von mmh 16.10.2025 13:24 Uhr

Erschütternde Studie: Nur eine Anzeige nach 31 Fällen sexualisierter Gewalt

Eine neue Studie der Universität Innsbruck rückt ein Thema ins Licht, über das in Südtirol bislang kaum gesprochen wurde: sexualisierte Gewalt. 31 Betroffene erzählen in Interviews von ihren Erfahrungen – viele von ihnen erstmals. Nur eine der befragten Personen hat Anzeige erstattet.

Foto: LPA/Fabio Brucculeri)

Die Zwischenbilanz der laufenden Untersuchung zeigt deutlich, wie tief das Problem in der Gesellschaft verwurzelt ist. „Die geringe Anzahl an Anzeigen zeigt, dass die Folgenlosigkeit für Täterinnen und Täter nach wie vor hoch ist“, sagt Studienleiterin Julia Ganterer. Gemeinsam mit Gundula Ludwig und Laura Volgger arbeitet sie am Forschungsprojekt „Sexualisierte Gewalt in Südtirol unter Berücksichtigung der drei Sprachgruppen“, das vom Land Südtirol finanziell unterstützt wird.

Gewalt, die im Verborgenen bleibt

Viele der Betroffenen erlebten Gewalt im engsten Umfeld – durch Verwandte oder Bekannte. Studienleiterin Gundula Ludwig betont, dass die Interviews gesellschaftliche Muster sichtbar machen:

„Bestimmte Ungleichheiten und Machtkonstellationen begünstigen das Auftreten sexualisierter Gewalt.“

Diese Strukturen führen laut den Forscherinnen dazu, dass Betroffenen häufig nicht geglaubt wird. „Wir sehen eine besorgniserregende Normalisierung von Gewalt in Südtirol“, so Ludwig weiter.

Forscherin Laura Volgger ergänzt:

„Viele Betroffene fühlen sich allein gelassen. Es braucht institutionelle Änderungen, damit sie schneller und effektiver Schutz und Unterstützung erhalten.“

Politik will Ombudsstelle schaffen

Landesrätin Rosmarie Pamer, die das Projekt unterstützt, betont die Bedeutung der Forschung:

„Es geht darum, den Betroffenen eine Stimme zu verleihen und damit das Schweigen zu brechen.“

Das Land arbeitet derzeit an der Einrichtung einer Ombudsstelle für Fragen sexualisierter Gewalt im Haus der Ombudsstellen beim Landtag. Diese neue Anlaufstelle soll Betroffene unabhängig beraten, begleiten und schützen.

Zusammen mit einem geplanten Betroffenenrat und einem wissenschaftlichen Beirat soll laut Pamer ein „starkes Dreieck aus Schutz, Mitsprache und Wissen“ entstehen – ein wichtiger Schritt, um das Thema dauerhaft aus der Tabuzone zu holen.

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