von veo 26.08.2025 11:16 Uhr

Stadttauben brauchen Hilfe statt Vertreibung

Der Österreichische Tierschutzverein fordert ein tierschutzgerechtes Futter- und Populationsmanagement für Stadttauben. Davon profitieren nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen in der Stadt.

Bild: Österreichischer Tierschutzverein

Verwilderte Haustiere mit schlechterem Ruf als verdient

In Wien leben laut Wildtierservice rund 50.000 Stadttauben. Sie stammen von gezüchteten Haustauben wie Brief-, Sport- oder Hochzeitstauben ab und sind daher keine Wildtiere, sondern verwahrloste Haustiere. „Ihr schlechter Ruf beruht meist auf Ängsten, Vorurteilen und Unwissen“, betont der Österreichische Tierschutzverein. Untersuchungen zeigen: Tauben sind keine „Ratten der Lüfte“.

Ihre Vorfahren sind die Felsentauben, die Felsen und Nischen als Brutplätze nutzten. Heute besiedeln Stadttauben daher Mauern, Dachböden oder Gebäudefassaden. Sie sind fürsorgliche Eltern – beide Partner füttern ihre Küken in den ersten Tagen mit einer besonderen Kropfmilch.

Problematisch ist die Nahrungssuche in der Stadt: Statt hochwertiger Körner und Samen finden viele Tauben nur Brot oder Essensreste. „Das kann zu Durchfall führen und liefert nicht die notwendigen Vitamine, Mineralstoffe und Eiweiße“, erklärt Tierexperte Alfred Kofler. Folge sind Mangelerscheinungen und Krankheiten, die sich im Kot der Tiere zeigen. Zusätzlich verletzen sich viele Tauben an Fäden oder Schnüren, die sich um ihre Füße wickeln.

Tierfreundliches Management statt Hungertod

Tauben haben den Menschen über Jahrhunderte begleitet – als Fleisch- und Eierlieferanten, Briefboten und sogar als Düngerproduzenten. Ihr Orientierungssinn bleibt einzigartig: Sie nutzen Erdmagnetfeld und markante Gebäude zur Navigation. Doch heute werden viele Tiere ihrem Schicksal überlassen. Besonders problematisch ist der Einsatz von Hochzeitstauben: Als romantisches Symbol entlassen, finden sie in der Stadt weder Futter noch Wasser und verhungern häufig qualvoll.

Der Österreichische Tierschutzverein fordert deshalb ein strukturiertes, tierfreundliches Management. Das Pilotprojekt „Betreuter Taubenschlag“ am Wiener Hauptbahnhof zeigt, wie es funktioniert: Dort erhalten die Tiere artgerechtes Futter, Nistplätze und medizinische Betreuung. Durch den Austausch von Eiern gegen Gipseier wird die Population schonend reguliert.

Ganz anders in Salzburg: Dort sorgt ein strenges Fütterungsverbot für Kritik. Denn die Tiere werden damit einfach dem Hungertod überlassen – in der Hoffnung, dass so ihre Zahl sinkt. Der Tierschutzverein betont: „Verhungern ist keine Lösung.“ Stattdessen braucht es betreute Schläge, artgerechtes Futter und Verständnis für diese verwilderten Haustiere. Nur so lassen sich Tierwohl und Stadthygiene dauerhaft miteinander vereinbaren.

Bilder: Österreichischer Tierschutzverein

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