Eine Lichterkette um die Welt: Heute gedenken wir verstorbener Kinder

Eine leuchtende Welle um den Globus
Um 19 Uhr werden heute Abend rund um den Erdball Kerzen in Fenstern entzündet. Die Idee ist so einfach wie berührend: Während die Flammen in einer Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten angezündet. So entsteht innerhalb von 24 Stunden eine ununterbrochene Lichterkette um die ganze Welt. Jede Kerze steht für ein Kind, das Spuren hinterlassen hat – sei es vor, während oder nach der Geburt, oder später im Leben.
„Möge ihr Licht für immer scheinen“ lautet die zentrale Botschaft dieser Initiative, die 1996 von verwaisten Eltern ins Leben gerufen wurde.
Gedenkfeiern diesseits und jenseits des Brenners
In Südtirol hat sich ein umfassendes Netzwerk etabliert, das betroffene Familien unterstützt. Der Katholische Familienverband Südtirol koordiniert gemeinsam mit neun Partnerorganisationen aus Seelsorge, Hebammenwesen und psychosozialer Beratung die Begleitung von Eltern, die ein Sternenkind verloren haben.
In Bozen finden zweimal jährlich große Gedenkfeiern statt – im Dezember in der Friedhofskapelle mit anschließender Lichterprozession zum „Schmetterling“-Grabfeld sowie im Frühling in der Kapuzinerkirche.
Auch in Nordtirol wird der Gedenktag ernst genommen. Bischof Hermann Glettler zelebriert heute um 14 Uhr im Innsbrucker Dom eine Heilige Messe für verstorbene Kinder. Krankenhausseelsorger Tomy Mullur, seit über 20 Jahren auf der Frauen- und Kopfklinik tätig, findet eindringliche Worte: „Es ist nicht nur eine stille Geburt, sondern es ist einfach wirklich still rundherum, eine ewige Stille“, erklärte er gegenüber der Katholischen Kirche in Tirol.
Um 16 Uhr findet eine weitere Gedenkfeier in der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz statt.
Eine Botschaft gegen die Einsamkeit
In Deutschland sterben jährlich etwa 20.000 Kinder und junge Erwachsene durch Krankheit, Unfall, Früh- oder Totgeburt. Viele trauernde Eltern leiden auch nach Jahren noch stark unter ihrem Verlust. Der Worldwide Candle Lighting Day sendet eine klare Botschaft: Ihr seid nicht allein, eure Kinder sind unvergessen.
Mullur, Experte für Sternenkinderpastoral, betont: „Die Begleitung betroffener Eltern benötigt besondere Sensibilität und einfühlsame Kommunikation.“ Vor allem Väter würden seltener Gesprächsangebote annehmen, sollten aber ermutigt werden, ihre Gefühle zuzulassen.
Ein Zeichen der Solidarität
Auch wer selbst nicht betroffen ist, kann heute um 19 Uhr eine Kerze ins Fenster stellen – als Zeichen der Solidarität mit trauernden Familien und als Anerkennung, dass jedes Leben zählt, egal wie kurz es war.
In einer Zeit, in der wir uns auf das Fest der Geburt vorbereiten, erinnert dieser Tag daran, dass Leben und Tod, Freude und Trauer oft näher beieinander liegen, als wir wahrhaben wollen.
Die leuchtenden Kerzen werden heute Abend zu einem stillen, aber kraftvollen Zeichen der Hoffnung: Das Licht dieser Kinder scheint weiter – in unseren Herzen und in unserer Erinnerung.






