Südtirol arbeitet mehr, verdient aber real weniger

Im Jahr 2023 sind in Südtirol 219.578 Personen abhängig beschäftigt. Das entspricht einem Anstieg um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von ihnen arbeiten 156.905 in Vollzeit und 62.673 in Teilzeit.
Die Zahl der Arbeitnehmerinnen liegt bei 93.256, also 42,5 Prozent der gesamten Beschäftigten. Damit bleibt der Frauenanteil ähnlich wie in den Vorjahren.
Arbeitswelt wird älter – Junge holen leicht auf
Im Vergleich zu 2013 ist der Anteil älterer Beschäftigter deutlich gestiegen.
Die Altersgruppe zwischen 50 und 59 Jahren macht nun 20,9 Prozent aus (2013: 16,4 Prozent). Auch die Gruppe ab 60 Jahren wächst von 3,2 auf 7,4 Prozent.
Trotz dieser Alterung gibt es auch eine leichte Zunahme der unter 30-Jährigen: Ihr Anteil steigt von 27,5 auf 28,7 Prozent, das entspricht 62.973 Personen.
Löhne steigen, Preise aber schneller
Im Jahr 2013 lag die durchschnittliche Bruttojahresentlohnung in der Privatwirtschaft bei 28.315 Euro. Zehn Jahre später, 2023, beträgt sie 32.902 Euro, ein Anstieg um 16,2 Prozent. Da die Inflation im selben Zeitraum 27 Prozent beträgt, ergibt sich real jedoch ein Rückgang um 8,5 Prozent.
Auch der Medianlohn zeigt ähnliche Entwicklungen:
- Männer: minus 10,4 Prozent
- Frauen: minus 9,9 Prozent
In allen Altersgruppen sinkt die reale mediane Entlohnung zwischen minus 7,4 Prozent (über 60 Jahre) und minus 10,9 Prozent (unter 30 Jahre).
Unterschiede nach Berufsgruppen und Arbeitszeit
Die Analyse nach Qualifikation zeigt:
- Arbeiter: minus 10,7 Prozent
- Angestellte: minus 10,9 Prozent
- Höhere Angestellte: minus 3,6 Prozent
- Führungskräfte: minus 7,4 Prozent
Nach Arbeitszeit betrachtet, verlieren Vollzeitbeschäftigte mehr Kaufkraft (minus 9,4 Prozent) als Teilzeitbeschäftigte (minus 5,4 Prozent). Am stärksten betroffen sind Saisonkräfte mit einem Rückgang von 11,8 Prozent.
Treue lohnt sich
Eine Längsschnittanalyse teilt die Beschäftigten nach vier Dienstaltersprofilen ein, von einem bis mindestens acht Jahren Berufserfahrung (jeweils mit mindestens sechs Monaten Vollzeitarbeit pro Jahr).
Die Ergebnisse:
- Mindestens acht Jahre Dienstalter: Kaufkraft +0,2 Prozent (hält mit der Inflation Schritt)
- Vier Jahre: minus 4,3 Prozent
- Zwei Jahre: minus 8,7 Prozent
- Ein Jahr: minus 9,2 Prozent
Je länger jemand beschäftigt ist, desto besser kann er oder sie den Wert des Einkommens halten.
Unterschiede zwischen den Wirtschaftssektoren
Die Analyse nach ATECO-Kodes zeigt, dass gerade jene Branchen mit vielen Beschäftigten oft die niedrigsten Entlohnungen haben.
- Beherbergung: 41.902 Beschäftigte, mediane Entlohnung 28.130 Euro
- Einzelhandel (ohne Kfz): 23.297 Beschäftigte, 25.854 Euro
- Gastronomie: 18.520 Beschäftigte, 24.356 Euro
Kollektivverträge: Tourismus und Handel unter dem Durchschnitt
Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten im Privatsektor fällt unter drei gesamtstaatliche Kollektivverträge (GSKV):
- Tourismus: 60.597 Personen
- Handel: 51.734 Personen
- Metall: 26.420 Personen
Die medianen Entlohnungen liegen bei:
- Tourismus: 27.089 Euro
- Handel: 28.766 Euro
- Metall: 33.524 Euro (deutlich über dem Median der Privatwirtschaft von 29.014 Euro)
Reale Lohnverluste in fast allen Sektoren
Zwar steigen die nominalen Bruttojahresentlohnungen in allen Kollektivverträgen, doch inflationsbereinigt zeigen neun von zehn Sektoren eine negative Entwicklung. Im Tourismus beträgt der reale Rückgang 7,5 Prozent, im Bauwesen sogar 16 Prozent.






