Fahrradfahren in Südtirol: Paradies oder Albtraum?

Radfahren liegt im Trend. Doch während Touristen Südtirol als wahres Paradies für Radfahrer erleben, stoßen Einheimische im Alltag immer wieder auf enge Wege, gefährliche Kreuzungen oder fehlende Rücksicht im Straßenverkehr.
Laut Landesstatistik bleibt das Auto in ganz Südtirol das dominierende Verkehrsmittel (UT24 berichtete), außer in Bozen. Dort werden Rad und Öffis stärker genutzt, wie die ASTAT-Erhebung „Lokale Mobilität 2024“ zeigt. Zudem sammelt Bozen Auszeichnungen als Fahrradstadt, wie etwa die FIAB-Fahrradgemeinde-Flagge, die die Stadt auch dieses Jahr erneut erhalten hat.
Warum in die Pedale treten?
Südtirol punktet mit beliebten Routen wie dem Etschtalradweg (Bozen–Meran) und der Pustertaler Radroute, die gut ausgebaut, landschaftlich reizvoll und teils mit der Bahn kombinierbar sind. Auch praktische Angebote nehmen zu, wie zum Beispiel die Radlboxen, die sichere Abstellplätze bieten und mit App-Buchung den Alltag erleichtern sollen.
Zudem sollen Aktionen wie „bike&breakfast“ am Weltfahrradtag oder „Südtirol radelt“ zusätzlich motivieren, das Auto öfter stehen zu lassen.
Stimmen von Radpendlern
„Ich war heuer auch schon bei Minusgraden unterwegs. Dann zieht man einfach passende Kleidung an. Mit Handschuhen und Mütze ist das kein Problem“, sagt ein Mann aus dem Vinschgau, der täglich mit dem E-Bike pendelt. Auch eine Boznerin erzählt: „Im Sommer wie im Winter fahre ich innerhalb der Stadt mit dem Rad zur Arbeit. Den Bus nutze ich nur bei schlechtem Wetter.“
Vor allem zu den Stoßzeiten wird es auf den vielbefahrenen Radwegen eng, berichten die Radfahrer. Dann kommt es leicht zu gefährlichen Situationen oder Konflikten mit Autos. An Kreuzungen und auf Hauptstraßen wird daher immer wieder über mehr Sicherheit und klare Verkehrsführung diskutiert.
Blick nach vorn
Das Land peilt bis 2030 einen Radanteil von 20 Prozent an, wie aus einer Mitteilung des Landespresseamts hervorgeht. Dafür sollen mehr sichere Verbindungen, Abstellanlagen und Services geschaffen werden. Paralell setzt die Landeshauptstadt auf Events wie den Bozner Radtag und laufende Kampagnen, um den Alltag im Sattel noch attraktiver zu machen.
Südtirol ist für viele Radfahrer mit herrlichen Routen, guten Verbindungen zu Bus und Bahn und immer besserer Infrastruktur schon sehr nah am Paradies. Albtraum-Momente gibt es dort, wo Wege fehlen, es eng wird oder Rücksicht fehlt.






