von mmh 07.08.2025 11:00 Uhr

Rückgang bei Schwangerschaftsabbrüchen und Fehlgeburten

Die neuesten Zahlen des Landesinstituts für Statistik (ASTAT) zu Schwangerschaftsabbrüchen und Fehlgeburten in Südtirol werfen Licht auf ein Thema, das gesellschaftlich sensibel, politisch brisant und medizinisch komplex ist.

Symbolbild (P

2024 wurden in Südtirol 525 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt – ein Rückgang um 4 % gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Fehlgeburten sank sogar um 17,7 % auf 325 Fälle. Doch hinter den nüchternen Zahlen stehen Fragen, die für Zündstoff sorgen.

Ausländische Frauen häufiger betroffen

Besonders auffällig: 40,4 % der Abbrüche betreffen Frauen ohne italienische Staatsbürgerschaft – also fast jede zweite. Rechnet man die Abbruchziffer hoch, zeigt sich, dass ausländische Frauen rund viermal häufiger abtreiben als Italienerinnen (13,1 vs. 3,4 pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter).

Auch bei den wiederholten Abbrüchen liegt die Zahl höher: Rund 31,6 % der ausländischen Frauen haben bereits einen oder mehrere Abbrüche hinter sich – bei Italienerinnen sind es 19,2 %.

Weniger Skalpell, mehr Pille

Ein deutlich wachsender Trend ist der medikamentöse Abbruch: 55,8 % aller Schwangerschaftsabbrüche erfolgten 2024 mit Medikamenten – ein Plus von über 10 % zum Vorjahr. Der Eingriff erfolgt meist ambulant, die Frauen verbringen weniger als 24 Stunden in der Klinik.

Ärzte sagen Nein – aus Gewissensgründen

Ebenfalls brisant: 74,3 % der Gynäkologinnen und Gynäkologen an den Spitälern Bozen und Meran verweigern Abbrüche aus Gewissensgründen. Landesweit liegt die Quote bei 59,5 %. Südtirol liegt damit über dem italienweiten Schnitt von 60,7 %.

Ein Rückzug ins Private? Zumindest lässt die Statistik erkennen, dass über 90 % der Abbruchbestätigungen vom Krankenhaus selbst ausgestellt werden. Familienberatungsstellen oder Hausärzten spielen kaum eine Rolle.

Wer sind die betroffenen Frauen?

  • 64,1 % sind ledig, ein Drittel verheiratet.
  • 46,9 % sind zwischen 18 und 29 Jahre alt, nur 2,7 % unter 18.
  • 38,3 % sind kinderlos, knapp 40 % haben bereits zwei oder mehr Kinder.
  • Die durchschnittliche Abbruchzeit liegt bei unter 10 Wochen, 6,5 % erfolgen später – oft wegen medizinischer Befunde.

Fehlgeburten: Weniger Fälle, höheres Alter

Auch die Zahl der Fehlgeburten ist rückläufig: 325 Fälle wurden 2024 gemeldet. Die betroffenen Frauen waren im Schnitt 33,5 Jahre alt. Das Risiko steigt deutlich mit zunehmendem Alter: Frauen über 40 erleiden rund doppelt so häufig eine Fehlgeburt wie 35- bis 39-Jährige.

Am häufigsten treten Fehlgeburten in der 10. Schwangerschaftswoche auf. Fast 50 % der Fälle werden mit einer Ausschabung behandelt, drei Viertel unter Vollnarkose.

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