Der Angriff der Faschisten auf Glaube und Tradition

Wie der „Tiroler Anzeiger“ vom 6. September 1932 berichtete, hätte in Prad im Vinschgau am Antoniustag eine feierliche Prozession stattfinden sollen. Als der italienische Amtsbürgermeister, der faschistische „podestà “, vorschreiben wollte, in welcher Sprache gebetet werden müsse, weigerte sich der deutsche Pfarrer, ihm zu folgen. Daraufhin verbot der „podestà “ die Prozession. Ein Carabinierioffizier aus Schlanders und ein Quästorbeamter aus Bozen erschienen im Pfarrhof, „um offiziell das Verbot der Abhaltung der Prozession auszusprechen.“
Als der Pfarrer die Prozession trotzdem abhalten wollte, versperrten Italiener den Kirchhof mit Automobilen und ein Aufgebot der faschistischen Miliz sowie 40 Carabinieri verhinderten den Umzug.
1933: Verbot der Fronleichnamsprozessionen im Raum Brixen und Unterland
Auch im Jahr darauf, 1933, versuchte die italienische Regierung, den Kindern auf den Fronleichnamsprozessionen das Beten in italienischer Sprache vorzuschreiben. Da sich der Fürstbischof von Brixen dem nicht beugte und auf dem Gebet in der Muttersprache beharrte, wurden alle Umzüge im Raum Brixen verboten.
Wie die in Innsbruck erscheinende Zeitung „Der Südtiroler“ am 1. Juli 1933 berichtete, geriet die Fronleichnamsprozession in Bozen zu einer politischen Demonstration uniformierter Angehöriger der faschistischen Jugendorganisation „Balilla“, „die mit geschulterten Gewehren, ja sogar mit aufgepflanzten Bajonetten (!) im Militärschritt an der Spitze des Zuges marschierten und die Gebete in italienischer Sprache geradezu schrien“. Dies tat sie auf Weisung der italienischen Lehrer, welche sie laufend aufforderten, möglichst laut italienisch zu beten.
Auch im Südtiroler Unterland, welches zur Diözese Trient gehörte, hatte der Trentiner Erzbischof Celestino Endrici verfügt, dass laut italienisch gebetet werden müsse. Die Kinder hielten sich aber nicht daran, was die italienischen Lehrer zu lauten und erregten Zurufen veranlasste, wie man ebenfalls in „Der Südtiroler“ nachlesen konnte.
1937: Verbot des deutschen Gebetes und des Spielens des Herz-Jesu-Liedes
Dort, wo ihnen dies möglich war, konnten sich die Faschisten kleinlicher Bosheiten nicht enthalten. Im Jahr 1937 wurde aus Margreid im Bozner Unterland berichtet, dass der faschistische Amtsbürgermeister das laute deutsche Gebet auf der Fronleichnamsprozession verboten habe und in Deutschnofen sei der Musikkapelle das Spielen des Herz-Jesu-Bundesliedes auf der Prozession verboten worden.
Aber der Glaube und die Standfestigkeit waren stärker als alle Schikanen. Diese führten nämlich nicht zu einer von Rom gewünschten Resignation der Bevölkerung. Im Gegenteil, sie stärkten den Widerstandswillen und die Festigkeit im Glauben. In Rom verkannte man die Mentalität der deutschen und der ladinischen Bevölkerung verwechselte Geduld und Friedfertigkeit mit einer in Südtirol nicht vorhandenen Bereitschaft zur Selbstaufgabe.
Der deutsche Klerus stand seinen Leuten zur Seite und diese bewiesen ebenfalls Mut und zeigten ihre Treue.
Der obige Auszug stammt aus dem Buch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“ von Dr. Helmut Golowitsch.
Golowitsch, Helmut: Für die Heimat kein Opfer zu schwer. Folter-Tod-Erniedrigung. Südtirol 1961-1969. Edition Südtiroler Zeitgeschichte: Deutschland: Druckerei Brunner. 2009. ISBN: 978-3-941682-00-9.






