Skandal im Irak: Neues Gesetz erlaubt Kinderehen ab neun

Ein Gesetz, das jetzt im Irak beschlossen wurde, sorgt weltweit für Entsetzen: Das Parlament hat das Mindestalter für Eheschließungen auf neun Jahre herabgesetzt. Damit wird eine Praxis legalisiert, die laut Menschenrechtsorganisationen längst als schwere Menschenrechtsverletzung gilt. Der Fall einer jungen Irakerin, die mit nur 13 Jahren verheiratet wurde, zeigt, welche verheerenden Folgen solche Gesetze haben können.
Die Frau, die aus Sicherheitsgründen anonym bleibt, schilderte ihre Erlebnisse gegenüber der unabhängigen Plattform Jummar Media und der britischen Zeitung The Guardian. Ihre Geschichte ist die eines Mädchens, das seine Kindheit verlor und erst Jahre später begriff, dass es Opfer eines Systems wurde, das Gewalt legitimiert und Frauen entrechtet.
Zwischen Liebe und Gewalt – das zerstörte Leben eines Mädchens
Mit 13 wurde sie einem fast 30-jährigen Mann versprochen. Ihre Eltern drohten ihr mit dem Tod, sollte sie sich weigern, ihre Mutter drohte sogar, sie zu erwürgen. Hilfe gab es keine – weder von Verwandten noch von Behörden. In ihrer Verzweiflung begann das Mädchen sich selbst zu hassen: ihren Körper, ihre Reife, ihr Dasein.
Anfangs war der Ehemann noch freundlich, brachte Geschenke, zeigte Zuneigung. Doch das vermeintliche Mitgefühl wandelte sich bald in Manipulation und Missbrauch. Die damals 13-Jährige war gefangen in einem Netz aus Angst, Schuld und Abhängigkeit. Nach einem brutalen Angriff ihres Vaters, bei dem sie mit Hammer und Schraubenschlüssel geschlagen wurde, zeigte ihr Mann Mitgefühl und Zärtlichkeit. Ihre Worte sind von bedrückender Ehrlichkeit und zeugen von ihrer Verwirrung: „Als er ging, hasste ich ihn. Als meine Familie grausam wurde, liebte ich ihn. Das war zu viel Verwirrung für ein Mädchen in meinem Alter.“
Was das neue Gesetz bedeutet
Dreieinhalb Jahre dauerte die Ehe. Heute lebt die Frau unabhängig, hat eine Therapie hinter sich und erkannt: Sie war ein Opfer, kein Täter. Doch ihr Blick in die Zukunft ist düster. Sie warnt, dass das neue Gesetz im Irak die systematische Unterdrückung von Mädchen zementieren würde.
„Meine Geschichte ist kein Einzelfall“, sagt sie. „Sie ist ein Vorgeschmack auf das, was dieses Gesetz bedeutet. Ein Freibrief für Missbrauch und die Zerstörung von Kindheiten.“
Während internationale Organisationen protestieren und von einem „Rückfall ins Mittelalter“ sprechen, verteidigen islamkonservative Kräfte das Gesetz als religiös legitim. Für Mädchen wie sie aber bleibt es ein lebenslanges Urteil. eines, das ihre seelischen Narben nie heilen lassen wird.






