Tirols größtes Bauprojekt nimmt Form an: Die Kanzelgalerie im Überblick

Ein Bauwerk gegen den Steinschlag
Die Reschenstraße zählt zu den wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Nordtirols. Doch die steilen, felsdurchsetzten Hänge oberhalb des Abschnitts zwischen der Tschingelsgalerie und der Kanzelkehre bergen Gefahr: Trotz bestehender Schutznetze kommt es immer wieder zu Steinschlägen. Mit der neuen Kanzelgalerie – einem 400 Meter langen Schutzbauwerk – will das Land Tirol nun dauerhaft Abhilfe schaffen und die Verkehrssicherheit massiv erhöhen.
„Die Galerie wird ein Meilenstein für die Sicherheit und Zuverlässigkeit dieser Verbindung – für Einheimische, Touristen und den Güterverkehr gleichermaßen“, betont LHStv. Geisler. Die Baukosten belaufen sich auf rund 39 Millionen Euro, die Fertigstellung ist bis Ende 2026 geplant.
Bevor überhaupt Beton gegossen werden konnte, musste der Baugrund abgesichert werden: In bis zu 200 Meter hohen Felswänden wurden lose Gesteinsformationen beseitigt, ein 70 Meter hoher Felsturm entfernt und insgesamt 850 Meter Steinschlagschutzzäune errichtet. Zusätzlich wurden 5.000 Quadratmeter Felsfläche mit Spezialnetzen stabilisiert – ein enormer Aufwand, der sich laut Günter Guglberger, Leiter der Abteilung Landesstraßen, aber „als absolut notwendig für den sicheren Baufortschritt erwiesen hat“.
Tief verankert: Fundamente für die Galerie
Derzeit läuft der Bau der Galeriefundamente – ein technisches Meisterstück: Um auf dem instabilen Gelände die nötige Stabilität zu gewährleisten, werden teils bis zu 20 Meter lange Pfähle in den Untergrund gebohrt. Insgesamt werden auf der Baustelle 23.000 Laufmeter Pfähle versenkt – das entspricht fast dreifacher Mount-Everest-Höhe.
Parallel dazu entstehen Stützmauern und Portalwände, damit der Straßenverkehr während der Bauphase weiterlaufen kann. Die Verkehrsführung erfolgt aktuell einspurig per Ampelregelung.
Mit August 2025 beginnt die Errichtung der Galerie selbst – mithilfe eines mobilen Schalwagens, der Stück für Stück das Bauwerk formen wird. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem 2.300 Tonnen Betonstahl und 16.000 Kubikmeter Beton.
Straßenbauexperte Gregor Wieland lobt die sorgfältige Logistik: „Wir haben eigens eine Bauebene unterhalb der Fahrbahn geschaffen, damit der Verkehr auch während der Bauarbeiten möglichst ungestört weiterlaufen kann. Im Fall von Straßensperren kann sie auch künftig flexibel genutzt werden.“
Geduld gefragt – aber das Ziel ist klar
Wegen der Bauarbeiten kann es vor allem in den Sommermonaten zu längeren Wartezeiten kommen. Als Ausweichroute steht die Umfahrung über die B184 Engadiner Straße zur Verfügung – allerdings mit Einschränkungen für lange Anhänger und Busse.
Kurzzeitige Sperren der Reschenstraße sind erst für Herbst 2026 vorgesehen. Das Land Tirol sichert frühzeitige Information zu.
Bürgermeisterin Melanie Zerlauth (Pfunds) und Bürgermeister Helmut Spöttl (Nauders) begrüßen die Umsetzung: „Ja, es gibt Einschränkungen – aber die Vorteile für unsere Gemeinden überwiegen klar. Die Kanzelgalerie wird die Verbindung nach Süden nachhaltiger und sicherer machen.“
Auch Geisler dankte den Einsatzkräften: „Dass bisher unfallfrei gearbeitet wurde, ist dem strikten Sicherheitskonzept und der Professionalität der Arbeiter zu verdanken. Wir sind im Plan – und wenn alles weiter so läuft, feiern wir 2026 die Eröffnung.“






