von Alexander Wurzer 22.11.2025 09:00 Uhr

Invalsi-Ergebnisse: Der Zustrom ohne Deutschkenntnisse gefährdet Südtirols Bildung

Italienische Familien und solche mit Migrationshintergrund überlasten die deutschen Schulen in Südtirol – die Folgen für alle Schüler sind gravierend.

APA/dpa

Die Ergebnisse der INVALSI-Lernstandserhebung im Fach Deutsch in Südtirol werfen ein beunruhigendes Licht auf die wachsenden Herausforderungen des Bildungssystems. In den 3. Klassen der Grundschule, der 3. Klasse der Mittelschule und der 5. Klasse der Oberstufe wurden die Schüler getestet. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Kluft: Kinder, deren Familiensprache nicht Deutsch ist, schneiden signifikant schlechter ab. Doch nicht nur die betroffenen Schüler sind von den Ergebnissen betroffen – auch die Qualität des Unterrichts für alle Schüler im System leidet unter den sprachlichen Unterschieden.

In den 3. Klassen der Grundschule nahmen rund 3.800 Kinder teil, und der Durchschnitt der richtig gelösten Aufgaben lag bei etwa 60 Prozent. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass Schüler aus Deutsch-häuslichen Familien deutlich besser abschnitten. Schüler, die Deutsch und Italienisch als Familiensprachen haben, lagen etwa 10 Prozentpunkte hinter den Deutsch-Muttersprachlern, während Kinder, die nur Italienisch sprachen, mit einem Rückstand von 21 Prozentpunkten und Kinder mit einer anderen Familiensprache einen Rückstand von durchschnittlich 25 Prozentpunkten aufwiesen.

Dieser Rückstand zieht sich durch das gesamte Bildungssystem, da auch in der Mittelschule und der Oberstufe ähnliche Unterschiede zu beobachten sind. In der 3. Klasse der Mittelschule lag der Durchschnitt bei 206,8 Punkten, wobei Schüler ohne Migrationshintergrund signifikant bessere Ergebnisse erzielten. Die Schüler, die aus der ersten Generation von Migranten stammten, erzielten etwa –44,2 Punkte weniger, während die Schüler der zweiten Generation im Schnitt –36,8 Punkte weniger erreichten.

In der 5. Klasse der Oberstufe wurde ein ähnliches Bild sichtbar: Die durchschnittliche Punktzahl lag bei 197,7 Punkten, wobei 65,6 Prozent der Schüler das Mindestniveau erreichten. Auch hier blieben die Schüler mit Migrationshintergrund deutlich hinter denen ohne Migrationshintergrund zurück, mit einem Rückstand von –22 Punkten.

Der Zustrom von Kindern ohne ausreichende Deutschkenntnisse

Das zentrale Problem, das sich aus diesen Ergebnissen deutlich herauskristallisiert, ist der Zustrom von Kindern aus italienischen und migrantischen Familien, die immer häufiger in die deutschen Schulen eingeschrieben werden. Dies führt zu einer Überlastung des Systems, das ursprünglich für die deutsche Minderheit in Südtirol konzipiert wurde. Immer mehr Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse kommen in diese Schulen, wodurch die sprachliche Homogenität innerhalb der Klassen gefährdet wird.

Dieser Zustrom hat weitreichende Folgen. Die Lehrkräfte müssen immer mehr Zeit und Ressourcen in die Sprachförderung investieren, um den Schülern ohne ausreichende Deutschkenntnisse gerecht zu werden. Der Unterrichtsfluss wird dadurch verlangsamt, und die Qualität des Unterrichts sinkt – nicht nur für die Kinder mit Sprachdefiziten, sondern auch für die deutschen Kinder, die ursprünglich auf eine höhere Sprachkompetenz zurückgreifen konnten. Diese Kinder, die in ihren eigenen Klassen aufgrund ihrer besseren Sprachkenntnisse eigentlich einen Vorteil hätten, sind durch die zusätzliche Belastung des Unterrichts ebenfalls betroffen.

Was das für das gesamte Schulsystem bedeutet

Die Ergebnisse der INVALSI-Erhebung zeigen deutlich, dass das Südtiroler Bildungssystem an seine Grenzen stößt. Die Deutschkenntnisse der Schüler, die in nicht-deutschsprachigen Haushalten aufwachsen, sind unzureichend und beeinträchtigen die gesamte Unterrichtsqualität. Die Chancengleichheit wird dadurch gefährdet, nicht nur für die betroffenen Schüler, sondern auch für die deutschen Schüler, die in ihren Bildungswegen ebenfalls zurückgeworfen werden.

Frühzeitige Sprachförderung und gerechte Verteilung der Schüler auf verschiedene Schulen sind dringend notwendig, um sicherzustellen, dass alle Schüler auf einem vergleichbaren Sprachniveau in den Unterricht gehen können. Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Kinder – unabhängig von ihrer Herkunft oder Familiensprache – die bestmögliche Bildung erhalten.

Die INVALSI-Lernstandserhebung zeigt, dass das Südtiroler Bildungssystem einer grundlegenden Reform bedarf. Wenn die Sprachdefizite nicht frühzeitig ausgeglichen werden, verlieren alle Schüler, nicht nur die mit Migrationshintergrund, die gleiche Chance auf eine qualitativ hochwertige Bildung. Es liegt an den Verantwortlichen, jetzt zu handeln, um die Zukunft aller Kinder in Südtirol zu sichern.

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