Bianchi soll sich aus den Belangen der deutschen Schule heraushalten

Trotzdem übt er aktuell wieder Kritik an der Sprachstandserhebung im Kindergarten, einem Vorhaben der SVP, das die Unterstützung der deutschen Sprachgruppe sicherstellen soll. Bianchi bezeichnete diese Maßnahme in den Dolomiten als potenzielle „Segregation“. Diese Kritik ist nicht nur unbegründet, sondern gefährlich, da sie den Minderheitenschutz, den die deutsche Schule in Südtirol benötigt, in Frage stellt.
Sprachstandserhebung als Schutzmaßnahme für die deutsche Sprachgruppe
Die Sprachstandserhebung im Kindergarten ist ein zentrales Instrument, um frühzeitig festzustellen, welche Kinder sprachliche Defizite aufweisen und gezielte Förderung benötigen. Es geht also nicht um „Segregation“, wie Bianchi suggeriert, sondern um Frühförderung und die gezielte Unterstützung von Kindern mit sprachlichen Schwächen. Ziel ist es, allen Kindern die bestmögliche Unterstützung zu bieten, um erfolgreich in der Schule zu sein – unabhängig davon, ob sie in der deutschen oder der italienischen Schule weiter lernen.
Bianchi warf der Maßnahme vor, eine Abschottung zu fördern, und äußerte Bedenken, dass Eltern, die von Sprachtests erfahren, diese umgehen könnten, indem sie ihre Kinder in italienische Kindergärten schicken. Doch diese Bedenken verkennen den Kern des Vorhabens. Es geht nicht darum, Kinder zu isolieren, sondern sicherzustellen, dass Kinder, die Unterstützung benötigen, diese auch erhalten. Dies ist kein „Trenninstrument“, sondern eine Fördermaßnahme, die Chancengleichheit für alle Kinder schafft.
Die deutsche Schule in Südtirol hat eine entscheidende Bedeutung für den Schutz und die Erhaltung der deutschen Volksgruppe als kulturelle Minderheit und damit unterscheidet sie sich wesentlich von der italienischen Schule. Sie stellt sicher, dass deutsche Kinder ihre Sprache und Kultur bewahren können, auch in einem Umfeld, in dem die italienische Sprache dominiert. Der Schutz dieser Schule ist kein „Abschottungsversuch“, sondern eine Notwendigkeit für das Überleben einer Minderheit.
Bianchi hat jedoch in seinen öffentlichen Äußerungen den Wert der deutschen Schule als Minderheitenschule infrage gestellt. In seinen Augen sei die Sprachstandserhebung eine Gefahr für die gesellschaftliche Integration, doch er übersieht dabei die historische Notwendigkeit, dass Minderheiten ihre eigene kulturelle Identität bewahren müssen. Der muttersprachliche Unterricht ist ein Bollwerk gegen den Verlust der kulturellen Identität der deutschen Südtiroler.
Bianchi hat keine Zuständigkeit für die deutsche Schule
Es ist entscheidend zu betonen, dass Bianchi in seiner Funktion als Landesrat für Infrastruktur und Vermögensverwaltung keinerlei Verantwortung für das Bildungssystem trägt. Auch wenn er als Politiker die Freiheit hat, seine Meinung zu äußern, überschreitet er seine Kompetenzen, wenn er sich wiederholt in die Schulpolitik der deutschen Sprachgruppe einmischt. Bildungsfragen sollten von den Fachleuten im Bereich der Bildungspolitik entschieden werden – nicht von einem Politiker aus einem völlig anderen Ressort.
Man stelle sich den Aufschrei vor, würden etwa Ulli Mair oder Luis Walcher die Initiativen des italienischen Bildungslandesrates tagtäglich kommentieren. Bianchi vertritt mit nur 3.098 Vorzugsstimmen nicht einmal einen Bruchteil der Südtiroler Bevölkerung. In einem so sensiblen Bereich wie der Schulpolitik, der die kulturelle und sprachliche Identität der deutschen Südtiroler betrifft, sollte er sich also auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren und sich aus den Belangen der deutschen Schule heraushalten.
Die Debatte um italienische Kinder in den deutschen Schulen
Zudem kritisiert Bianchi die immer wieder aufkommende Diskussion über die Zahl italienischer Kinder in den deutschen Schulen, die regelmäßig von deutschen Eltern, Lehrern und Politikern thematisiert wird. In den Dolomiten erklärte er dazu: „Ich bin diese Schuldzuweisungen leid. Es gibt das Recht auf freie Schulwahl. Und das ist gut so. Oder glaubt die SVP, sie bekommt zweisprachige junge Südtiroler, indem sie ihre Schule immer weiter abschottet?“
Doch die Frage bleibt, warum Bianchi diese Debatte immer wieder anstoßen muss. Es ist nicht die Aufgabe der deutschen Schule, sich vorrangig mit der Integration italienischer Kinder zu befassen. Darüber hinaus ist es ein Fakt, dass deutsche Südtiroler in der Regel deutlich besser Italienisch sprechen als ihre italienischen Pendants Deutsch. Das tatsächliche Problem mit zweisprachigen Südtirolern stellt sich daher eher für die italienische Volksgruppe, nicht aber für die deutsche.
Bianchi soll sich auf seine Zuständigkeiten konzentrieren
Die deutsche Schule in Südtirol ist ein unverzichtbares Schutzinstrument. Sie verdient Respekt und Unterstützung, insbesondere durch politisch Verantwortliche, die über die nötige Kompetenz und Zuständigkeit im Bildungsbereich verfügen. Bianchi überschreitet seine Zuständigkeiten, wenn er sich immer wieder in die Bildungspolitik der deutschen Sprachgruppe einmischt, ohne über die notwendige Fachkenntnis zu verfügen.
Es ist höchste Zeit, dass er sich auf seine eigentlichen Aufgaben konzentriert – im Bereich Infrastruktur und Verwaltung – und die Arbeit der Bildungslandesräte respektiert, die die Verantwortung für die Schulpolitik tragen. Die deutsche Schule braucht keinen Politiker, der ihre Notwendigkeit und ihre Rolle als Minderheitenschule in Frage stellt, sondern eine Politik, die ihre Bedeutung anerkennt und schützt.






