von lif 01.10.2025 10:54 Uhr

„Wohnen ist Luxus“

In Südtirol wird das Wohnen immer teurer. Besonders junge Menschen spüren die Folgen: Wer gerade in einer Ausbildung ist, studiert oder die erste eigene Wohnung sucht, stößt schnell an Grenzen. Zwischen überteuerten Einzimmerwohnung, langen Pendelwegen und der Rückkehr ins Elternhaus zeigt sich: Für viele ist Wohnen längst zum Luxus geworden.

Bild: APA

UT24 hat mit zehn jungen Südtirolern gesprochen und unterschiedliche Erfahrungen gehört. 

Lukas (24) arbeitet Vollzeit, doch rund die Hälfte seines Gehalts geht für die Miete drauf. „Eine Einzimmerwohnung, die nicht abgelegen ist, kann inzwischen 800 Euro kosten. Wenn ich nicht manchmal bei meinen Eltern essen würde, ginge sich das gar nicht aus“, erzählt er. Ähnlich sieht es bei Elena (22) aus. Sie studiert in Bozen, wohnt aber weiterhin bei ihren Eltern, weil sie sich keines Weges eine eigene Wohnung leisten könnte. „Ich fahre jeden Tag fast eine Stunde hin und zurück. Klar, das kostet Zeit und Sprit, aber wenigstens muss ich keine 900 Euro Miete zahlen.“ Viele Junge teilen sich inzwischen aber auch Wohnungen, einfach aus Kostengründen. So wie Marco (27) . „Ich wollte eigentlich allein wohnen, aber das ist unbezahlbar. Jetzt lebe ich mit zwei Mitbewohnern, die ich vorher nicht kannte. Wir verstehen uns gut, aber mit Ende 20 hätte ich mir das anders vorgestellt.“ Nadine (25) sieht das ähnlich. „Wenn ich höre, dass man sich ein Haus kaufen soll, kann ich nur lachen. Selbst eine kleine Wohnung ist ohne finanzielle Hilfe und einem normalen Gehalt nur schwer leistbar. Eigentum ist für unsere Generation fast unmöglich.“

Jonas (23) hat eine kleine, günstige Wohnung auf dem Land gefunden, doch dafür ist die Arbeit ist weit weg. „Ich fahre jeden Tag fast 70 Kilometer. So spare ich zwar an der Miete, zahls aber beim Sprit drauf“, sagt er. Für Sophie (21) sind die hohen Preise schwer nachvollziehbar: „Ich verstehe, dass alles teurer wird. Aber wenn man für 40 Quadratmeter teilweise 900 Euro verlangt, stimmt was nicht. Das kann sich kein Lehrling leisten.“ Patrick (24) ist Student in Bozen und berichtet von einem anderen Problem: „Viele Vermieter geben lieber an Berufstätige. Wir Studenten haben da oft gar keine Chancen ohne fixen Gehalt. Ich hab zehn Anfragen geschrieben, bevor ich überhaupt eine Antwort bekam.“

Julia (26) wohnt mit ihrer Freundin zusammen. „Allein könnten wir uns das nie leisten. Zu zweit geht’s, aber wir müssen trotzdem auf jeden Cent achten. An Familienplanung ist momentan nicht zu denken.“ Manche mussten ihre Unabhängigkeit wieder aufgeben. So wie Matteo (28): „Ich hab drei Jahre allein gewohnt, dann wurde die Miete plötzlich um erhöht und jetzt bin ich wieder bei meinen Eltern. Nicht ideal, aber günstiger.“

Nicht alle Erfahrungen sind negativ. Laura (23) hatte Glück: „Mein Vermieter ist fair und verlangt keine Fantasiepreise. Aber viele Freunde zahlen fast doppelt so viel für weniger. Es ist wirklich Glückssache geworden.“

Eines zeigen all diese Stimmen deutlich: Wohnen ist für viele junge Südtiroler längst kein selbstverständlicher Teil des Erwachsenwerdens mehr. Statt Freiheit und Unabhängigkeit bedeutet es oft Verzicht, Kompromisse und Sorgen um die Zukunft.

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