„Wir wollen Kaderschmiede sein“: AfD-Jugend-Chef im UT24-Interview

Ein professioneller Neustart
Jean-Pascal Hohm zeigt sich im UT24-Gespräch ausgesprochen zufrieden mit dem Gründungsparteitag. Selbst politische Gegner hätten die Veranstaltung positiv bewertet, sagt er. „Ein linker Podcast meinte, das sei der professionellste Parteitag gewesen, den die AfD je abgehalten hat.“
Trotz verspätetem Beginn habe man sämtliche organisatorischen Schritte – von der Satzungsannahme bis zur Vorstandswahl – an einem einzigen Tag bewältigt. Hohm selbst wurde mit über 90 Prozent ins Amt gewählt. „Das verstehe ich als Vertrauensvorschuss“, betont er.
Seit der Neugründung sei man „hoch motiviert“ und arbeite eng mit der Bundespartei zusammen. Auch die neue Webseite wurde inzwischen online geschaltet. „Es geht voran“, sagt Hohm zuversichtlich.
Warum die frühere Jugendorganisation scheiterte
Ein zentraler Grund für die Neugründung liegt laut Jean-Pascal Hohm in der strukturellen Fehlentwicklung der „Jungen Alternative“, wie er UT24 erzählt. Die ehemalige Organisation habe versucht, zwei widerstreitende Rollen gleichzeitig auszufüllen: einerseits als formelle Jugendorganisation der AfD, andererseits als aktivistische Vorfeldgruppe mit starkem Fokus auf Straßenaktionen.
„Dieser Spagat konnte nicht funktionieren“, erklärt Hohm gegenüber UT24. Die Doppelrolle habe für Verwirrung gesorgt – sowohl innerhalb der Jugendorganisation als auch im Verhältnis zur Mutterpartei. Niemand habe mehr klar gewusst, welche Aufgaben und welche Identität die Junge Alternative eigentlich habe.
Ein weiterer Faktor sei eine unzureichende Kommunikation gewesen. „Man hat zu wenig mit der Mutterpartei gesprochen – und auch nach außen zu wenig erklärt“, so Hohm. Diese Lücken hätten Misstrauen verstärkt, besonders weil sich Teile der Jugendorganisation in parteiinterne Machtkämpfe hineinziehen ließen. „Da wurden einzelne Akteure von bestimmten Landesverbänden oder Lagern instrumentalisiert.“
Für die neue Struktur kündigt Hohm im Interview mit UT24 einen vollkommen anderen Stil an: direkte Gespräche, transparente Abstimmungen und klare Aufgabenverteilungen. „Wenn es ein Problem gibt, nehme ich sofort das Telefon in die Hand. Unsere Aufgabe ist, Nachwuchskräfte auszubilden, die der Partei helfen, wenn wir Verantwortung übernehmen.“
Linksextreme Blockaden und Proteste: „Der Polizei fehlt die politische Rückendeckung“
Überschattet wurde die Gründung der neuen AfD-Jugendorganisation im hessischen Gießen von massiven linksextremen Blockaden. Der Parteitag konnte erst verspätet beginnen, weil Demonstranten Zufahrtswege blockierten und die Polizei die Lage lange nicht unter Kontrolle brachte. Hohm schildert die Situation aus seiner Sicht eindrücklich.
„Die Polizei wäre durchaus in der Lage gewesen, das Versammlungsrecht durchzusetzen. Aber ihr fehlt ganz klar die politische Rückendeckung“, sagt er zu UT24. Bekannten Linksextremisten hätte man aus seiner Sicht bereits im Vorfeld Aufenthaltsverbote erteilen können. Auch konsequente Ermittlungen und erkennungsdienstliche Maßnahmen seien möglich gewesen, aber unterblieben.
Der Konvoi der Jugendorganisation habe schließlich über drei Stunden auf einem Rastplatz festgesessen. „Ich hatte den Eindruck, man hat gewartet, bis die Sonne aufgeht, um einen besseren Überblick zu haben. Erst dann wurden die Straßen geräumt.“
Trotz allem sieht Hohm darin auch eine politische Reaktion auf den wachsenden Einfluss der AfD. „Der politische Gegner hat keine Angst davor, dass wir die Demokratie abschaffen – sondern davor, dass wir tatsächlich Regierungsverantwortung übernehmen und etwa linke NGOs kritisch prüfen.“
Ein eingeschleuster Redner sorgt für Aufsehen
Für Irritation sorgte beim Gründungsparteitag in Gießen auch der Redebeitrag eines Mannes, der später als mutmaßliche Satire-Aktion identifiziert wurde. Der Mann war erst kurz zuvor Mitglied geworden und fiel bei seiner Aufnahme nicht weiter auf.
„Das spricht für mich klar dafür, dass hier jemand gezielt eingeschleust wurde“, verrät Jean-Pascal Hohm auf Nachfrage von UT24.
Um solche Fälle künftig zu verhindern, will die neue ‚Generation Deutschland‘ auf Delegiertenversammlungen setzen. „Wer erst seit wenigen Wochen Mitglied ist, wird normalerweise nicht zum Delegierten gewählt. Das schafft eine zusätzliche Sicherheitsstufe.“
Ziele und Ausrichtung
Inhaltlich will Jean-Pascal Hohm die neue AfD-Jugendorganisation weniger aktivistisch und stärker strukturiert ausrichten. Die Kernaufgabe sieht er in der Ausbildung des politischen Nachwuchses: „Wir wollen Kaderschmiede sein – junge Amts- und Mandatsträger hervorbringen, die die Partei unterstützen, sei es in der ersten oder in der zweiten Reihe.“
Zugleich wolle man junge Wähler erreichen und jene Themen aufgreifen, „die auf der Straße liegen“. Eine moderne Öffentlichkeitsarbeit und ein klarer Markenaufbau sollen dabei helfen. „Wir wollen als starke eigene Marke auftreten – Generation Deutschland soll man kennen.“
Europäische Vernetzung und Tirol-Bezug
Ein besonderes Anliegen ist Hohm die internationale Vernetzung mit ähnlichen Jugendorganisationen. „Wir teilen in Europa die gleichen Herausforderungen, allen voran die Folgen der unkontrollierten Masseneinwanderung.“
Beim jüngsten Treffen in Baden-Württemberg sei auch ein Vertreter der Freiheitlichen Jugend Tirol anwesend gewesen. Deren Erfahrungen seien für die neue AfD-Jugend äußerst wertvoll. „Sie haben viel mehr Routine in der Jugendarbeit. Von solchen Impulsen können wir profitieren.“
Persönlicher Ausblick
Für seine Amtszeit hat Jean-Pascal Hohm klare Ziele. In den nächsten Monaten sollen alle Landesverbände gegründet werden, und schon im kommenden Jahr peilt er 4.000 Mitglieder an.
„Natürlich wird es auch mal Situationen geben, in denen nicht alles nach Plan läuft. Aber ich bin selbstkritisch und offen für ehrliche Rückmeldungen. Ein offener Dialog ist mir wichtig.“
Am Ende steht für ihn aber ein Ziel im Mittelpunkt, wie er UT24 erläutert: eine stabile, funktionierende Jugendorganisation, die der Partei zukünftig tragfähige Strukturen liefert.






