Landesrätin Pamer über neue Kitas, Personal und lange Wartelisten

Im Jahr 2024 wurden in Südtirol 5.232 Kinder unter drei Jahren in einer Betreuungseinrichtung begleitet. In einer Kita, bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater oder in einem Kinderhort. Zwölf neue Kitas haben im vergangenen Jahr eröffnet und heuer kamen weitere in Schnals, Karneid/Kardaun, Villnöß, Graun im Vinschgau sowie Forst/Algund dazu. Auch die Einrichtungen in Tirol und Natz-Schabs wurden erweitert. Landesrätin Rosmarie Pamer betont gegenüber UT24:„Viele Gemeinden haben erkannt, dass es wichtig ist, in den Bereich der Kleinkindbetreuung zu investieren. Gemeinsam schaffen wir so ein breites Angebot für Familien in ganz Südtirol.“
Der Betreuungsindex, der angibt, wie viele Kinder tatsächlich betreut werden, liegt nun bei 40,4 Prozent, was ein klarer Anstieg gegenüber 2022 (34,9 Prozent) ist. Damit nähert sich Südtirol dem von der EU vorgegebenen Barcelona-Ziel von 45 Prozent bis 2030.
Gemeinden mit Aufholbedarf
Trotz dieser Fortschritte gibt es laut Pamer noch deutliche Unterschiede zwischen den Gemeinden „Der größte Aufholbedarf besteht sicherlich in den Städten und größeren Ballungszentren und in jenen Gemeinden, welche noch keinen eigenen Betreuungsplatz anbieten“, erklärt sie. Zu den Gemeinden ohne eigene Einrichtung zählen unter anderem Altrei, Brenner, Franzensfeste, Kuens, Laurein, Moos, Mühlwald, Partschins, Plaus, Prags, Prettau, Proveis, Stilfs, Taufers, Tiers und Waidbruck.
Auch Andrian, Graun, Nals und Schnals weisen noch eine geringe Betreuungsquote auf, allerdings verfügen sie bereits über eigene Kitas, die den Bedarf künftig besser abdecken sollen. „In ländlichen Gemeinden ist der Index naturgemäß niedriger“, ergänzt Pamer, „weil dort familiäre Strukturen stärker sind und Großeltern oft einspringen.“ Manche dieser Gemeinden nutzen zudem Einrichtungen in Nachbargemeinden oder betreiben Spielgruppen, um den Bedarf zu decken.
Geplante Projekte in vielen Gemeinden
Für die kommenden Jahre seien bereits zahlreiche neue Projekte in Arbeit. Insgesamt 19 Bauvorhaben, darunter Neubauten, Erweiterungen und Renovierungen, wurden genehmigt. Sie verteilen sich auf 18 Gemeinden und umfassen ein Investitionsvolumen von rund 12 Millionen Euro.
Geplant sind dabei Projekte in Schlanders, Algund, Naturns, Natz, Branzoll, Bruneck, Völs, Innichen (zwei Projekte), Sterzing, Kurtatsch, Pfitsch, Tramin, Ratschings, Wolkenstein, Wengen, Dorf Tirol, Prad und Villanders. Weitere Vorhaben sind in Barbian, Bozen (Waltherpark), Freie Universität Bozen, Kiens, Lana, Tisens, Leifers (Kinderhort), Lüsen und Villnöß in Planung.
„Viele dieser Projekte konnten dank der PNRR-Förderungen umgesetzt oder angestoßen werden“, merkt Pamer an.Â
Gegen lange Wartelisten
In städtischen Gebieten berichten Eltern weiterhin von langen Wartelisten. Hier möchte das Land auf eine bessere Planung setzen: „Jede Gemeinde erstellt einen eigenen Entwicklungsplan für den Ausbau der Kleinkinderbetreuungsdienste, der jährlich aktualisiert wird“, erklärt Pamer. Diese Pläne sollen sicherstellen, dass der tatsächliche Bedarf an Betreuungsplätzen erkannt und gedeckt wird. In strukturschwachen Gemeinden können zudem Spielgruppen mit weniger als sechs Kindern gefördert werden, um eine Grundversorgung zu garantieren.
Mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Personal, denn gut ausgebildete und zufriedene Fachkräfte sind entscheidend für die Qualität der Betreuung. „Wir achten verstärkt auf das Wohl der Kinder, aber auch des Betreuungspersonals“, betont Pamer. So wurden in den vergangenen Jahren Entlohnung und Rahmenbedingungen verbessert. Die beitragsfähigen Höchststundensätze stiegen laut der Familienlandesrätin um 1,30 Euro und der nationale Kollektivvertrag sieht ab 1. Jänner 2025 ein 14. Monatsgehalt für Mitarbeiter in Sozialgenossenschaften vor.
Auch für Tagesmütter und -väter laufen derzeit Verhandlungen über einen neuen lokalen Vertrag. Parallel dazu setzt das Land auf Ausbildung und Kooperationen, etwa mit der Hannah-Arendt-Schule im Pustertal. Ein Beispiel für neue Ansätze liefert Graun im Vinschgau, wo Betriebe und öffentliche Hand zusammenarbeiten, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu halten.
Auf dem Weg zum EU-Ziel
Mit einem Betreuungsindex von über 40 Prozent und steigender Tendenz sieht sich Südtirol gut aufgestellt. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, das europäische Ziel von 45 Prozent bis 2030 zu erreichen“, zeigt sich Landesrätin Pamer überzeugt.






