von gk 14.12.2025 16:25 Uhr

„Rassistisch“: Warum ein Weihnachtsklassiker jetzt von den Märkten verschwindet

Ein heißer Kakao mit Rum sorgt auf deutschen Weihnachtsmärkten für eine hitzige Debatte. Standbetreiber stehen unter Sanktionsandrohung, Besucher reagieren empört, Veranstalter berufen sich auf Verantwortung. Medien berichten bundesweit über einen Streit, der weit über ein Getränk hinausgeht.

Foto: Pixabay

Der historische Hintergrund

Zwischen Lichterketten, Glühweinduft und winterlicher Nostalgie rückt auf deutschen Weihnachtsmärkten plötzlich ein Thema in den Fokus, das mit Besinnlichkeit wenig zu tun hat: Sprache, Erinnerungskultur und mögliche Konsequenzen bei Regelverstößen. Konkret geht es um ein Kakaogetränk mit Rum, das jahrzehntelang unter dem Namen „Lumumba“ verkauft wurde.

Wie mehrere Medien berichten, erhielten Standbetreiber auf dem Kasseler Märchenweihnachtsmarkt am 22. November eine E-Mail mit einer klaren Ansage: Das Getränk darf nicht mehr unter diesem Namen angeboten werden. Wer sich nicht daran hält, wird zunächst ermahnt. Bei wiederholter Missachtung drohen empfindliche Strafen bis hin zum Ausschluss vom Weihnachtsmarkt, was faktisch einem Verkaufs- und Hausverbot gleichkommt.

Bemerkenswert ist der Kurswechsel der Verantwortlichen. Noch im Jahr 2024 hatte sich der Veranstalter zurückhaltend gezeigt, als erste Forderungen nach einer Umbenennung laut wurden. Inzwischen ist die Linie eindeutig und laut Berichten kompromisslos.

Wie unter anderem die Frankfurter Rundschau berichtet, entzündet sich die aktuelle Debatte vor allem am Kasseler Märchenweihnachtsmarkt. Kassel Marketing begründet den Schritt damit, dass der Weihnachtsmarkt ein Ort sein solle, an dem sich alle Menschen willkommen fühlen. Die bisherige Bezeichnung des Getränks werde diesem Anspruch nicht gerecht.

Der Name „Lumumba“ verweist auf Patrice Lumumba, den ersten Ministerpräsidenten des Kongo nach der Unabhängigkeit von Belgien. Er galt als Symbolfigur des antikolonialen Widerstands und wurde 1961 nach einem Staatsstreich ermordet. Kritiker der Getränkebezeichnung sehen in der Verwendung seines Namens für einen alkoholischen Kakao eine Herabwürdigung und Verharmlosung seines Schicksals.

Aus dieser Perspektive sei der Begriff rassistisch konnotiert und historisch unsensibel. Befürworter der Umbenennung argumentieren, dass Tradition kein Freibrief sei, wenn sie auf Kosten anderer gehe.

Protest von den Nutzern in den sozialen Medien

In den sozialen Netzwerken fällt die Reaktion jedoch überwiegend ablehnend aus. Unter Beiträgen von Medien wie wochenblatt-news.de häufen sich laut Kommentarauswertungen spöttische und verärgerte Reaktionen. „Nur noch lächerlich“ oder „Das glaub ich jetzt nicht“ sind typische Aussagen. Viele Nutzer sehen in der Umbenennung ein überzogenes Symbolthema und fragen, ob es nicht dringendere gesellschaftliche Probleme gebe.

Kassel ist dabei kein Einzelfall. Auch in Bremerhaven wird das Getränk künftig nicht mehr unter dem bisherigen Namen angeboten, wie Radio Bremerhaven berichtet. Die Reaktionen dort ähneln denen in Kassel. Frankfurt hatte bereits im vergangenen Jahr eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen, die laut Angaben der Tourismusgesellschaft Wirkung zeigte. In Mainz wird das Getränk inzwischen neutral als „Kakao mit Schuss“ oder „heiße Schokolade mit Rum“ verkauft.

Während online die Emotionen hochkochen, reagieren manche Schausteller vor Ort pragmatisch und mit einem Augenzwinkern. Medien berichten von Standbetreibern, die das Getränk kurzerhand als „Lamumba“ anbieten: erkennbar für die Kundschaft, formal aber regelkonform.

Ob solche Lösungen stiller Protest oder dauerhafte Kompromisse sind, bleibt offen. Sicher ist nur: Die Debatte um Sprache, Geschichte und Political Correctness ist nun wohl auch auf den Weihnachtsmärkten angekommen.

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