von veo 29.07.2025 08:21 Uhr

Marmorierte Forelle: Schutz mit Langzeitwirkung

Das Aquatische Artenschutzzentrum in Schenna feiert einen wichtigen Meilenstein: Über 100.000 junge Marmorierte Forellen werden heuer in Südtirols Gewässer eingesetzt. Dahinter steckt eine jahrelange Aufbauarbeit, die vor allem auf Qualität, Naturnähe und genetische Vielfalt setzt.

Einzigartige Zucht für Südtirols einzige heimische Forellenart

Das Aquatische Artenschutzzentrum, Teil des Forstbetriebs der Agentur Landesdomäne, gilt als Vorzeigeprojekt im Schutz gefährdeter Wasserlebewesen in Südtirol. In diesem Jahr erreicht das Zentrum einen bedeutenden Erfolg: Zum ersten Mal können über 100.000 Jungfische der Marmorierten Forelle für den Besatz freigegeben werden. Diese Zahl basiert auf der erfolgreichen Gewinnung von rund 360.000 Eiern im Herbst 2024. Die Marmorierte Forelle ist die einzige ursprünglich heimische Forellenart in Südtirol und daher von besonderem Schutzinteresse.

Wie der Koordinator des Zentrums, Daniel Eisendle, erklärt, liegt der Fokus der Zucht nicht auf einer möglichst großen Anzahl, sondern auf der Qualität der Tiere. Alle Mutterfische stammen aus Wildbeständen und sind genetisch exakt dokumentiert. Ein speziell entwickeltes Verkreuzungsprotokoll sorgt für eine hohe genetische Vielfalt – ein entscheidender Faktor, damit sich die Fische später in der Natur behaupten können.

Naturnahe Haltung statt klassischer Fischzucht

Das Zuchtkonzept in Schenna unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Fischzuchten. Ziel ist es, Domestizierung und Hybridisierung zu vermeiden – beides schwächt die Überlebensfähigkeit in freier Wildbahn. Deshalb werden Haltung und Fütterung möglichst naturnah gestaltet: In einem 180 Meter langen Fließgerinne, das einen alpinen Bach simuliert, wachsen die Mutterfische unter natürlichen Bedingungen auf. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Plankton und Beutefischen – ganz wie in der Wildnis.

Laut einer Aussendung war der Aufbau des Zentrums gerade in den Anfangsjahren eine große Herausforderung. Doch durch gezielte Investitionen der Agentur Landesdomäne, finanziert mit Landesmitteln und Mitteln aus der Wassernutzung, konnten geeignete Infrastrukturen geschaffen werden. Alte Becken wurden saniert und an die neuen Anforderungen angepasst. Heute genießt das Zentrum auch über Südtirol hinaus hohe Anerkennung in der Fischerei.

Seit 2017 sind alle Maßnahmen zum Schutz der Marmorierten Forelle im Projekt MarmoGen gebündelt. Dieses vereint die Kompetenzen des Landesamts für Wildtiermanagement, der Fondazione Edmund Mach und des Artenschutzzentrums in Schenna. Eine enge Zusammenarbeit mit Fischereivereinen, Brutanstalten und Gewässerbewirtschaftern bildet eine weitere wichtige Säule.

Trotz der Erfolge bleibt die Erhaltung der Marmorierten Forelle eine langfristige Aufgabe. Nur durch konsequente wissenschaftliche Begleitung, genetische Kontrolle und eine starke Partnerschaft aller Beteiligten kann diese ökologisch und kulturell bedeutende Fischart auf Dauer in Südtirols Gewässern überleben.

Fotos: LPA/Aquatisches Artenschutzzentrum

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