Tourismus und Kriminalität: Gibt es einen Zusammenhang?

Nach Angaben des Landesinstituts für Statistik ASTAT verzeichnete Südtirol bis 2019 einen stetigen Anstieg der Gästezahlen. Im Rekordjahr 2019 wurden rund 33 bis 34 Millionen Übernachtungen gezählt. Gleichzeitig lag die Zahl der angezeigten Straftaten laut ASTAT bei rund 15.100 Fällen. Mit der Corona-Pandemie kam es 2020 zu einem Einbruch im Tourismus. Die Übernachtungen gingen um rund 35 Prozent zurück und parallel dazu sank auch die Kriminalität.
Ab 2021 setzte eine Erholung ein: Sowohl die Gästezahlen als auch die Kriminalität stiegen wieder an. 2022 erreichte der Tourismus laut ASTAT wieder das Vorkrisenniveau mit rund 34 Millionen Übernachtungen, 2023 wurden sogar über 36 Millionen gezählt. Gleichzeitig stieg die Zahl der Straftaten auf 16.258 im Jahr 2022 und 16.693 im Jahr 2023.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Tourismus und Kriminalität entwickelten sich in den vergangenen Jahren parallel. In Jahren mit starkem Tourismus gingen auch die Straftaten nach oben, in tourismusschwachen Jahren deutlich nach unten. Laut ASTAT bedeutet das jedoch nicht automatisch, dass Tourismus Kriminalität verursacht. Die Statistik zeigt lediglich eine zeitliche Übereinstimmung, keine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung. Auch Polizei und Landesstellen weisen darauf hin, dass Kriminalität von vielen Faktoren abhängt, etwa von gesellschaftlichen Entwicklungen, wirtschaftlicher Lage, Polizeipräsenz oder dem Anzeigeverhalten der Bevölkerung.
Saisonale Spitzen bei Diebstählen
Deutlicher wird der Zusammenhang beim Blick auf einzelne Deliktarten. Laut Polizeistatistiken sind es vor allem Eigentumsdelikte, die mit dem Tourismusaufkommen schwanken. Diebstähle machen in Südtirol rund 40 Prozent aller Straftaten aus. Wie aus ASTAT-Berichten hervorgeht, nahmen Taschen- und Ladendiebstähle besonders in den Jahren 2021 und 2022 wieder zu. 2021 stiegen Taschendiebstähle um fast 18 Prozent, Ladendiebstähle um mehr als elf Prozent.
Auch regional berichten Medien und Polizei, dass sich Diebstähle vor allem in touristisch stark frequentierten Orten, Innenstädten, Einkaufszonen, Weihnachtsmärkten und Skigebieten häufen. Gerade in den Sommermonaten und zur Wintersaison warnen die Sicherheitsbehörden regelmäßig vor Taschendieben.
Weniger Einfluss auf schwere Kriminalität
Bei schweren Straftaten ist der Zusammenhang deutlich schwächer. Laut ASTAT betrifft der Anstieg in tourismusstarken Jahren vor allem Bagatelldelikte wie Diebstahl oder Betrug. Gewaltverbrechen oder Drogendelikte zeigen zwar ebenfalls Schwankungen, lassen sich aber nicht eindeutig mit dem Tourismus erklären. Die Polizei ist der Meinung, dass schwere Delikte meist lokale Ursachen haben und weniger vom Gästeaufkommen abhängen. Auch während starker Tourismussaisonen bleibt Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen Italiens eine relativ sichere Provinz.






