt.

Vergleich mit Nord-, Ost- und Welschtirol sowie Italien

Im Vergleich zum restlichen Italien steht Südtirol besser da: Die Einkommen sind höher, die Kaufkraft grundsätzlich stärker. Anders sieht es im Vergleich mit Nordtirol aus. Dort sind die Löhne oft noch höher, während aber einzelne Kosten, wie Treibstoff, niedriger sind. Allerdings ist Wohnen auch dort sehr teuer.

In Welschtirol sind die Einkommen niedriger als in Südtirol, die Ausgaben aber fast ebenso hoch. Das bedeutet: Dort bleibt vielen Haushalten sogar noch weniger übrig als in Südtirol.

Inflation frisst Kaufkraft

Ein zentrales Problem ist die Inflation. Zwischen 2021 und 2024 sind die Preise in Südtirol stark gestiegen, während die Löhne nicht im gleichen Ausmaß nachgezogen haben. Laut ASTAT hat das reale Haushaltseinkommen in den vergangenen Jahren an Kaufkraft verloren. Viele Menschen können sich heute weniger leisten als noch vor fünf oder zehn Jahren. Trotz höherer Löhne auf dem Papier.

Die Zahlen zeigen: Abzug von Miete, Lebensmitteln, Mobilität und Fixkosten bleibt vielen Haushalten nur wenig finanzieller Spielraum. Besonders die Mittelschicht spürt den Druck steigender Preise.

Nicht die Höhe des Einkommens allein ist entscheidend, sondern das, was am Ende des Monats übrig bleibt. Und genau hier wird das Leben in Südtirol für viele zunehmend zur Herausforderung.

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